Interview: Lara Wassermann Foto: www.Slawik.com
Der Frühling steht in den Startlöchern, und die Natur lockt mit blühenden Bäumen und grünen Wiesen. Zeit also, die ersten Ausritte zu starten. Wäre da nicht die Angst vor möglichen Stürzen und fehlender Kontrolle über das eigene Pferd. Wir haben mit Angstcoach Eva Weinmayr gesprochen, wie wir diesen Teufelskreis durchbrechen können
Was mache ich, wenn ich mir meines Problems bewusst bin, aber mich dennoch nicht traue?
Ganz wichtig ist es, objektiv zu bleiben. Wie sicher ist es, mit meinem Pferd rauszugehen? Man sollte sich dann folgende Fragen stellen:
- Ist mein Pferd gelassen und sicher im Gelände?• Bleibt mein Pferd auch gut kontrollierbar in unvorhersehbaren Situationen?
- Bleibt mein Pferd entspannt, auch wenn ich gerade stark mit meiner Angst kämpfe?
Denn es ist wichtig, dass Sicherheit und Kontrolle so weit wie möglich erhalten bleiben. Natürlich weiß jeder, dass das nicht immer möglich ist. Aber es ist besser, sich erst in kleinen Schritten auf den Weg zu machen, wenn es sicher ist. Pferde, die nicht geländesicher sind, sollten von ängstlichen Personen nicht ausgeritten werden. Wichtig ist, zu verstehen, woher meine Angst kommt, zu verstehen, wovor ich Angst habe, und zu verstehen, was Angst macht (Angstkreislauf – verstehen, wie Angst im Körper entsteht):
Situation = Ausritt
- Bewertung = bewusst oder unbewusst, dass Reiten gefährlich ist (auf diese oft unbewusste Bewertung reagiert das Pferd bereits)
- Symptome = Die Bewertung löst die Angst und die körperlichen Symptome aus
- Wahrnehmen und bewerten = die Angst und die körperlichen Symptome werden wahrgenommen und als bedrohlich bewertet
Und was können die Ursachen für so eine Angst sein?
Wenn mir schon mal etwas passiert ist, ich schon mal die Kontrolle verloren habe, dann sitzt die Angst oft sehr tief. Ein großer Unterschied ist es zu wissen, dass jederzeit etwas passieren kann, und es schon mal gefühlt zu haben, dass jederzeit etwas passieren kann. Wenn ich verstanden habe, was diese Angst in mir auslöst, lässt sie sich manchmal leichter trennen. Und der Satz: „Ja, damals war es gefährlich. Heute ist es sicher, heute ist Sonntag, der XX., XX Uhr“, das kann dem Gehirn helfen, die Vergangenheit und die Gegenwart zu trennen.
Wie gehe ich dann an die Angst heran?
Immer in kleinen Schritten. Wenn mir die Ursache bewusst ist, kann ich in kleinen Schritten daran arbeiten.
Werkzeugkoffer und Wissen
- passende Übungen, um mich selbst zu stabilisieren• umso öfter ich übe und es klappt, umso mehr wächst mein Vertrauen in mich, mich selbst regulieren und stabilisieren zu können
- Wissen über Pferdeverhalten
Ressourcen
- Was tut mir und meinem Pferd gut?• Vertrauen in mich und mein Pferd aufbauen
- Liste mit alten positiven Erlebnissen, mit und ohne Pferd. Das stärkt oft mein Selbstvertrauen und verändert die Perspektive
Verarbeiten
- manchmal ist es hilfreich, alte belastende Erfahrungen zu verarbeiten
Mehr Informationen von der Expertin finden Sie in der Mein Pferd Mai-Ausgabe.