Text: Nora Dickmann      Foto: www.Slawik.com

Seit mehreren Jahren werden in Europa und Übersee Pferde geklont. Ursprünglich sollte damit das Genmaterial verstorbener oder kastrierter Tiere für die Nachwelt gesichert werden. Heute ist es zum Millionengeschäft geworden: Hochleistungssportler werden im Reagenzglas gezüchtet

Unter der Dänin Cathrine Laudrup-Dufour lernte man den schönen Westfalen Bohemian kennen. Mannschaftsvierter und auch in der Kürwertung Vierter der Olympischen Spiele von Tokio 2021, wurde der Wallach Anfang 2023 an den Koreaner Dong Seon Kim verkauft. Nach einigem Hin und Her landete der Dunkelfuchs nun in Florida. Seine neue Besitzerin Heidi Humphries, die mit dem von ihr gegründeten Unternehmen Spectra Baby USA zur Selfmade-Millionärin wurde, will das Pferd nun klonen lassen. Die US-Amerikanerin hatte den Dunkelfuchs als Olympia-Hoffnung für Endel Ots erworben. In den Sozialen Medien hat sie von ihrem Plan berichtet, einen Klon von Bohemian zu gewinnen. „Verfolgt diese Reise und haltet Ausschau nach einem bezaubernden Bohemian-Klon. Wir können nicht genug von diesem besonderen Pferd bekommen und sind gespannt auf die Zukunft.“

Und mit diesem Gedanken ist die Amerikanerin nicht alleine. Schon lange werden Pferde geklont – einst, um das Erbgut zu sichern.

Wie alles begann

Im Jahr 1996 haben schottische Wissenschaftler ein Schaf geklont: Dolly. Ein Aufschrei ging um die Welt, da das Spendertier bereits verstorben war. War Dolly ein Zombie? Nach diesem geglückten Klonversuch folgten viele weitere – Hunde, Ziegen, Mäuse, Kaninchen, Mulis und irgendwann auch Pferde. Prometea wurde 2003 in Cremona, Italien, als erstes geklontes Pferd der Welt geboren.

Prometeas Mutter war auch Lieferantin für das Erbmaterial. Die Schöpfer des Klonfohlens waren Wissenschaftler aus Dr. Cesare Gallis Team vom Laboratorio di Tecnologia della Riproduzione. Dieses Team entnahm Hunderte Eizellen aus Tierkadavern in einem Schlachthaus, kultivierte sie und ersetzte das Erbgut durch die DNA aus Hautzellen erwachsener Pferde. Aus 841 rekonstruierten Eizellen entstanden innerhalb einer Woche nur 22 Embryonen. Ein einziger Fötus entwickelte sich zu einem Fohlen: Prometea.

Erstes Hochleistungspferd geklont

Auch wenn Prometea nur als Tierversuch galt, gelang es zwei Jahre nach ihrer Geburt italienischen Forschern, in Zusammenarbeit mit dem französischen Gen-Labor Cryozootech das erste Hochleistungspferd zu klonen: Den damals 20-jährigen Vollblutaraber Pieraz. Dieser wurde in den 90er Jahren zweimal Distanz-Weltmeister. Wenn sich die Menschen beim Schaf Dolly noch fragten, welchen Sinn das Klonen habe, gab das Fohlen des Vollblutarabers, der zu dieser Zeit Wallach war, dem Klonen eine züchterische Legitimation. Die Rechnung ging auf: Seither ist der Pieraz-Klon im Deckeinsatz.

Ziel: Rettet das wertvolle Erbgut!

Dr. Eric Palmer, der das Unternehmen Cryozootech gegründet hat, legte eine Gendatenbank an und zog von Stall zu Stall, um den Besitzern von Toppferden deren Erbmaterial abzukaufen. In Interviews sagt er später: „Schon als Dolly auf die Welt kam, sagte ich, das sollten wir auch mit Pferden machen. Doch ich fand keine Geldgeber, weil Klonen politisch nicht korrekt war. Also wollte ich Champions klonen, um das Geld für den Klonierungsprozess möglichst schnell wieder einzuspielen.“ Mit seiner Shoppingtour hatte Dr. Palmer Erfolg: Die Namen, die als Spender in seinem Katalog auftauchten, waren groß: Poetin, Ratina, E.T., Calvaro oder Quidan de Revel.

Den kompletten Text finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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