Text: Aline Müller       Foto: www.Slawik.com

Es ändert sich nicht, wenn wir nichts ändern: Immer mehr Pferde werden auf den Arbeitsplätzen und in Dressurprüfungen mit zu enger Kopf-Hals-Haltung vorgestellt. Miriam hat sich deshalb vom Turniersport abgewandt

Wofür reitest du eigentlich dauernd Lektionen, wenn du kein Turnier mehr gehst? Du hast dann doch gar kein Ziel“, ertönt die Frage einer Stallkollegin, als Miriam mit ihrer zwölfjährigen Oldenburger-Stute im Trab durch die Halle traversiert. Ein paar Runden später pariert sie ihre Stute durch, lobt sie, lässt die Zügel lang und hält an der Bande an. Dort wartet ihre Stallkollegin schon auf eine Antwort. „Weil ich die Lektionen der Dressur nutze, um mein Pferd zu gymnastizieren und zu stärken“, erwidert die 29-Jährige. Sie wird weiter mit fragenden Augen angeschaut. „Ich bin es fast schon gewohnt, dass mir immer wieder solche oder ähnliche Fragen gestellt werden“, berichtet Miriam. Lange war es wirklich ihr großer Traum, im großen Viereck zu reiten, und sie hat alles dafür gegeben. Doch die Turnieratmosphäre machte ihr von Jahr zu Jahr mental mehr zu schaffen.

Ein trauriger Hingucker

Immer häufiger fällt ihr auf, dass Pferde, die hinter der Senkrechten gehen, und Reiter, die stark mit der Hand einwirken, dennoch hoch bewertet und platziert werden oder sogar Prüfungen gewinnen. Man könnte denken, es würde in den höheren Klassen der Dressur anders sein, doch ein Blick auf die Abreite- und Prüfungsplätze zeigt ein anderes Bild. Da sitzen Richter am Rande des Arbeitsplatzes und sollen eigentlich das Geschehen im Blick haben. Doch sie trinken Kaffee, unterhalten sich mit anderen Personen oder schauen hin, ohne einzugreifen. „Ich erinnere mich noch genau an eine Situation, die mich bis heute wütend und enttäuscht macht“, so Miriam. Sie ist auf einem Turnier und hat zwei Prüfungen genannt: Eine M**- und eine S*-Dressur. In beiden Prüfungen startet auch eine junge Frau mit einem Hengst. Ausgestattet mit einem sehr guten Bewegungspotenzial und in schicker Jacke, ist er ein echter Hingucker.

Doch wer Ahnung hat, kann nicht lange zugucken, denn seine Reiterin zieht den Hengst regelrecht hinter die Senkrechte und stellt ihn immer wieder deutlich von rechts nach links. In ihrem Ohr ein Bluetooth-Kopfhörer, denn sie wird von einem Trainer am Rand gecoacht. Der bestätigt sie in dem, was sie macht, und fordert sie sogar auf, den Hals ihres Pferdes noch deutlicher mit der Hand zu bearbeiten. „Ja, jetzt fängt er an und gibt mal nach und biegt sich um deinen Schenkel. Genauso soll das sein.“ Miriam traut ihren Augen nicht. Der Hengst hat sich offensichtlich mehr oder weniger ergeben und trabt und galoppiert Runde für Runde in einer völlig ungesunden Haltung. Keiner sagt etwas, alle gucken zu. Das ist leider kein Einzelfall. Miriam entscheidet sich dazu, einzugreifen und den Richter am Rand des Arbeitsplatzes einmal deutlich auf die Reiterin hinzuweisen. Doch dieser nickt nur – und macht nichts. „Ihm war es einfach egal“, sagt Miriam traurig und fügt hinzu: „Ich kann so etwas nicht mitansehen. Was ist die Dressur denn wert, wenn wir Pferde Tag für Tag quälen und wenn sie krank geritten werden? Kein Wunder, dass es viele Pferde nicht lange im Sport aushalten, wenn wir so mit ihnen umgehen. Das ist doch Wahnsinn!“

Kritisch hinterfragen

Die junge Frau mit dem Hengst reitet kurze Zeit später ins Viereck ein. Auch dort kommt ihr Pferd immer wieder mit der Stirn-Nasen-Linie hinter die Senkrechte. Die Vorhand sieht spektakulär aus, aber die Hinterhand kommt nicht mit. Dennoch staunen die Zuschauer. In den Übergängen muss die Reiterin deutlich mit der Hand einwirken. Am Ende wird sie Zweite in der M**-Dressur. Miriam ist auch platziert, allerdings drei Plätze dahinter, obwohl ihre Stute völlig korrekt und mit einer guten Losgelassenheit durch die Prüfung gelaufen ist.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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