Text: Laura Becker          Foto: Horst Streitferdt

Winterzeit? Trainingszeit! Denn jetzt ist die ideale Gelegenheit, in Ruhe an Grundlagen zu arbeiten und Feinheiten zu verbessern. Tierärztin und Olympiareiterin Dr. Annette Wyrwoll hat einen exklusiven Wochenplan zusammengestellt, der sinnvolles Training, Spaß und Abwechslung verspricht

Ziel: Den bisherigen Ablauf der Woche sinnvoll abrunden

Trainingsinhalt:

Der letzte Tag eines siebentägigen Trainingsplans gestaltet sich abhängig davon, wie die Woche zuvor verlaufen ist.

Umsetzung:

Hat der Reiter alle gesteckten Ziele erreicht und das Pferd hat motiviert mitgearbeitet, war locker und durchlässig, dann ist ein Weide- bzw. Koppeltag genau das Richtige.

Das Pferd kann sich frei bewegen und entspannen. Auch möglich: gemütlich spazieren reiten, zwischen 45 und 60 Minuten. Ausgiebig Schritt reiten, eventuell mit einer ruhigen Trabreprise am längeren Zügel ergänzen. Für Dressurpferd Donna würde sich nach einer Woche, in der viel an Lektionen und Übungen gearbeitet wurde und keine Stangen zum Einsatz kamen, eine Trainingseinheit mit Freispringen anbieten. Dabei geht es nicht um die Höhe der Sprünge, sondern vielmehr darum, durch das Springen mehrerer Cavaletti und kleiner Sprünge Rückentätigkeit, Beweglichkeit und Geschicklichkeit zu fördern, das Pferd zu motivieren und die Trainingswoche interessant und abwechslungsreich zu gestalten.

Die Gymnastikreihe kann z.B. bestehen aus einer Vorlegestange (2,20 Meter), drei Cavaletti als In-Out (je 3,20 Meter), einem Steilsprung (6,50 Meter, ein Galoppsprung) und einem Oxer (10,50 Meter, zwei Galoppsprünge).

Spring- und Vielseitigkeitspferde wie Luis und Carino sind während der Saison im Parcours gefordert und werden in den Wintermonaten viel mit Stangen gearbeitet. Daher steht für sie im Normalfall das Freispringen nicht regelmäßig auf dem Plan. Ab und an allerdings kann das Springen ohne Reiter hilfreich sein, damit das Pferd besser ins Gleichgewicht findet, mehr Selbstbewusstsein am Sprung bekommt und lernt, über dem Sprung zu basculieren.

Was tun wenn…

Hat es an einem der Trainingstage im Verlauf der Woche gehakt, war das Pferd nicht gut drauf und ist der Reiter weit von dem entfernt geblieben, was er erreichen wollte, ist Nachsitzen angesagt.

Donna sollte dann zum Beispiel die Lektionen wiederholen, die nicht geklappt haben. Gegebenenfalls muss der Reiter sie zunächst etwas vereinfachen, also das Schulterherein beispielsweise nur eine halbe lange Seite fordern, den Zirkel weniger verkleinern oder die Schlangenlinien mit drei Bogen ohne Übergang beim Durchreiten der Mittellinie absolvieren. Das Motto lautet: Schritt für Schritt zum Ziel – und bei Problemen auch mal wieder einen Schritt zurück gehen.

Mangelt es an der Losgelassenheit, hilft es, das Pferd vorab und auch zwischendurch ausgiebig bei frischem Tempo im Leichttraben in Dehnungshaltung zu reiten und dabei viele Handwechsel sowie Übergänge zu absolvieren. Danach die Übung noch einmal wiederholen. Für Luis und Carino kann das Nachsitzen aus dem Springen bestimmter Sprungfolgen bestehen. Ist zum Beispiel bei den drei Galopp-Cavaletti auf der Geraden mit unterschiedlichen Abständen der Rhythmus ständig verlorengegangen, kann diese Übung erst einmal nur mit zwei Cavaletti oder drei Cavaletti mit dem gleichen Abstand (z.B. 10,50 Meter, zwei Galoppsprünge) wiederholt werden, bis Pferd und Reiter ein Gleichmaß gefunden haben. Schwankte das Pferd in der Gymnastikreihe vom Steilsprung auf den Oxer, wird diese Übungen noch einmal wiederholt. Dafür kann der Reiter nur den Steilsprung (eventuell mit Galoppvorlegestange auf 3 Meter) und den Oxer oder auch die ganze Gymnastikreihe noch einmal aufbauen. Liegt eine zusätzliche Stange, Cavaletti oder Planke zwischen Steilsprung und Oxer, kann das dem Pferd helfen, konzentriert, fokussiert und im Fluss zu bleiben, ohne zu schwanken.

Hatte das Pferd am zweiten Trainingstag Schwierigkeiten mit der Übung, bei der auf dem Zirkel sowohl Trab- als auch Galoppstangen zu absolvieren waren, kann der Reiter die Übung vereinfachen, indem er entweder nur Trab- oder Galoppstangen absolviert oder anstatt mit vier Stangen erst einmal mit zwei oder drei Stangen arbeitet.

Weitere Übungen und Trainingstipps finden Sie in der Mein Pferd Dezember- Ausgabe.

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