Text: Aline Müller Foto: www.Slawik.com
Wenn man einen Blick auf Social Media wirft, gibt es unzählige Profile von Fitness-Influencern, die auch das Thema Ernährung ständig in den Mittelpunkt stellen. Doch wie sieht es bei unseren Pferden aus? Schließlich sind sie auch Sportler und müssen mehr oder weniger Leistung erbringen. Warum Fütterung und Training zusammenhängen und worauf Sie achten sollten, erklären Tanja Rohrmann und Gesa von Hatten im Interview
Wie hängen Training und Fütterung zusammen, und was sind hier die wichtigsten Aspekte?
Tanja Rohrmann (TR): Wenn wir von Training sprechen, sprechen wir auch über eine Steigerung der aktuellen Leistung. Und hier ist es egal, ob wir uns im Freizeitbereich oder im Profisport bewegen. Wenn wir mit dem Pferd ein Ziel haben, sollten wir es entsprechend darauf vorbereiten, damit es die gewünschte Leistung überhaupt körperlich erbringen kann. So wie ein Mensch auch nicht direkt einen Marathon laufen oder schwere Gewichte heben kann, ohne sich vorzubereiten. Bei menschlichen Sportlern gehört die Ernährung zu dem Erreichen der Ziele dazu – das ist vielen klar und wird auch immer wieder thematisiert. Aus meiner Sicht kann aber auch der Pferdekörper nur Leistung bringen und gesunderhalten werden, wenn ihm alle Nährstoffe bedarfsgerecht zugeführt werden. Hinzu kommt die körperliche Gesundheit, die vorhanden sein muss.
Gesa von Hatten (GvH): Der Begriff Training stammt aus dem Englischen und bedeutete zunächst laut Wikipedia „Abrichtung und Schulung der Pferde“. Erst später verwendete man den Begriff für Übungen, Schulungen und so weiter. Also für Prozesse, die eine Veränderung bewirken sollen.
Unter diesem Aspekt ist es wichtig zu verstehen, dass sowohl Training als auch Fütterung keine starren, sondern dynamische Geschehen sind und auch so gehandhabt werden müssen. Praktisch bedeutet das: Beide müssen gründlich aufeinander abgestimmt werden. Hier hilft das Bild eines Formel-1-Rennwagens, der bei einem Boxenstopp mit nur so viel Kraftstoff betankt wird, wie es zum Erreichen des nächsten Stopps oder bis zum Ziel nötig ist.
Welche fütterungs- oder trainingsbedingten Gründe gibt es, dass Pferde zu viel Energie beim Reiten haben?
TR: Zuerst einmal ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich dabei um reine Freude an der Bewegung handelt oder ob es ein Explodieren ist, das aus einem Energieüberschuss resultiert. Vielen schwirrt bei dieser Frage sofort der Hafer im Kopf herum. Der Mythos um den Hafer hält sich schon sehr lange. Daher möchte ich kurz darauf eingehen: Es heißt häufig, dass der Hafer heiß macht. Das stimmt nur bedingt. Da Hafer sehr schnell verdaulich ist, wird die Energie sehr schnell freigesetzt. In der zum jeweiligen Pferd passenden richtigen Menge ist Hafer ein sehr wertvolles Futtermittel, das ich persönlich gerne einsetze.
Ich empfehle allerdings immer, den Hafer entsprechend der Leistung und dem sportlichen Einsatz in der Menge anzupassen. Bei einer zu großen Menge wird eben auch viel Energie schnell freigesetzt, die das Pferd in dem Moment aber gar nicht ausleben kann, und dann kann es sein, dass ein Pferd „heiß“ wird – einfach, weil es gerade nicht weiß, wohin mit dieser Energie. Die Fütterung muss aber nicht nur an die Arbeits-, sondern auch an die Lebensumstände sowie an die Rasse des Pferdes angepasst werden, um einen Energieüberschuss zu vermeiden. Was mir aber auch wichtig ist mitzugeben: Pferde dürfen einmal zu viel Energie haben. Sie dürfen und sollten auch mal vor Freude bocken, laufen oder galoppieren dürfen, ich finde, das zeigt bei einem gesunden Pferd doch Freude an der Bewegung. Es darf eben nur nicht gefährlich für den Reiter werden. Meine Stute hat das ab und zu an der Longe, dass sie wie wild losspurtet, bockt und mit allen Vieren gleichzeitig in der Luft sein kann.
Was ist in Bezug auf die zeitlichen Abstände zwischen Fütterung und Training zu beachten?
TR: Wenn Sie Ihr Pferd reiten möchten, dann sollte der Abstand zur letzten Kraftfutterration mindestens anderthalb Stunden betragen. Das Pferd einfach von seinem mit Hafer gefüllten Trog wegzunehmen und direkt in die Springstunde zu gehen ist also nicht empfehlenswert. Frisst das Pferd allerdings Heu, dann sieht das anders aus, und Sie können es satteln und am Unterricht teilnehmen. Warum das so ist, liegt am jeweiligen Unterschied des Futtermittels an sich. Das Fassungsvermögen des Magens eines Pferdes beträgt zwischen fünf bis fünfzehn Liter. Je nach Art des Futtermittels verweilt es länger oder eben kürzer im Magen. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Futtermittel eine bis fünf Stunden im Magen liegen. Unter anderem richtet sich diese Dauer auch nach dem Einspeicheln und dem Zerkleinern des Futters. Rohfaser, also Heu, Gras, Stroh oder Ähnliches, muss das Pferd länger im Maul zerkleinern als zum Beispiel ein Müsli. Im Gegensatz zum Kraftfutter kommt Rohfaser also schon gut gemahlen im Magen an. Hier muss auch bedacht werden, wie alt das Pferd ist und ob es zum Beispiel Probleme mit den Zähnen hat oder andere bereits bekannte Beschwerden wie Erkrankungen des Magens vorliegen.
Das komplette Interview finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.