Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Guckige Pferde machen dem Reiter das Leben schwer. Sie erschrecken sich, springen weg oder sehen Gespenster. Das kann auch gefährlich werden. Doch wie sehen Pferde eigentlich? Wir werfen einen Blick auf die Funktionsweise des Pferdeauges und auf das Sichtfeld der Tiere
Periodische Augenentzündung
Die Periodische Augenentzündung ist auch unter dem Namen Mondblindheit, Equine rezidivierende Uveitis oder ERU bekannt und ist eine durch Bakterien hervorgerufene Entzündung, die die Strukturen des inneren Auges bis zur Erblindung mit sich bringen kann. Das Pferd hat starke Schmerzen, tränende Augen, Fieber und eine gerötete Bindehaut. Das Auge wird meist zugekniffen, das obere Lid ist angeschwollen, und die Pupille ist verengt. Auch ist das Pferd lichtempfindlich. Bei einer ERU verklebt die Regenbogenhaut mit der Linse. Von dieser Erkrankung können eines oder auch beide Augen betroffen sein. Die akuten Entzündungsstadien können schubweise in unterschiedlicher Zeitfolge oder auch chronisch schleichend eintreten bzw. verlaufen. Bei einigen Pferden verläuft die Entzündung wie oben beschrieben, einige zeigen aber keine Schmerzen. Dann fällt die Erkrankung erst auf, wenn das Tier unter Sehproblemen leidet.
Im Pferdeauge kommt es während der Mondblindheit zu einer Linsentrübung. Auch im Glaskörper entstehen Trübungen, schließlich kann sogar die Verbindung der Netzhaut zum Augenhintergrund gelockert werden. Löst sich die Netzhaut ab, erblindet das Pferd meist.
Ursachen
Meist sind Leptospiren für die Erkrankung verantwortlich. Das sind Bakterien, die in erster Linie von Ratten und Mäusen übertragen werden und beinahe jedes Pferd kommt mit dem Erreger in Kontakt. Nur wenige haben dann allerdings das Pech, dass die Bakterien in den Blutkreislauf – also auch in ein oder beide Augen – kommen.
Behandlungsmöglichkeiten
Das Kammerwasser wird auf Antikörper gegen Leptospiren untersucht. Eine Atropin- Augensalbe zur Weitstellung der Pupille und eine Augensalbe mit Kortison helfen bei akuten Augenentzündungen. Auch entzündungshemmende- und schmerzhemmende Medikamente werden verabreicht. Diese Behandlungsmethoden können nur die Anzeichen, nicht aber die Ursache einer ERU stoppen.
Um die vollständige Zerstörung des Auges zu stoppen, kann eine Vitrektomie, also eine Glaskörperoperation, unter Vollnarkose helfen. Dabei wird mit einem Laserstrahl ein Loch in den Glaskörper gebracht und die trübe Flüssigkeit durch eine künstliche Flüssigkeit ausgetauscht. Diese wird dann in kürzester Zeit vom Körper durch Kammerwasser ersetzt. Bei dieser Methode werden Schadstoffe und Trübungen weitestgehend entfernt, sodass die Sehfähigkeit verbessert wird. Bei einer Netzhautablösung oder Linsentrübung kann die Vitrektomie an der Sehfähigkeit nichts verbessern, aber die wiederkehrenden, schmerzhaften Entzündungsschübe verhindern.
Hornhautverletzungen
Bei Hornhautverletzungen zeigen Pferde starke Lichtscheu, Tränenfluss und starke Schmerzen. Juckreiz kann hinzukommen. Manchmal kommt es auch zu Blutungen in der vorderen Augenkammer oder zu Ausfluss des Kammerwassers.
Ursachen
Diese Erkrankung kann unterschiedliche Ursachen haben: Das Pferd kann sich an spitzen Gegenständen stoßen, sich beim Scheuern oder durch Draht verletzen. Trittverletzungen, das Eindringen eines Fremdkörpers oder Kratzer durch Äste können Auslöser sein. Bei einer tiefen Wunde wird das tiefere Gewebe der Hornhaut verletzt, die Hornhautschich-ten quellen auf und trüben sich. Zahlreiche kleine Gefäße wachsen von außen ein.
Oberflächliche Wunden hingegen sind oft schwer zu erkennen, meist ist die Umgebung des Defektes graublau eingetrübt. Dies heilt vom Rand her aus.
Behandlungsmethoden
Hornhautverletzungen können letztlich zu einer Erblindung führen. Durch Juckreiz oder ein Scheuern können sich diese Wunden bedeutend verschlechtern oder Hornhautgeschwüre bilden. Durch eine spezielle Anfärbung kann der Tierarzt die Tiefe und Ausdehnung des Hornhautdefekts ermitteln. Sind sie oberflächlich, heilen sie aus, ohne eine Trübung zu hinterlassen. Eine antibiotische Salbe wird verschrieben. Diese schützt das Auge vor einer Infektion. Bei tiefen Defekten muss die durchtrennte Hornhaut genäht werden. Die Wundränder werden mit Einzelheften verschlossen. Bei ausgedehnten Defekten gibt es die Möglichkeit der Hornhauttransplantation.
Mehr Informationen finden Sie in der Mein Pferd- Ausgabe 2/24.