Text: Dominique Wehrmann Foto: Jacques Toffi
Wir sind mit Anja Beran Dressuraufgaben von Klasse A bis S durchgegangen und haben geschaut, wo die Chancen und wo die Risiken im Sinne der Ausbildung liegen
Klasse A
Übergänge
Auch in Klasse A werden zum Teil schon Übergänge vom Galopp in den Schritt und wieder in den Galopp verlangt, jedoch noch nicht als einfache Wechsel. Anja Beran: „Übergänge sind sehr wichtig, um das Pferd zu schließen und anzuregen, Last aufzunehmen. Häufig sieht man jedoch, dass die Pferde abrupt abbremsen, weil die Reiter immer nur Galopp-Schritt-Übergänge reiten. Stattdessen sollte man auch immer wieder Übergänge zum Trab einbauen.“
Tritte und Galoppsprünge verlängern/Mitteltrab und Mittelgalopp
In Aufgaben, die in der Abteilung geritten werden, heißt das Kommando „Tritte bzw. Sprünge verlängern“. Bei einzeln zu reitenden Aufgaben wird auch schon in Klasse A von Mitteltrab und Mittelgalopp gesprochen. Anja Beran: „Ein Vierjähriger kann nur auf der Vorhand bremsen, wenn er nach einer langen Seite Galoppsprünge verlängern ins Arbeitstempo zurückgeführt werden soll. Das sehen wir immer wieder in Jungpferdeprüfungen. Beim Zulegen im Handgalopp sollte man das junge Pferd auf einem Zirkel reiten und dort allmählich wieder einfangen, sodass es dabei im Gleichgewicht bleibt und nicht auf die Vorhand fällt.“ Auch ein Tipp fürs Reiten mit älteren Pferden, um sie gerade zu halten: zulegen im Außengalopp. Wie Anja Beran erklärt: „Dabei können wir die Hinterhand durch die Bande auf der einen und den verwahrenden Schenkel auf der anderen Seite kontrollieren.“
Die Sache mit der Schubkraft ist aber nicht nur für junge Pferde eine Herausforderung, meint Anja Beran. „Gerade in Anfängerklassen sollte nicht so viel auf großen Linien geritten werden. Wer mit dem Reiten anfängt, bräuchte mehr Abwechslung auf kleineren Linien, um die Hilfengebung zu verfeinern und damit das Pferd dem Reiter nicht auseinanderfällt.“
Viereck verkleinern/vergrößern
Schenkelweichen in die Bahn und wieder zum Hufschlag zurück im Schritt – kein Seitengang im strengen Sinne, weil nur in Stellung und nicht gebogen, wohl aber eine Überprüfung des Gehorsams auf den seitwärtstreibenden Schenkel, wie Anja Beran betont. Und noch mehr: „Die klassische Ausbildung orientiert sich an der Natur des Pferdes. Das Schenkelweichen wurde von der Natur abgeschaut. Beobachtet man Pferde auf der Weide, die am Zaun auf und ab laufen, wird man sehen: Sie stellen sich von sich aus nach außen, weil es für sie eine natürliche Art ist, sich auszubalancieren. Auch im Stechen beim Springen gehen die meisten Pferde in Außenstellung um die Kurven, weil das ihre Art zu wenden ist. Das junge Pferd an der Longe stellt sich ebenfalls nach außen – wenn es nicht gerade durch den Ausbindezügel in eine Innenstellung gezwungen wird, die kontraproduktiv ist.“ Das Schenkelweichen hält sie darum für eine sehr wertvolle Lektion, bei der die Pferde zum einen lernen, auf den seitwärtstreibenden Schenkel zu reagieren, und zum anderen, erste geraderichtende Arbeit kennenlernen.
Rückwärtsrichten
Schon in Klasse A wird die Lektion verlangt, die Reiter bis zum Grand Prix herausfordert: Rückwärtsrichten. Anja Beran: „Ein Pferd sollte so geschmeidig sein, dass es vorwärts, rückwärts und seitwärts gehen kann. Das Rückwärtsrichten ist wichtig für Erziehung und Gehorsam. Zudem ist es eine gute Vorbereitung auf die Versammlung. Aber nur, wenn das Pferd am aufgerichteten Oberkörper des Reiters Schritt für Schritt diagonal zurücktritt und weder zurückgezogen wird noch durch Vorfallen des Oberkörpers vom Reiter auf die Vorhand kommt.“
Den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd- Ausgabe 8/23.