Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Die Nüster des Pferdes sieht schlaffer, länglicher und schmaler aus als sonst? Dann kann es sich um eine Nüsternlähmung handeln. Diese Erkrankung tritt nicht selten auf
Was versteht man unter einer Nüsternlähmung?
Meistens tritt die Lähmung nur einseitig auf. Dabei ist die gelähmte Nüster enger, und die Oberlippe hängt auf der gelähmten Seite stärker nach unten. Die Gesunde hingegen wird reflektorisch nach oben gezogen. Während eine gelähmte Nüster das Pferd in Ruhephasen nicht einschränkt, behindert es das Tier doch bei einer schnelleren Gangart. Hierbei wird die Nüster aufgrund des vermehrten Luftbedarfs nach innen gesogen und kann sich dabei komplett verschließen. Dies löst Atemnot und Angst beim Pferd aus. Erstickungsgefahr herrscht erst, wenn beide Nüstern gelähmt sind, was selten vorkommt.
Wie erkennt man eine solche Erkrankung?
Neben den schlaffen, länglicheren und schmaleren Nüstern, der hängenden Oberlippe der Seite und der reflektorisch zuckenden Gegenseite sind schnaubende und flatternde Atemgeräusche ein häufiges Anzeichen einer solchen Lähmung. Das Fressen kann ebenfalls Probleme bereiten, da die gelähmte Seite das Futter mit den Lippen nur langsam aufgreifen und schwer kauen kann. Leidet das Pferd unter einer beidseitigen Lähmung, ist es kaum noch in der Lage, zu fressen oder zu trinken.
Welche Ursache hat die Nüsternlähmung?
Meist ist die Ursache eine Beschädigung der oberen Backenanteile des Gesichtsnervs, der dicht unter der Haut verläuft. Äußere Einwirkungen wie Schläge, Stöße oder Verletzungen oder auch ein zu eng sitzendes Zaumzeug können Auslöser sein. Innere Ursachen wie Infektionen (beispielsweise durch Herpes) der Ohrspeicheldrüsen, des Mittelohrs oder der Nebenhöhlen können verantwortlich sein für eine Nüsternlähmung. Beeinträchtigungen des Gehirns durch einen Schädelbruch sowie Tumore, Abszesse, Entzündungen oder auch Blutergüsse können ebenfalls zu einer Lähmung führen.
Wie sieht die Behandlung aus?
Meist heilen Nüsternlähmungen, die durch Verletzungen entstanden sind, nach einiger Zeit von selbst aus, sobald die Verletzung abgeklungen ist. Der Gesichtsnerv kann mithilfe von Kortisonspritzen und Stellatumblockaden behandelt werden. Bei einer Stellatumblockade wird eine wichtige Nervenschaltstelle kurzzeitig ausgeschaltet und damit auch die sympathischen Impulse für die dazugehörige Kopf-Hals-Hälfte und Vordergliedmaßen. Der entsprechende Gefäßsystemabschnitt wird dabei einige Stunden geweitet und stark durchblutet. Meist erholt sich der Nerv dadurch.
Als Eigentümer oder Reiter sollte man sich bewusst machen, dass eine solche Lähmung das Tier bei Anstrengung beeinträchtigt. Daher sollte das Pferd nur im Schritt bewegt werden und nur so kurz wie möglich am Halfter oder Zaumzeug gearbeitet werden, um den Gesichtsnerv zu schonen. Weiches Futter, wie breiiges Mash, eingeweichte Rübenschnitzel oder Ähnliches, erleichtert das Fressen. Für die Regeneration der Nerven ist Vitamin B sehr wichtig und kann durch Futter- bzw. Bierhefe zugefüttert werden. Mit Apfelessig, frischem Obst und Heilkräutern sollte eine gute Vitamin- und Mineralstoffversorgung gewährleistet werden. Wenn die Gesichtslähmung nach außen hin intakt ist, kann mittels Rotlichtbestrahlung, Einreiben mit durchblutungsfördernden Salben sowie Massagen die Durchblutung angeregt werden. Auch Akupressur kann den Gesichtsnerv bei der Regeneration unterstützen.
Haben auch Sie eine Frage, die Ihnen unter den Nägeln brennt?
Dann schicken Sie uns einen Brief oder eine E-Mail mit Ihrer Frage an: Redaktion Mein Pferd, Jürgen-Töpfer-Straße 48, 22763 Hamburg E-Mail: redaktion@mein-pferd.de.