In einigen Situationen, wie einem Brand im Pferdestall, wird empfohlen, die Augen des Tieres abzudecken. Doch wieso eigentlich?
Forscher der Universität von Guelph, Kanada, gingen dieser Frage nun nach. 33 Reitschulpferde wurden dazu jeweils mit und ohne verbundene Augen durch einen Hindernisparcours geführt. Dabei zeichneten die Forscher benötigte Zeit, Druck auf den Führstrick, Herzfrequenz und Vermeidungs- oder Widerstandsverhalten auf. Das Fazit der Studie: Insgesamt benötigten Pferde mit verbundenen Augen mehr Zeit und übten beim Führen aus dem Stall einen größeren Druck auf das Führseil aus als Pferde ohne verbundene Augen. Sie zeigten auch häufiger Vermeidungs- und Ablehnungsverhalten und erlebten während des Prozesses einen stärkeren Anstieg der Herzfrequenz. Beim Führen durch ein visuell beängstigendes Hindernis benötigten Pferde mit verbundenen Augen jedoch weniger Zeit, übten weniger Druck am Führseil aus und zeigten weniger Vermeidungs- oder Ablehnungsverhalten als Pferde ohne verbundene Augen. Die Forscher resümierten: „In zeitlich kritischen Notfallsituationen wird das Tragen einer Augenbinde nicht empfohlen, da es die für das Führen erforderliche Zeit verlängert und widerständiges Verhalten hervorruft, welches das Handling des Pferdes erschwert. Bei der Vorbereitung auf Notfälle sollte der Schwerpunkt stattdessen auf der Bereitstellung von Schulungen für den Umgang mit Pferden für Notfallpersonal in ländlichen Regionen liegen.“ Weitere Untersuchungen, um die Wirksamkeit von Augenbinden in simulierten Notfallszenarien realistisch beurteilen zu können, seien jedoch vonnöten, so die Forscher weiter.
Text: Redaktion Foto: imago images/ Foto Funke