Text: Lara Wassermann Foto: Daniel Elke
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schenkelweichen und einer Traversale? Was für den Laien oft so ähnlich aussieht, unterscheidet sich doch immens. Dr. Britta Schöffmann gibt Experten- Hilfe, wie es richtig geht
Hat das Pferd die vorwärtstreibenden Schenkelhilfen kennengelernt, ist es an der Zeit, ihm auch die seitwärtstreibenden näherzubringen. Schenkelweichen entlang der langen Seite oder entlang einer Diagonalen (dann heißt es „Viereck verkleinern“ beziehungsweise „Viereck vergrößern“) ist – neben der Vorhandwendung – hier das Mittel der Wahl. Schenkelweichen gymnastiziert das Pferd und verbessert das Zusammenspiel der einzelnen Hilfen.
Beim Schenkelweichen macht das Pferd eine Vorwärts-seitwärts-Bewegung, bei der sowohl die Vorder- als auch die Hinterbeine kreuzen. Das Pferd ist bei dieser Lektion in sich gerade und gegen die Bewegungsrichtung gestellt. Dr. Britta Schöffmann: „Es ist eine Grundlagenlektion, die in der Lösephase und in der Arbeitsphase reitbar ist. Sie schult die Koordination von Reiter und Pferd.“
Schenkelweichen sowie „Viereck verkleinern und vergrößern“ wird auch bei der Ausbildung von jüngeren Pferden gerne eingesetzt. „Das Pferd macht sich dabei mit dem seitwärtstreibenden Schenkel vertraut – im weiteren Verlauf der Ausbildung ist dieses Verständnis wichtig für das Erarbeiten von Traversalen“, erklärt unsere Expertin. Das Pferd bewegt sich taktrein im Schritt und im Trab, der Fleiß und der Bewegungsfluss bleiben erhalten.
Was macht die Übung aus?
Befindet sich das Pferd auf dem Hufschlag, stellt man seinen Kopf zur Bande. Die Vorhand bleibt auf dem Hufschlag, die Hinterhand weicht Richtung Bahnmitte, das Pferd bewegt sich vorwärts-seitwärts.
Weicht das Pferd dem Schenkel, soll es etwa im 45-Grad-Winkel zum Hufschlag hin vorwärts-seitwärts treten. „Ist man auf der linken Hand, würde man so den rechten Schenkel weichen lassen“, berichtet Britta Schöffmann, die das Ziel des Schenkelweichens darin formuliert, dass das Pferd lernt, die seitwärtstreibenden Hilfen zu verstehen, und sie richtig umsetzt. Es sei außerdem der Einstieg in die diagonale Hilfengebung. „Schenkelweichen ist außerdem eine sehr gute seitlich gymnastizierende Übung. Es eignet sich deshalb sehr gut zum Lösen des Pferdes, bei aufkommenden Verspannungen und – im Schritt – auch zur Sicherung des klaren Viertaktes“, so Schöffmann weiter. Neigt ein Pferd zum Zackeln oder zu passartigem Schreiten, kann Schenkelweichen Abhilfe schaffen.
Wie reite ich diese Übung?
Normalerweise reitet man diese Übung den Hufschlag entlang, auch wenn sie auch auf anderen Linien möglich ist. Der Reiter stellt das Pferd zu der Seite, die „ausweichen“ soll. Ist man also auf dem Hufschlag, wird das Pferd zur Bande gestellt, weil die Hinterhand von der Bande in die Mitte „weichen“ soll. Der Schenkel auf der gleichen Seite wird etwa eine Handbreit hinter den Gurt gelegt und treibt die Hinterhand impulsartig entlang der gewählten Linie vorwärts-seitwärts (also nicht drücken oder quetschen!). Der andere, also der äußere Schenkel (innen ist immer da, wohin das Pferd gestellt ist), liegt leicht verwahrend zurück und fängt die Seitwärtsbewegung ab, sodass die Hinterhand nicht zu weit ausschwingt. Der Winkel zur Bande beträgt 45 Grad, darf also nicht zu groß werden. Zum Ende der Übung lässt der Reiter seine Schenkel wieder in die Ausgangsposition in Höhe des Gurtes gleiten und richtet sein Pferd wieder gerade.
Mehr Tipps von Dr. Britta Schöffmann finden Sie in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe.