Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ GEPA
Der weiße Hannoveraner und Jannis Drewell sind zusammen aufgewachsen, haben im Turniersport großes erreicht und genießen nun ihre sportliche Pension zusammen in Steinhagen, auf dem Hof der Familie
Am 2. Juli 1998 erblickt ein Hannoveraner bei Züchter Fritz Meyer zu Strohen das Licht der Welt. Was bis dahin noch keiner wusste: Der 1,76 Meter große Wallach wird einmal unter dem jungen Voltigierer Jannis Drewell Großes leisten.
Ein Bekannter von Jannis Mutter Simone suchte damals ein Voltigierpferd. Für ihn kam Diabolus aber nicht infrage, da der Schimmel hinten leichte Sichelbeine hat. „Bei aller Liebe, aber dieses Pferd bekomme ich bei unserem Vorstand nicht durch“, lauteten die Worte des Bekannten damals. Heute ärgere sich dieser Mann, dass er sich dieses Ausnahmepferd durch die Finger habe gehen lassen, erzählt Longenführerin Simone Drewell in der Filmreihe „Alte Helden“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).
Diabolus wurde erst Vereinspferd, trug Kinder durch die Reithalle – aber alles nur an der Longe von Simone Drewell. Eine Reitbeteiligung förderte ihn in der Dressur. Einige Jahre später kaufte die Familie den Schimmel und nahm ihn mit nach Hause nach Steinhagen. Seitdem genießt der Hannoveraner die allumfassende Liebe der ganzen Familie. In der Filmreihe sagt Jannis Drewell: „Er ist ein wirklicher Charmeur, ein sehr anhängliches Pferd, ein Frühaufsteher. Er sagt mir auch schon Bescheid, wenn ich mal ein bisschen länger schlafen will, dann weckt er mich. Unser Schlafzimmer ist nicht weit weg … Er ist wirklich Teil der Familie.“
Sportlich gesehen hat der Steinhagener all seine großen Erfolge mit dem Schimmel gemeinsam errungen: 2015 Europameister, 2017 Weltcup-Sieger und Vize-Europameister und 2016 Bronze bei der Weltmeisterschaft. „Unsere gemeinsame Zeit war einmalig. So ein eingespieltes Team, wie wir es damals waren, das hat es selten gegeben“, resümiert der erfolgreiche Voltigierer.
Beim ersten Championat reichte es direkt für den Sieg, und das familiäre Team war in aller Munde. Ein solches Mutter-Sohn-Gespann, welches es über einen so langen Zeitraum friedlich miteinander aushält, gibt es selten. Das weiß auch der gelernte Tischler: „Viele haben es probiert, aber nicht viele haben es geschafft. Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben!“
Doch der Erfolg des Paares forderte auch seinen Preis. Jannis Drewell, gelernter Tischler, musste sich zwischen Hobby und Beruf entscheiden, beides ließ sich aus Zeitgründen nicht vereinen. Er entschied sich dafür, sein Hobby zum Beruf zu machen, und wurde in die Sportfördergruppe der Bundeswehr in Warendorf als einer der zwei einzigen Voltigierer Deutschlands, die vom Bund gefördert werden, berufen. Dafür musste Jannis jedes Jahr aufs Neue Höchstleistungen erbringen. Und Diabolus? Der fuhr jeden Tag aus Steinhagen nach Gütersloh zum Training. Das war viel Arbeit, war es den Drewells aber wert: „Die Pferde bei uns zu Hause zu haben ist etwas Besonderes, wir haben sie im Blick.“
Heute hat Jannis Drewell seine aktive Zeit als Voltigierer beendet, und er wohnt auch nicht mehr auf dem elterlichen Hof. Diabolus hingegen genießt hier seinen wohlverdienten Ruhestand, geht viel auf die Weide und freut sich über die Streicheleinheiten und Besuche „seiner Familie“.