Text: Aline Müller Foto: www.Slawik.com
Nicht wenige Pferde sind trageerschöpft. Dies kann fatale Folgen für den Körper und die Psyche haben. Was das bedeutet und was Sie tun können, erklärt unsere Expertin Dr. Sandra Ruzicka
Ein Pferd zeigt sich plötzlich widersetzlich. Ist es jung, wird dies womöglich noch als Übermut gewertet. Doch bleibt das Problem bestehen, kommt es nicht selten zu Zwangsmaßnahmen. Oder es werden Leistungen von einem Pferd verlangt, die es aufgrund körperlicher Grenzen nicht erbringen kann. Dazu muss jedoch gesagt werden, dass die meisten Pferdebesitzer und Reiter bemüht sind, das Beste für das Wohl ihrer Pferde zu geben. Dazu gehört auch, sich mit der Anatomie und Biomechanik unserer Vierbeiner zu beschäftigen. So können wir alle zum Beispiel eine effektive Gesundheitsvorsorge betreiben, wenn wir uns mit dem Thema Trageerschöpfung und den Warnsignalen durch eine Überlastung beschäftigen. Das Thema ist komplex und bedarf mehr als ein paar Seiten. Dennoch ist es ein sehr wichtiges Thema. Die Autorin des Buches „Trageerschöpfung beim Pferd“, Dr. Sandra Ruzicka, möchte zum einen aufklären, andererseits aber auch Wege zu einem tragfähigen Pferderücken aufzeigen. Das Buch sowie dieser Artikel ersetzen natürlich keinesfalls Tierärzte, Therapeuten oder gute Trainer. Dennoch werden hier Behandlungs- beziehungsweise Trainingsmöglichkeiten aufgezeigt.
Nicht einfach nur müde
Trageerschöpfung ist ein aktuelles Thema, und es könnte den Anschein haben, als sei sie eine Modeerscheinung. Doch betroffene Pferde gab es schon immer. Jedoch vermutet Dr. Sandra Ruzicka, dass die Anzahl aufgrund der modernen Reiterei und der aktuellen Zuchtziele verstärkt wird. Gleichzeitig wird eine Trageerschöpfung häufig nicht so leicht erkannt. Das könne daran liegen, dass Pferde einen Mangel an Tragkraft auf individuelle Weise ausgleichen, wodurch sich etliche Kompensationsvarianten ergäben. „Trageerschöpfung ist bei Pferden weit verbreitet, jedoch kann sie aufgrund der Vielfalt der möglichen Veränderungen des Exterieurs und der Folgeschäden nicht leicht identifiziert werden“, betont Dr. Sandra Ruzicka und weist darauf hin: „Trageerschöpfung sieht nicht immer gleich aus!“ Wichtig zu wissen: Trageerschöpfte Pferde sind nicht in der Lage, einen Reiter zu tragen, ohne selbst dabei Schaden zu nehmen. Das Wort „Trageerschöpfung“ kann täuschen, denn die Pferde sind nicht einfach nur müde und könnten sich einfach durch eine Pause regenerieren. Nein, sie haben ein viel grundlegenderes Problem, das diverse Folgeschäden nach sich ziehen kann. Ebenso wenig muss eine Trageerschöpfung durch das Tragen eines Reiters entstanden sein. Allerdings kann Gewicht von oben eine Entwicklung in eine ungesunde Richtung beschleunigen.
Häufig erst spät erkannt
„Die Trageerschöpfung ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinn. Es handelt sich um einen Oberbegriff für Schonhaltungen, die auf einem Mangel an Tragkraft beruhen“, so Dr. Sandra Ruzicka. „Insbesondere handelt es sich um eine – durch eine chronische Überlastung entstandene – Fehlentwicklung der Rumpfträger und die anschließend erfolgende Kompensation des restlichen Gebäudes.“ Mit der Zeit entwickeln sich durch Mobilitätseinschränkungen und Ausgleichsbewegungen dauerhaft ungesunde und verschleißende Gangbilder. Diese machen es dem Pferd unmöglich, Last aufzunehmen. Seine Leistungsfähigkeit wird beeinflusst, und der Zustand kann in vielen Fällen auch abseits des Trainings schmerzvoll sein. Weitere mögliche Gründe, warum die Trageerschöpfung häufig erst spät erkannt wird: Sie ist ein schleichender Prozess, und der Tierarzt wird häufig gerufen, um die Folgeschäden einer Trageerschöpfung zu behandeln. Ab einem bestimmten Stadium ist die Trageerschöpfung nicht mehr vollständig reversibel. Dennoch kann die Situation des Pferdes häufig noch verbessert werden.
Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.