Text: Nora Dickmann             Foto:www.Slawik.com

Headshaking lässt Pferd und Reiter regelmäßig verzweifeln. Auch beeinträchtigt es die Lebensqualität des Pferdes, denn eine Heilung ist meist nicht möglich. Ab wann ist das Kopfschütteln krankhaft, und welche Auslöser gibt es?

Bereits vor über 200 Jahren wurde das unkontrollierte Kopfschütteln, auch als Headshaking bekannt, in der Literatur mit unbekannter Ursache erwähnt. Man empfahl zu dieser Zeit, den Kopf mit einer harten Reiterhand, Ausbindern oder Martingal ruhig zu halten. Heute rät man davon ab, da diese Maßnahmen erfolglos sind und nur Leid und Stress beim Pferd erzeugen. Das willkürliche Hochwerfen oder die übertrieben nickende Bewegung des Kopfes sind charakteristisch für Headshaking. Dieses kann sich spontan oder auch regelmäßig, horizontal, vertikal oder rotierend darstellen. Besonders im Frühjahr tritt dieses Symptom auf und bringt einige Begleitsymptome mit sich: Niesen, Reiben der Nase, exzessives Schnauben oder aktives Vermeiden von Wärme, Licht oder Wind. Diese Symptome verschlimmern sich in stressigen Situationen. Ist es sonnig, hell und warm, machen sich die Symptome meist auch verstärkt bemerkbar. Eine Auswertung einer Studie zeigt, wie oft bestimmte Verhaltensweisen bei Headshakern auftreten: Nasereiben an Dingen oder am Boden (77 Prozent), Schmerzgesicht (61 Prozent), Schnauben (51 bis 73 Prozent), Lippen- und Zungenspiel (72 Prozent) und Zucken, während eine Fliege in die Nase flog (72 bis 88 Prozent).

Drei verschiedene Formen

Eigentlich ist Kopfschütteln eine normale Verhaltensform bei Pferden, sowohl wenn sich eine Fliege auf die Nase setzt als auch bei Dominanzspielen unter Artgenossen. Beim Headshaking wirft das Pferd jedoch plötzlich und ohne ersichtlichen Grund den Kopf. Dabei unterscheidet man drei verschiedene Formen:

1. Stereotypes Headshaking

Hierbei handelt es sich um eine eher seltene Verhaltensstörung. Sie wird durch schlechte Haltung oder Stress ausgelöst.

2. Symptomatisches Headshaking

Bei dieser Form liegt eine definierbare Erkrankung des Pferdes vor, wie beispielsweise Schmerzen im Halsbereich (Muskulatur, Halswirbelsäure), Zahnprobleme oder auch Infekte oder Parasiten in den Ohren.

3. Idiopathisches Headshaking

Die mit Abstand am häufigsten auftretende Form. Sie bezeichnet das Headshaking ohne erkennbaren Grund. Es kann also kein spezifischer Auslöser für das Headshaking gefunden werden. Inzwischen zählt man auch die „Trigeminusneuralgie“ (TMHS ) zu dieser Verlaufsform, eine Entzündung des fünften Hirnnervs. Auch hier wird nun weiter unterschieden, wieso der Nerv überreizt ist. Liegt in der Umgebung des Trigeminusnervs eine Entzündung vor, spricht man von einem symptomatischen TMHS. Wenn der Nerv an sich überempfindlich oder geschädigt ist, liegt ein idiopathisches Headshaking bzw. „echtes“ Headshaking vor.

Das „echte“ Headshaking

Das „echte“ Headshaking wird durch den Trigeminus ausgelöst. Er ist der stärkste sensible Nerv des Kopfbereiches und beeinflusst sehr viele Bereiche wie die Haut von Schläfe und Scheitel, die Bindehaut am unteren Augenlid sowie die obere Lippe und die Nüstern. Er steht in Kontakt mit Tränendrüsen sowie den Drüsen der Nasen- und Gaumenschleimhaut. Außerdem sind Zweige des Nervs mit den Zähnen des Oberkiefers verbunden. Bis heute ist nicht klar, wodurch er geschädigt beziehungsweise gereizt wird.

Individuelle Krankheit

Die Symptome werden bei einigen Pferden besser, wenn sie im Stall stehen, es regnet oder wenn keine Sonne scheint, wie beispielsweise nachts. Ob es auf Wind reagiert, ist von Pferd zu Pferd unterschiedlich. Headshaking ist eben eine Individualistenkrankheit. Egal ob Symptom, Diagnose oder Therapie, jedes Pferd muss individuell betrachtet werden. Da diese Krankheit immer noch viele Fragen aufwirft, läuft seit über zehn Jahren nun eine Studie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Diese beschäftigt sich mit dem krankhaften Kopfschütteln.

Mehr Informationen zum Thema „Headshaking“ finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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