Text: Aline Müller Foto: www.Slawik.com
Ein paar Töne können das Reitgefühl nachhaltig verändern und zum echten Motivationsbooster werden. Dass eine Leistungssteigerung durch Musik möglich ist und sie sowohl positive Auswirkungen auf den Körper als auch auf die Psyche hat, ist sogar wissenschaftlich belegt. Doch nicht nur Turnier-, sondern auch Freizeitreiter können die Kraft der Musik vielfältig nutzen. Und zwar nicht nur im Sattel …
Der Hörsinn ist einer der ersten Sinne, die sich bereits im Mutterleib bilden. Musik spricht Lebewesen in ihrer Ganzheit an. Sie kann nicht nur Herzschlag, Atemfrequenz und Blutdruck verändern, sondern auch die Muskelanspannung sowie den Hormonhaushalt beeinflussen. Klänge wirken vor allem auf die Hypophyse und die Nebenniere. Das führt dazu, dass je nach Art der Musik unterschiedliche Hormone abgegeben werden. Schnelle, aggressive Musik kann die Ausschüttung von Adrenalin fördern, während sanfte, ruhigere Klänge die Ausschüttung von Stresshormonen eher verringern. Dass Reiter zu Musik glücklicher reiten, zeigt die Studie „Music is the key“ der Düsseldorfer Hochschule Fresenius. Eine Gruppe von 40 Reitern ritt sieben Tage lang zu Stephan Obermaiers „Mozart Re:Loaded“. Außerdem gab es eine Kontrollgruppe, die ohne Musik trainierte. Die Kombination aus klassischer und elektronischer Musik führte laut den Probanden nach einer Woche zu einer deutlich gesteigerten inneren Motivation. Die Reiter beschrieben ihren Zustand als Flow-Erlebnis. Sie fühlten sich dabei besonders glücklich.
Ein weiteres Fazit der Studie ist, dass Musik gezielt dazu eingesetzt werden kann, Rhythmus- und Taktproblemen entgegenzuwirken. Dazu müsse sich der Reiter auf die passende Musik konzentrieren und motiviert im Rhythmus reiten. Ob Pferde eher auf Pop, Rock oder entspannte Klänge stehen und wie sie darauf reagieren, ist Typsache, aber auch eine Frage der Gewöhnung. Probieren Sie aus, welche Musik bei Ihnen und Ihrem Pferd am besten wirkt. Vielleicht haben Sie einen eher nervösen Vierbeiner, der durch Entspannungsmusik auch innerlich zum Loslassen kommt. Oder Ihr Pferd lässt sich durch einen deutlichen Rhythmus zu schwungvollen Bewegungen animieren. Unabhängig von der Musikrichtung sollten Sie immer auf die Lautstärke achten.
Trennungsstress und Pferdekopfhörer
Eine weitere spannende Untersuchung stammt aus Australien: Sie zeigt, dass Musik den Trennungsstress von Fohlen deutlich reduzieren kann. Dass Musik Nervosität verringern und beruhigend wirken kann, zeigen Kopfhörer für Pferde. Der französische Techniker Hugo Kajdas entwickelte diese im Jahr 2015 für das neue Sportpferd seiner Schwester Marine Kajdas. Die Springreiterin hatte eine junge Stute, die zwar eine enorm große Sprungkraft besaß, allerdings sehr nervös war. Ihre Reiterin war ratlos, als scheinbar nichts gegen die Schreckhaftigkeit zu helfen schien. Doch die ersten Tests mit dem Kopfhörer waren überraschend: Roquepine de Genestel reagierte plötzlich viel entspannter und konnte sich besser auf die Reiterhilfen konzentrieren. Je nach Musik wird der Muskeltonus, also der Spannungszustand der Muskulatur, erhöht oder gesenkt. Achten Sie einmal darauf, wie sich Ihre Körperhaltung und -spannung verändern, wenn Sie Musik hören, die Sie lieben. Auch so manches Pferd richtet sich zur Musik ganz anders auf oder lässt auf einmal los. Selbst gehörlose Menschen berichten, dass musikalische Klänge tatsächlich diverse Vorgänge im Körper anregen. Sie spüren die Schwingungen der Musik und fühlen Rhythmus und Klang. Vom Herz über die Atmung bis hin zu den Muskeln hat Musik eine messbare Wirkung. Mona hat auch das Musikhören vor dem Reiten für sich entdeckt: „Schon auf dem Weg in den Stall höre ich eine bestimmte Playlist. In der Sattelkammer haben wir ein Radio, das mittlerweile viele Einsteller gerne anmachen, wenn sie Ihr Pferd putzen und satteln“, sagt die junge Reiterin und fügt hinzu: „Ich kann dadurch gut abschalten und vergesse den Alltagsstress, den ich ansonsten mit in den Stall nehme. Auch wenn die Musik nur im Hintergrund läuft und ich sie kaum bewusst wahrnehme, hat sie doch eine beruhigende und ausgleichende Wirkung.“
Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.