Text: Redaktion Foto: Daniel Elke
Der äußere Zügel ist in aller Munde: „Der äußere Zügel hält den Kontakt zum Pferdemaul“, „das Pferd mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel reiten“, „der äußere Zügel begrenzt“. Aber was genau sollte eigentlich währenddessen der innere Zügel tun? Und warum wird er von vielen Reitern zu stark eingesetzt? Experten verschiedener Reitweisen klären auf
Ganz simpel gesagt ist der Einsatz des inneren Zügels eine der Zügelhilfen – wir sollten ihn als Kommunikationsmittel genauso wertschätzen wie jede andere Hilfe auch“, sagt Westerntrainerin Henrike Garcke. Marius Schneider, Ausbilder der Klassisch-Barocken Reitweise, fügt hinzu: „Er kann sowohl in Verbindung mit dem äußeren Zügel eine einrahmende Funktion aufweisen als auch einzeln eingesetzt werden. Generell sollte er jedoch als Teamplayer angesehen werden, der in Verbindung mit anderen einwirkenden Hilfen des Reiters erst seine ganze Wirkung entfaltet.“
Der innere Zügel sorgt für die Stellung des Pferdes und schafft somit die Voraussetzung für die Biegung. Reiten in korrekter Biegung ist intensives gymnastizierendes Training für das Pferd und muss langsam und gleichmäßig erarbeitet werden. Nur wenn unser Pferd richtig gebogen ist, kann es sich auch auf gebogenen Linien taktrein und ausbalanciert bewegen. Auch für spätere geraderichtende und versammelnde Arbeit ist die Biegung Voraussetzung.
Der innere Zügel spielt dabei eine wichtige Rolle – seine Besonderheit ist jedoch, dass er für Pferd und Reiter immer unauffälliger werden sollte. Treiben wir bei der diagonalen Hilfengebung das Pferd mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel, wird der innere Zügel leichter. „Durch das ‚Hohlmachen‘ des Genicks bei Stellung und auch durch die Kombination von Stellung und Biegung, also der Längsbiegung des gesamten Pferdekörpers, wird die Entfernung zwischen äußerer Reiterhand und Pferdemaul automatisch ein wenig weiter“, erklärt Grand-Prix-Reiterin Dr. Britta Schöffmann. „Der Druck auf den äußeren Zügel nimmt dadurch etwas zu und der Druck auf den inneren Zügel etwas ab.“ Durch die Leichtigkeit des inneren Zügels wird die Pferdeschulter frei, das innere Hinterbein kann weiter vorschwingen, und das Pferd kann seinen Rücken vermehrt aufwölben.
Das kann passieren
So positiv sich der korrekte Einsatz des inneren Zügels im Gesamtspiel der Hilfen auf den Pferdekörper auswirkt, so negativ ist es, wenn wir ihn falsch benutzen oder überstrapazieren. Denn wenn wir zu viel Stellung verlangen und mit Krafteinsatz den Pferdekopf zur Seite ziehen, passiert genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen: „Wir verhindern ein Nachgeben des Pferdes im Genick – es dreht vielleicht seinen Kopf zur Seite, hält sich aber fest und verkrampft sich dabei im gesamten Hals und im Rücken. So blockieren wir die innere Schulter und auch das innere Hinterbein“, fasst Britta Schöffmann zusammen. Marius Schneider geht ins Detail: „Kopf- und Halsregion verkürzen sich, der Bereich der Ganaschen wird eingeengt. Dies hat zur Folge, dass der Bereich des ersten Kopfgelenkes immer unbeweglicher wird, und neben der Quetschung der Ohrspeicheldrüse kommt es zu einer Blockierung des Gelenkes, welches für seitliches Nachgeben verantwortlich ist.“ Hört sich ziemlich schmerzhaft und unbequem an, oder? Grund genug für einen verantwortungsvollen Reiter, an der sauberen und sanften Stellung des Pferdes zu arbeiten.
Marius Schneider empfiehlt, sich zunächst den Unterschied zwischen Zügeleinwirkung und Reiterhandwirkung klarzumachen. „Bei der Zügeleinwirkung sprechen wir von dem reinen Leder des Zügels, das durch eine Berührung an der Halsseite auf das Pferd einwirken kann. Die Reiterhand schafft wiederum – durch Impulse am Pferdemaul – eine direkte Überleitung in den Pferdekörper.“
Den kompletten Text finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.