Das Leichttraben werde häufig auf eine Pflichtübung während der Lösungsphase reduziert, bemängelt Krankengymnastin, Dressurreiterin, Ausbilderin und Richterin Susanne von Dietze. Dabei bietet es nicht nur eine Fülle rückenfreundlicher Lösungen, sondern lässt sich auch von Fortgeschrittenen nutzen
Fußwechsel im Stehen:
„Das gängige Leichttraben verlangt bei jedem Handwechsel auch einen Fußwechsel: Der Reiter sitzt für einen Tritt aus, um in den neuen Rhythmus zu wechseln. Dieses Umsitzen lässt sich auch über ein zweimaliges „Aufstehen“ – also einen Übergang in den leichten Sitz für einen Trabtritt – durchführen“, so die Expertin. Dieses „Umstehen“ stellt eine größere Herausforderung an die Balance des Reiters dar. Probieren Sie es mal als Alternative aus!
Mit dem Rhythmus spielen:
Wer den Fußwechsel über das Aufstehen beherrscht, kann beginnen, mit dem Rhythmus des Leichttrabens zu spielen und z.B. zweimal sitzen und zweimal stehen zu bleiben (Sitz-Sitz-Auf-Auf), rät die Ausbilderin. Weitere Abfolgen seien besonders anspruchsvoll. Sitz-Sitz-Auf würde sich besonders zur Beruhigung eiliger Pferde oder zum Gewöhnen junger Pferde an die Aussitzbewegung eignen, Sitz-Auf-Auf zum Lösen verspannter, empfindlicher, festgehaltener Pferderücken.
Trabtritte kontrollieren:
Wie gut können Sie Ihr Becken kontrollieren? „Zur Übung kann man einige Trabtritte lang etwas übertrieben hoch aufstehen, um danach das Aufstehen so klein wie nur irgend möglich werden zu lassen. Die minimalste Form des Leichttrabens ist ein verstecktes Aussitzen: Das Gesäß bleibt am Sattel, nur der Druck der Gesäßknochen verändert sich“, so die Physiotherapeutin. Diese kleinere Bewegung ist wesentlich anspruchsvoller. Um das Pferd nicht zu stören, muss sich der Reiter für den größeren Weg beim Aufstehen schneller, für den geringeren Weg beim minimierten Aufstehen langsamer bewegen. „Häufig nehmen Pferde ihr Tempo zurück, wenn man weniger aufsteht. So lassen sich Übergänge im Trab sowie Verkürzen und Verlängern der Tritte bereits im Leichttraben über das eigene Gewicht initiieren und kontrollieren“, erklärt von Dietze.
Übergänge anders gestalten:
Übergänge zwischen Trab und Galopp sind für viele Reiter besonders schwierig zu reiten. „Die Kombination dieser Übergänge mit dem Leichttraben bietet hier eine gute Möglichkeit, eine bekannte Lektion rückenfreundlich zu gestalten“, sagt die Expertin. Das rückenfreundliche Angaloppieren aus dem Leichttraben gelingt über eine Art Fußwechsel, bei dem das zweite Sitzen den passenden Augenblick für die Gewichtsverlagerung zur Einleitung der Galopphilfen bietet. „Pferde, die häufig vor oder nach einem Übergang im Rücken gestört wurden, bereiten sich instinktiv auf diese Störung vor, indem sie sich präventiv im Rücken festhalten“, weiß die Ausbilderin. Durch die Kombination könne ihnen wieder Vertrauen in die eigene Balance gegeben werden. Auch ein Galopp-Trab-Übergang kann mit dem Leichttraben verbunden werden. Der Vorteil: Der Reiter bereitet sich nach dem Galopp auf das Aufstehen im Trab vor und baut so keine negative Vorspannung gegen unbequemes Aussitzen auf. Er wird sich auch nicht zu schwer in den Pferderücken hineinsetzen. „Gelingt dies flüssig, ist der Reiter auch automatisch auf dem richtigen Fuß“, erklärt Susanne von Dietze.
Leichter Sitz: Rückenfreundlich oder nicht?
Ob der leichte Sitz für den Reiterrücken eine vermehrte Belastung oder eine Entlastung darstellt, wird kontrovers diskutiert. Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten, hängt sie doch von verschiedenen Parametern ab
„Durch die Vorneigung des Rückens wird der Oberkörper zu einem langen Hebel, der zu seiner Stabilisierung mehr Arbeit der Rückenmuskeln benötigt als in der senkrechten Haltung“, erläutert die Expertin. Ein Fakt, der weder gut noch schlecht ist. Der leichte Sitz könne durchaus als Training für die tiefe Rückenmuskulatur genutzt werden, aber vor Übertreibung müsse gewarnt werden, so die Ausbilderin. Problematisch wird es, wenn die Rückenmuskeln zu schwach oder in ihrer Reaktion verkürzt sind oder aber beim Vorneigen des Oberkörpers nicht die natürliche aufrechte Stellung der Wirbelsäule beibehalten wird.In diesen Fällen könne die Stablisierung oft nur mithilfe von Bändern und Sehnengeleistet werden, sagt die Physiotherapeutin. Auchmüssten Reiter, die zum Hohlkreuz neigen, mit dieserSitzform vorsichtig umgehen.
Aufs Pferd kommt es an
Im Aussitzen wiederum könne der Oberkörper zwar leichter stabilisiert werden, aber durch den Kontakt der Gesäßknochen mit dem Sattel werden die Gelenke und Bandscheiben stärker belastet, weiß von Dietze. Vor allem die Pferdebewegung mache einen großen Unterschied aus. Hat ein Pferd einen steifen, nicht schwingenden Rücken, läuft es unausbalanciert oder schief, bedeutet dies immer eine deutliche negative Belastung – egal in welcher Sitzform.
Text: Inga Dora Schwarzer Foto: www.Slawik.com