Text: Redaktion           Foto: imago images/ Uwe Kraft

Der gutmütige Fuchshengst For Pleasure war ein Garant für sportliche und züchterische Erfolge. Er gewann zweimal Gold im Mannschaftsspringen bei Olympia, mehrere Titel bei Europa- und Deutschen Meisterschaften sowie etliche Trophäen bei großen europäischen Reitturnieren

Der Züchter Robert Diestel wartete 18 Jahre auf das eine Fohlen, das seine Pferdezucht berühmt machen sollte. Am 14. Januar 1986 kam es dann endlich auf seinem Gestüt im niedersächsischen Adelheidsdorf-Großmoor zur Welt. Hier ist das Superpferd nicht nur als Spring- und Vererberpferd in die Annalen eingegangen, sondern es hat seinem Züchter ganz nebenbei noch geholfen, millionenschwer zu werden. For Pleasure war ein fleißiges, konzentriertes und talentiertes Pferd, das bereits vierjährig unter den Sattel von Hans-Joachim Geibel kam.

Die beiden siegten auf Anhieb beim Hamburger Springpferdechampionat und wurden zweimal Niedersächsische Landesmeister. Schon bald erregte der junge Hengst die Aufmerksamkeit der Springreitszene. Lars Nieberg fackelte nicht lange, For Pleasure wechselte in seinen Stall, und nur wenige Monate später wurde das Paar 1995 Deutscher Meister. Das Pferd war damals gerade neun Jahre alt und erhielt noch im selben Jahr die Auszeichnung „Pferd des Jahres“.

Aber Lars Nieberg hatte noch ein zweites Top-Pferd im Stall stehen. Bei den Weltreiterspielen 1998 stieg er in den Sattel von Esprit FRH. Robert Diestel trennte wütend For Pleasure und Nieberg, und der damalige Bundestrainer Herbert Mayer suchte einen Nachfolger für das begabte Tier. Der erst 24-jährige Marcus Ehning rückte nach – für ihn war For Pleasure ein Geschenk des Himmels. Bereits 1999 wurde das Paar für die Europameisterschaft in Hickstead nominiert, im Jahr 2000 gab es bei den Olympischen Spielen in Sydney Mannschaftsgold. Trotz einiger Verletzungen riss die Erfolgswelle nie wirklich ab. 2003 wurde For Pleasure von der renommierten World Breeding Federation for Sport Horses zum erfolgreichsten Springpferd der Welt gekürt. Erst im Jahr 2006 wurde der Hengst – aufgrund einer Vielzahl von Verletzungen – beim CHIO in Aachen offiziell aus dem großen Sport verabschiedet und bleibt mit einer Lebensgewinnsumme von 1,83 Millionen Euro bis heute einer der erfolgreichsten Hengste im Springsport.

Immer wieder wurde Marcus Ehning gefragt, wie For Pleasure das eigentlich mache. Zu diesem Zeitpunkt war der Hannoveraner-Hengst bereits 18 Jahre alt und schlug bei den großen Springchampionaten sogar seine eigene Tochter Farina. Marcus Ehning soll jedoch immer nur mit den Schultern gezuckt und gesagt haben, dass er die Antwort auch nicht so genau wisse. Allerdings würde er das Pferd nicht in Watte packen – auch wenn es zu diesem Zeitpunkt nur noch zu wichtigen Anlässen eingesetzt wurde. Vielleicht war das gezielte Training, gepaart mit der hingebungsvollen Pflege von Ehnings Schwester Karina – für die For Pleasure fast wie ein Kind gewesen sein soll –, der Schlüssel zu For Pleasures Erfolg: Es ging ihm gut. „Und wenn es dem Pferd gutgeht, dann springt es auch gut“, resümierte Marcus Ehning einmal. Tatsächlich war der Hengst bekannt für seine Gutmütigkeit und seine Gelassenheit – im Turniersport mit all den nervösen und divenhaften Pferden tatsächlich eine der wenigen Ausnahmen.

Aber nicht nur im Springsport war der Dunkelfuchs erfolgreich – er zeigte sein Potenzial auch als Vererber. Im Jahr 2000 wurde er im Rahmen der Verdener Hengstkörung zum „Hannoveraner-Hengst des Jahres“ gekürt. Zahlreiche Nachkommen sind heute im Springsport etabliert, wie beispielsweise Funky Fred, der ebenfalls von Marcus Ehning geritten wird.

Nach seiner einzigartigen Karriere im großen Springsport durfte er schließlich – nach jahrelangen Streitigkeiten um das Erbe Diestels, der 2002 verstorben war – in der Obhut der Familie Ehning bleiben. Hier verbrachte er noch einige ruhige Jahre bei bester Gesundheit, bis er am 18. Februar 2011 auf der Weide neben seinem Ponyfreund Max einschlief.

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