Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Danita Delimont
Er galt als das beste Rennpferd Australiens und gewann Rekordsummen. Der plötzliche Tod von Phar Lap blieb fast 80 Jahre ein Mysterium für die Nachwelt
Am 4. Oktober 1926 wurde Phar Lap in Neuseeland geboren. Für ein typisches Rennpferd galt er als zu groß und zu schwer, weshalb er für einen Spottpreis an seinen neuen Eigentümer, den aus den Vereinigten Staaten stammenden David J. Davis, verkauft wurde. Dieser brachte Phar Lap (thailändisch: Blitz) nach Australien, wo er seine Rennkarriere startete.
1930 gewann er den legendären Melbourne Cup. Zwischen 1930 und 1931 gewann „The Big Red“, wie er auch genannt wurde, 14 Rennen hintereinander. Insgesamt siegte er in seinen 51 Rennen 37 Mal. Auch den Anschlag auf ihn – hier versuchte (vermutlich) ein Buchmacher, das Tier zu erschießen – überlebte er unbeschadet. Doch nach seinem Triumph im hoch dotierten „Agua Caliente Handicap“ in Mexiko im Jahr 1932 – Phar Lap lief Streckenrekord – endete die Karriere des Tieres urplötzlich. Nach dem Rennen wurde er zu einer Ranch in Kalifornien gebracht, während seine Eigentümer versuchten, neue Rennen in Amerika für ihn zu organisieren. Am Morgen fand sein Trainer das „Wunderpferd“ mit erhöhter Temperatur im Stall vor. Offensichtlich litt es unter großen Schmerzen. Nach nur wenigen Stunden verstarb das Tier. Die Ursache für den plötzlichen Tod blieb lange Zeit ungeklärt. Ausgestopft landete Phar Laps Körper im Museum Victoria in Melbourne in Australien. Sein Herz wurde an das Institut für Anatomie in Canberra geschickt. Es wog 6,2 Kilo, was für ein Pferdeherz sehr schwer ist. Normalerweise wiegen diese circa 3,2 Kilogramm. Das Herz des berühmten Rennpferdes Secretariat hält mit 9,6 Kilo allerdings immer noch den Rekord. Eine erste Autopsie von Phar Lap ergab, dass die inneren Organe entzündet waren. Viele vermuteten eine Vergiftung, was aber nicht nachgewiesen werden konnte.
Erst knapp 80 Jahre später, im Jahr 2010, konnten Forscher, die sich der Frage gewidmet hatten, woran das Tier starb, die Ursache finden. Dazu entnahmen sie kleine Teile des Balgs und Haare aus der Möhne, deren Wurzeln erhalten waren, wie der federführende Autor, Ivan M. Kempson von der Academia Sinica in Taiwan berichtete. In Chicago wurden die Haare genauestens untersucht. Dabei wurde nach Angaben von Kempson unter anderem bei jedem der untersuchten Haare in jeweils der gleichen Entfernung von der Wurzel ein deutlich erhöhter Arsengehalt festgestellt. Diese Stelle lag zu Lebzeiten des Pferdes unter der Haut. Der Forscher erläuterte: „Wenn man die Wachstumsgeschwindigkeit von Pferdehaaren und die Zeitdauer des Stoffwechsels berücksichtigt, dann spricht die Stelle, an der die erhöhte Arsenkonzentration gefunden wurde, dafür, dass das Pferd das Arsen gefressen und metabolisiert haben muss.“
Ob das beste Rennpferd Australiens von Neidern vergiftet wurde oder an einer Überdosierung eines damals zur Leistungssteigerung verwendeten arsenhaltigen Mittel starb, wird wohl für immer ein Mysterium bleiben. Nach dem Tod des Rennpferdes trauerten viele Menschen weltweit. Es wurden Bücher über seine erfolgreiche Karriere verfasst, und 1984 erschien der Kinofilm „Phar Lap – Legende einer Nation“. Außerdem wurde Phar Lap als eines von fünf Pferden in die australische „Racing Hall of Fame“ aufgenommen, zusammen mit den Rennpferden Carbine, Tulloch, Bernborough und Kingston Town.