Mit den Griffen der Manuellen Lymphdrainage können viele Beschwerden gelindert werden. Worauf es ankommt, wie die MLD wirkt und was der Pferdebesitzer selbst tun kann

Anders als in der Humanmedizin ist die Manuelle Lymphdrainage in der Veterinärmedizin gesetzlich nicht geregelt oder geschützt. Es gibt keinen Facharzt für Lymphologie. Dabei ist die MLD bei vielen Erkrankungen – nicht nur innerhalb des Lymphsystems – nachgewiesen eine wirkungsvolle bzw. notwendige Therapiemaßnahme. Fachkräfte können eine Zusatzqualifikation erwerben und sich zum Lymphtherapeuten (Tierarzt, Masseur oder Physiotherapeut mit MLD-Ausbildung) schulen lassen. Die Manuelle Lymphdrainage ist immer eine begleitende Therapieform, aber es ist wichtig, bei einer Erkrankung den Lymphtherapeuten frühzeitig zu verständigen, nicht erst im fortgeschrittenen Stadium einer Phlegmone. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir Lymphtherapeuten meist erst gerufen werden, wenn das Pferd schon länger krank ist. Aber je früher die Manuelle Lymphdrainage ansetzt, umso besser sind die Chancen auf einen Heilungserfolg“, so Prof. von Rautenfeld. Das Grundprinzip der Behandlung mit MLD: Entstauung des Gewebes. Das bedeutet, der Lymphfluss wird wieder in Gang gebracht, um Flüssigkeitsansammlungen (Schwellungen, Ödeme, Phlegmone) abbauen zu können. Dabei ist die Therapie gegliedert in die vier Säulen der KPE (komplexe physikalische Entstauungstherapie). Jede Säule ist wichtig, nur in Ausnahmefällen ist es vertretbar, nur eine bzw. nicht alle Therapiemaßnahmen anzuwenden.

1. Bewegung und Bewegungstherapie

Am besten ist gezielte Bewegung (optimal seien rund vier Stunden Training) und ausgiebiger Weidegang.

• Die in der Muskulatur eingebetteten tiefen Kollektoren werden zur Entleerung angeregt (besonders effektiv im Bereich der Gelenke).

• Durch die forcierte Atmung fördert die Atempumpe den Lymphfluss (Fieberpatienten nur im Schritt führen, frisch operierte Pferde nicht bewegen).

2. Manuelle Lymphdrainage

Am Beispiel eines erkrankten Beines: Bei der MLD wird das Pferd in einer bestimmten Reihenfolge und mit Grifftechniken in kreisförmigen Bewegungen behandelt, die großflächigen Druck ausüben. Dadurch wird die Kontraktion der Lymphgefäße ausgelöst, was den Lymphfluss anregt. Der Effekt auf die Lymphbildung und den -transport hält auch noch Stunden nach der MLD-Behandlung an. Allerdings hängt der Erfolg enorm von der Berufserfahrung, der Grifftechnik und der Fingerfertigkeit des Therapeuten ab. Einen korrekt arbeitenden Lymphtherapeuten kann man u.a. daran erkennen, dass er die MLD-Behandlung nicht im Bereich der erkrankten Extremität, sondern zunächst an Hals und Rumpf in der Regel auf der linken Seite einleitet. Er beginnt am Ende des Lymphsystems, um einen Sog auf die gestauten Lymphgefäße im erkrankten Bein anzuregen („zentrale Vorbehandlung“). Erst dann kommt die „periphere Behandlung“. „Es wäre ein Kunstfehler, wenn der Therapeut im erkrankten Bereich beginnt“, betont Prof. von Rautenfeld. Denn: Innerhalb des Lymphödems sind die erkrankten Lymphsammelgefäße überfüllt, die Muskelzellen in der Wand der Lymphgefäße funktionieren nicht und mit den MLD-Griffen können die gedehnten Muskelzellen nicht oder zu wenig zur Kontraktion angeregt werden. Prof. von Rautenfeld zieht einen Vergleich heran: „Ein Autobahnstau löst sich nicht auf, indem immer mehr Fahrzeuge auf das Stauende auffahren. Vielmehr muss die Ursache am Stauanfang gelöst werden.“ Die zentrale Vorbehandlung erzeugt einen Sog auf die gestauten Lymphgefäße der erkrankten Beckengliedmaße, wodurch diese mehr oder weniger entstaut werden, damit die periphere Behandlung am Bein eingeleitet werden kann.

Text: Antonia von Baath, Laura Becker          Foto: www.Slawik.com

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