Text: Aline Müller Foto: Adobe Stock/ Tanja Esser
Jede Veränderung beginnt bei uns selbst. Wenn wir unsere eigene Haltung und Herangehensweise ändern, wird sich das auch auf die Beziehung zu unserem Pferd auswirken. Mit diesen sieben Lektionen nähern Sie sich Ihrem Pferd aus einem neuen Blickwinkel. Das führt zu mehr Gelassenheit, Freude und Zufriedenheit beim Reiten
Lektion 2: Freundlichkeit
Wie häufig machen Sie sich bewusst, dass jeder Tag mit Ihrem Pferd ein Geschenk ist und dass Sie dankbar sein können für die Momente, die Ihnen geschenkt werden? Wenn Erwartungen und Leistungsdruck vorherrschen, müssen Genuss und Dankbarkeit jedoch oft weichen. Wir denken in Kategorien und wollen Dingen einen tieferen Sinn geben. Unser Pferd hält nichts von diesen menschlichen Vorstellungen. Allerdings nimmt es genau wahr, ob ihm die Anwesenheit seines Menschen guttut und ob es sich zum Beispiel beweglicher oder zufriedener nach dem Training fühlt. Antonia Schwarzkopf beschreibt, worauf es ankommt: „Für Ihr Pferd ist es nicht wichtig, warum Ihre Leben miteinander verbunden sind, sondern wie.“ Pferde sind unvoreingenommen, und wir sollten ihnen Freundlichkeit schenken – auch ohne konkreten Anlass und ohne eine Gegenleistung zu erwarten. „Freundlichkeit ist eine Geisteshaltung, die für uns und unsere Umwelt heilsam ist. Sie kommt von Herzen und kehrt zu uns zurück“, sagt unsere Expertin.
Übung 2.1. Ein echtes Kompliment
Haben Sie Ihrem Pferd schon mal ein Kompliment gemacht? Fangen Sie gleich heute damit an! So zeigen Sie Wertschätzung, und Ihnen wird selbst bewusster, wofür Sie dankbar sein können. Pferde machen uns immer wieder auf ihre Art und Weise Komplimente: ein entspanntes Abschnauben, ein sanfter Blick oder ein Wiehern zur Begrüßung. Sie zeigen uns, dass sie gerne mit uns zusammenarbeiten. Diese Freude können Sie zurückgeben. Dazu reicht es aus, wenn Sie die Komplimente in Gedanken aussprechen. Das wird sich automatisch auf Ihre Einstellung und Ihre Körperhaltung auswirken. Vielleicht möchten Sie sich für eine Lektion bedanken, die Ihr Pferd so sicher und konzentriert ausführt, oder einfach für seine Ruhe im Gelände. Lehnen Sie doch ab und zu mal Ihren Kopf an Ihr Pferd und nehmen Sie einfach wahr, welche Komplimente Ihnen in den Kopf kommen. Ihr Pferd gibt Ihnen ein gutes Gefühl? Dann spiegeln Sie ihm Ihre eigene Freude darüber. Übrigens können Sie diese Übung auch auf Menschen übertragen und zum Beispiel auch Ihrer Stallkollegin oder Ihrer Trainerin einfach mal ein Kompliment machen.
Übung 2.2. Am Ende des Tages
Jeder Tag mit unseren Pferden ist anders. Am Abend können Sie genau das nutzen, um ein kleines Resümee zu ziehen und sich in Dankbarkeit zu üben. Nehmen Sie sich ein kleines Heft, in das Sie jeden Abend drei Dinge notieren, für die Sie Ihrem Pferd an diesem Tag dankbar sind. So lenken Sie den Fokus auf das Positive und auf das, was Ihnen geschenkt wird, aber Sie womöglich nicht wirklich wahrnehmen. „Dankbarkeit hat die Kraft, unserem Gehirn eine andere Welt zu zeigen. Sie macht uns zufriedener, flexibler, gelassener und sozialer. Und sie hilft uns zu einem gesünderen Selbstwertgefühl“, betont Antonia Schwarzkopf.
Mehr Übungen und Tipps finden Sie in der Oktober- Ausgabe der Mein Pferd.