Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Frank Sorge
Osteochondrose (OC) bzw. Osteochondrosis dissecans (OCD) ist eine Erbkrankheit, die das Skelettsystem während des Knochenwachstums betrifft. Splittern während des Wachstums immer wieder kleine Stücke vom Knorpel ab, spricht man von OCD. Umgangssprachlich wird dies auch als Chips bezeichnet
Was ist OCD, und wie kommt es zu dieser Erkrankung?
Im Fohlenalter ist das gesamte Pferdeskelett eher knorpelig und verknöchert erst nach und nach. Leidet das Pferd unter OCD, ist genau dieser Prozess gestört und der Knorpel von der Versorgung der Blutgefäße abgetrennt. Die Knorpelzellen reifen nicht zu Knochen heran, sondern bilden stattdessen Verdickungen. Das hat zur Folge, dass Knorpelsplitter im Bereich der Gelenke, vor allem an den Gelenken der Beine, wie dem Sprunggelenk, die Leistung des Gelenks langfristig negativ beeinflussen können. Auch kann es in manchen Fällen zu einer Ablösung des darüberliegenden Gelenkknorpels kommen.
Warmblüter, Traber oder große Stuten leiden vermehrt unter der orthopädischen Erkrankung. Als Verursacher wird eine erbliche Komponente vermutet. Auch wird Bewegungsmangel in der ersten Zeit nach der Geburt und eine inadäquate Fütterung als Auslöser in Erwägung gezogen. Die Tiere dürfen keinen Überschuss an verdaulicher Energie, Phosphor, Kalzium und Zink haben.
Wie macht sich OCD beim Pferd bemerkbar?
Freie Chips lösen in den meisten Fällen zunächst eine Reizung im Gelenk aus. Verursacht das Knorpelstück dann einen weiteren Abrieb des Gelenkknorpels, kann es zu einer Entzündung der Synovia (Gelenksflüssigkeit) und dann auch des Gelenks kommen. Dies führt zur Lahmheit. Gerät das Knorpelstück zwischen die Gelenkknorpel, löst dies ebenfalls eine direkte Lahmheit aus. In manchen Fällen wandern die Chips in den Außenbereich des Gelenks. Hier stören sie meist nicht und sind oft ein Zufallsfund beim Röntgen. Auch geschwollene und vermehrt warme Gelenke können ein Anzeichen von OCD sein.
Wie sieht die Behandlung aus?
Wird bei jungen Pferden eine bleibende Gelenkschwellung, die nicht auf Überlastung zurückzuführen ist, festgestellt, sollte umgehend eine Röntgenuntersuchung stattfinden, damit die Erkrankung OC schnellstmöglich diagnostiziert und behandelt werden kann. Hat ein erwachsenes Pferd einen Chip im Gelenk, muss es operiert werden. Am einfachsten ist dies mit einer Arthroskopie unter Vollnarkose durchzuführen. Dabei werden nur zwei kleine, gezielte Hautschnitte gesetzt, durch die eine Kamera und die notwendigen Instrumente zur Entfernung der Chips ins Gelenk eingeführt werden können.
Danach ist etwas Geduld gefragt. In der Regel ist eine Boxenruhe von circa 14 Tagen mit anschließendem Führen im Schritt von weiteren zwei bis drei Wochen notwendig, bevor das Pferd wieder vorsichtig antrainiert werden kann.
Kann man OCD vorbeugen?
Damit ein Pferd gar nicht erst an OCD erkrankt, ist es wichtig, dass die Tiere bereits im Fohlenalter ausreichend Bewegung bekommen und genügend Stutenmilch aufnehmen. Eine Studie der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) ergab, dass die Bewegung im Fohlenalter einen großen Einfluss bei den Fohlenerkrankungen hatte. Durch ausgiebige Bewegung der jungen Pferde konnte das Auftreten der OC insgesamt, aber besonders der OC am Fesselgelenk gesenkt werden.
Es gilt also auch hier wieder: Eine artgerechte Haltung, eine ausgewogne Ernährung und viel Bewegung sind sowohl für junge als auch für ältere Pferde äußerst wichtig, damit sie langfristig gesund und munter bleiben!
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