Text: Aline Müller      Foto: www.Slawik.com

Reiten, aber auch der Umgang und das Training am Boden erfordert viel Feingefühl und Konzentration – sowohl vom Reiter als auch vom Pferd. Mit gezielten Übungen können Sie die Aufmerksamkeit schulen, sodass Sie mehr Leichtigkeit in der Arbeit mit Ihrem Vierbeiner erreichen

Die einfachen Wechsel klappen im Training schon richtig gut. Mit feinen Hilfen kann Louisa ihren siebenjährigen Wallach Filou aus dem Galopp zum Schritt durchparieren und nach wenigen Schritten wieder angaloppieren. Die beiden schafften in diesem Jahr den Sprung von der Dressur-Klasse-A zur L-Dressur und wurden sogar mit ein paar Schleifen belohnt. Doch nicht jedes Turnier war ein Erfolg. „Entweder wir reiten richtig gut, oder es geht gefühlt alles schief und es passieren Fehler, und Filou ist mit dem Kopf gar nicht mehr bei mir“, erzählt Louisa. So wie vergangenes Wochenende: Schon in der Abreitehalle wirkt das Paar sehr unkonzentriert. Die junge Reiterin hat dafür im Nachhinein mehrere mögliche Erklärungen: „In der Halle war es sehr voll und hektisch. Zudem habe ich mir selbst Druck gemacht, gut zu reiten, weil ich dachte, dass mein Trainer hohe Erwartungen an mich hat. Dann hatte ich noch einen Vortrag im Kopf, den ich zwei Tage später halten sollte. All das hat dazu geführt, dass mir ständig andere Gedanken durch den Kopf gehuscht sind.“

Der Kreislauf der Nervosität

Auf dem Prüfungsplatz ist Filou ungewohnt nervös. Er verspannt sich immer mehr und hält den Rücken sichtbar fest. Die sonst so sichere Grußaufstellung wird zur kleinen Tanzaufführung, und in der Trabverstärkung schleicht sich ein Taktfehler ein. Dann die Galopptour: „Ich konnte mich plötzlich nicht mehr richtig an den Rest der Aufgabe erinnern. Zwar bin ich dann trotzdem korrekt geritten, aber sehr hektisch. Das hat auch zu unvorbereiteten Paraden geführt“, berichtet Louisa. Ihr Wallach pariert beim ersten einfachen Wechsel zum Trab anstatt zum Schritt durch, und beim zweiten Wechsel kommt Louisas Hilfe viel zu stark durch, sodass Filou eine regelrechte Vollbremsung hinlegt. Das Beispiel zeigt, wie sehr sich ein Mangel an Konzentration des Reiters auch auf das Pferd auswirken kann. Die Gründe dafür können vielfältig sein – von kreisenden Gedanken über Anspannung oder Stress bis hin zu mangelnder Übung. Schließlich müssen wir auch als Reiter die Fähigkeit, uns zu konzentrieren, erst entwickeln. Umgekehrt beeinflusst auch die Aufmerksamkeit des Pferdes wiederum den Reiter und sein Gefühl im Sattel. Ein unsicherer, weniger geübter Reiter wird sich dabei von einem unkonzentrierten Pferd meist schneller aus der Ruhe bringen als einer, der beispielsweise schon lange Jungpferde anreitet, so wie Steffen. Der Bereiter arbeitet seit vielen Jahren mit Nachwuchspferden, stellt sie auf den ersten Turnieren vor und zeigt ihnen sozusagen die (Reiter-)Welt. Für ihn ist es völlig normal, dass ein Vierbeiner nervös ist und sich vor lauter neuen Eindrücken nicht konzentrieren kann. „Meine Erfahrung gibt mir die nötige Ruhe, dem Pferd Sicherheit zu vermitteln und es langsam an seine Aufgaben heranzuführen. Dabei versuche ich immer, darauf zu achten, es nicht zu überfordern“, betont Steffen.

Souverän Sicherheit geben

Souveränität und eine gewisse Selbstverständlichkeit im Umgang mit neuen, ungewohnten Situationen sind nicht nur bei jungen Pferden Gold wert. Ein Reiter, der weiß, wie er wann reagieren soll, kann gelassener bleiben und bedachter agieren. Für den Vierbeiner heißt das: Mein Mensch hat alles unter Kontrolle, ich kann mich an ihm orientieren und mich in seiner Gegenwart sicher fühlen. Pferde sind und bleiben sowohl Herden- als auch Fluchttiere. Fehlt das Vertrauen zum Reiter, sind äußere Reize schneller eine potenzielle Gefahrenquelle. Das Pferd ist ständig in Habachtstellung und lässt sich eher ablenken. Womöglich schätzt es Situationen auch als deutlich gefährlicher ein, als sie wirklich sind. Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Nachtwanderung mit einer Freundin durch einen Ihnen unbekannten Wald. Sie wissen, dass es dort Wildschweine gibt, und hören ein Knacken im Gebüsch hinter Ihnen. Sie erschrecken sich und achten mit einem Auge auch auf die Reaktion Ihrer Freundin…

Den kompletten Artikel finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.

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