Text: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Jedes vierte Pferd in Deutschland leidet an Husten, bei etwa zehn Prozent ist die Erkrankung chronisch. Tendenz steigend. Atemwegserkrankungen können sowohl durch Viren oder Bakterien als auch durch Allergien ausgelöst werden. Mein Pferd erklärt, wie Sie Problemen vorbeugen und wann Sie einen Tierarzt hinzuziehen sollten
Akuter, chronischer oder allergischer Husten, COP (Chronisch obstruktive Bronchitis), Asthma und andere Atemwegserkrankungen gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen beim Pferd. Rund ein Viertel aller Pferde ist mittlerweile von Allergien betroffen. Damit es gar nicht erst zu chronischen Erkrankungen kommt, müssen die Anzeichen rechtzeitig gedeutet und die Auslöser gefunden werden. Denn es ist nicht normal, wenn ein Pferd beim Antraben erst ein-, zwei- oder gar mehrmals abhustet. Dieses Verhalten wird unter Reitern zwar oft als „Anstoßen“ bezeichnet, aber wenn Sie selbst einmal an sich denken: Müssen Sie jedes Mal, wenn Sie eine Treppe hinaufgehen, husten? Nein! Also ist ein regelmäßiges Husten beim Antraben nicht normal. Es is vielmehr ein Anzeichen, dass das Tier krank ist. Eine virale Infektion zeichnet sich durch trockenen Husten aus. Ist der Nasenaufluss hell und dünnflüssig und hat das Pferd teilweise eine erhöhte Temperatur, dann spricht dies ebenfalls für eine Virusinfektion. Hat das Tier hingegen eine bakterielle Infektion, geht diese meistens einher mit einem gelblich-grünlichen Ausfluss, der schleimig ist, sowie mit einem feucht klingenden Husten.
Schutzsystem der Lunge
Über die Atemluft gelangen viele unerwünschte Fremdstoffe in die Luftwege des Pferdes. Deswegen hat die Natur ein Schutz und Reinigungssystem entwickelt: Den Hustenreflex. Dieser entfernt sowohl Schleim als auch größere Fremdkörper aus der Luftröhre. Kleinste Störungen dieses Systems können bereits zu schweren Lungenschäden führen. Die Lunge kann sich aber nicht nur selbst schützen, sondern auch selbst reinigen. Die kleinen Bronchien und Bronchiolen sind mit Flimmerhärchen besetzt. Diese transportieren Viren, Bakterien und Staub m zum Rachen. Auch die Lungenbläschen sind auf natürliche Weise durch einen Sekretfilm geschützt. Zusätzlich gibt es besondere Fresszellen des Immunsystems, auch Makrophagen genannt, die Fremdkörper aufnehmen und sozusagen verdauen.
Akuter Husten
Beginnt das Pferd plötzlich zu husten und macht einen kranken Eindruck, hat es sich vermutlich eine Virusinfektion zugezogen. Typische Symptome sind Husten, Mattigkeit, erschwerte Atmung (auch im Ruhezustand), Fieber, milchig-weißer Nasenausfluss und Appetitlosigkeit. Bei einer akuten Bronchitis führt die Virusinfektion zu entzündlichen Schwellungen. Der Durchmesser der Luftwege wird verringert, und das Atmen fällt schwer. Diese Atemnot wird durch einen Bronchialkrampf, also durch das Zusammenziehen der Muskeln der kleinen Bronchien, verstärkt. Dickflüssiger Schleim, der sich in den Bronchien festsetzt und Bakterien einen Nährboden bietet, kommt hinzu. Stress, Staub oder eine starke Ammoniakbelastung durch Einstreu können das Auftreten einer Bronchitis be- günstigen. Schlechte Haltungsbedingungen, wie zum Beispiel das Verfüttern oder Ein- streuen von schimmligem Heu und Stroh, führen oft zeitverzögert zum Ausbrechen von Bronchitis.
Chronischer Husten
Hustet das Pferd wiederholt, besonders morgens beim Misten oder Füttern, beim ersten Antraben oder generell bei erhöhter Staubentwicklung, kann es sich um eine chronische, nicht infektiöse Erkrankung der tiefen Atemwege handeln. Diese wird auch als Equines Asthma, früher auch COB oder landläufig als „Dämpfigkeit“, bezeichnet. Ursachen für chronischen Husten sind unbehandelter akuter Husten, staubiges, mit Pilzsporen belastetes Heu, staubige Böden oder staubige Stallgassen, zu wenig Frischluft sowie zu wenig Bewegung. Husten, erschwerte Atmung (auch in der Ruhephase), Leistungsminderung und in der Regel kein Fieber, kein Nasenausfluss und normaler Appetit sind Symptome für chronischen Husten. Beim Equinen Asthma Pferd reagiert das Tier auf im Staub beziehungsweise in der Umgebung befindliche verschiedenste Allergene, sowie auf Pilzsporen in Heu und Stroh. Dauerhaft gereizte und entzündete Atemwege sind die Folge. Dadurch ist die natürliche Reinigungs- und Abwehrfähigkeit der Lunge gestört und es setzt sich zäher, reaktiver Schleim in der Lunge ab. Die Alveolen sind verdickt und in Folge dessen kann das Pferd nicht mehr genügend Sauerstoff „tanken. Sind große Teile des Lungengewebes zerstört, ist das Pferd „dämpfig“.
Mehr Informationen über Atemwegserkrankungen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.