Text: Redaktion       Foto: www.Slawik.com

Eingeschränkte Atmung, verminderte Leistung – ein schlecht sitzender Sattelgurt hat weitreichende Auswirkungen. Die Physiotherapeutin Helle Kleven gibt Tipps, wie der Balanceakt zwischen „Sattel halten“ und „nicht einengen“ gelingt

Gerade bei einem Pferd, das an Gurtzwang leidet, ist es schwer, einen guten Gurt zu finden, mit dem es sich wirklich wohlfühlt. Hier darf man nicht aufgeben, lautet der Rat von Helle Kleven, die in diesen Fällen nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ vorgeht und verschiedene Gurte ausprobiert. Bei der großen Auswahl an anatomischen Gurten wird sie meist schon nach drei bis vier Gurten fündig. Ein Fachmann kann also eine wertvolle Unterstützung sein, denn er kennt viele der gängigen Modelle und ihre Eigenschaften. So wird etwa der Sattelgurt „Eric le Tixerant“, der von der Firma Euroriding vertrieben wird, damit beworben, dass er sich auch für Pferde mit Gurtzwang eignet. Der Gurt ist vollelastisch, aber zugleich fest genug und hat eine Schaumstoffpolsterung im Bereich des Brustbeins (ab 179 Euro).

Nicht zu kurz!

Bei Kurzgurten stellt sich die Frage nach der richtigen Länge. So lang wie möglich, lautet der Rat der Physiotherapeutin. Denn die Schnallen eines Kurzgurtes dürfen auf keinen Fall im empfindlichen Ellenbogenbereich liegen und sollten auch nicht im Bereich der Schabracke liegen – das kann punktuellen Druck erzeugen.

Schlanke Gurte für dicke Pferde

Bei dicken oder rundlichen Pferden hat der Gurt nur wenig Platz hinter dem Ellenbogen, und Gurt- sowie Sattellage passen nicht immer zusammen. Das bedeutet, die Strippen können dann nach vorne rutschen und den Sattel ebenfalls nach vorne ziehen – ein großes Problem, denn der Sattel drückt dann auf den Widerrist. Am besten eignen sich daher für dickere oder rundliche Pferde schlanke und dünne Gurte, die nach vorne schwingen und im Ellenbogenbereich ausgeschnitten sind. 
Theoretisch kann man bei solchen Pferdetypen zu einem Kurz- oder Langgurt greifen. Helle Klevens Favoriten sind allerdings Langgurte, da bei ihnen weniger die Gefahr besteht, dass die Kante des Gurtes auf einen langen, seitlichen Muskel drückt (Latissimus). Das wäre schmerzhaft fürs Pferd.
Geschwungen für Sportliche
Bei Pferden mit athletischer Körperform liegt der Sattel sehr unruhig, wenn der Gurt nicht richtig passt. Ein Tipp von Helle Kleven wäre der „Athletico“ von Mattes, oder aber auch ein Mondgurt, der geschwungen ist, wie z. B. von Christ. Für Pferde mit schmaler Vorderbeinstellung bietet die englische Firma Fairfax ein extra Modell an (Narrow Gauge). Am besten ist es bei solchen Pferden, Sattel und Gurt von einem Fachmann anpassen zu lassen. „Denn was nützt ein teurer Sattel, wenn man am Gurt spart und der Sattel dann rutscht?“, so Helle Kleven.
Bessere Leistung mit gutem Gurt
Eine englische Studie der Firma Fairfax hat bewiesen, dass der Gurt Einfluss auf die Mechanik des Pferdes hat, und zwar nicht nur im Rumpfbereich. In Tests wurden die Pferde mit einem speziellen Gurt geritten, der am Ellenbogenbereich ausgespart und gut gepolstert war sowie eine breite Auflagefläche am Brustbein bot. Mit einer Druckmatte und Highspeed-Kameras wurden die Druckverteilung und die Schrittlänge gemessen. Mit dem gut angepassten Gurt erhöhte sich die Schrittlänge um 33 Prozent! Die Pferde waren in der Lage, ihre Vorderbeine um sechs bis elf Prozent höher anzuheben, und auch die Hinterbeine traten um zehn bis 20 Prozent weiter nach vorne unter. Die Karpalgelenke konnten die Tiere mit dem anatomischen Gurt um vier Prozent mehr anwinkeln, die Sprunggelenke um drei Prozent – was fürs Springen wichtig ist.

Wechsel bei Verdacht

Ein Gurt sollte immer optimal sitzen, dann drückt er auch nicht und muss auch nicht gewechselt werden – das ist natürlich das Ideal. Wenn Reiter aber verschiedene Gurte zur Auswahl haben, kann der Versuch nicht schaden, einmal zu wechseln. Vielleicht drückt ein Gurt kaum merkbar, und ein anderer Gurt entlastet genau diese Stelle. Ähnlich wie bei Schuhen, die zwar eigentlich gut passen, aber bei ununterbrochener Nutzung doch unangenehm werden können.

Mehr Informationen finden Sie in der Mein Pferd September-Ausgabe.

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