Text: Inga Dora Schwarzer         Foto: Sabine Kielmann

Stangenarbeit ist sinnvoll für Pferde. Aber warum überhaupt? Welche positiven Trainingseffekte bringt sie mit sich? Und wie baue ich ein Stangenworkout systematisch auf? Das erklärt Ausbilderin Ann Katrin Querbach. Plus: Tolle Übungen zum Nachreiten

Auf gebogenen Linien

Auf gerader Linie sind Trabstangen für den Reiter vergleichsweise einfach zu reiten, für das Pferd stellen sie aber eine nicht zu unterschätzende, muskuläre Anstrengung dar. „Hat das Pferd z. B. auf einer Seite einen schwächeren Schultergürtel, wird es automatisch, sobald es die Kraft verliert, auf diese Schulter fallen, die Mitte der Stangengasse verlassen und/oder an den Stangen mit den Vorderbeinen anstoßen“, weiß die Expertin.

Insbesondere bei Übungen auf gebogenen Linien zeigt sich schnell, welche Seite des Pferdes die stärkere ist. Auch für den Reiter im Sattel stellen Wendungen mit Bodenhindernissen eine Herausforderung dar. Sie sind durch das ständige Lenken sowie die Aufrechterhaltung der Biegung schwieriger auszuführen.

Beim Überwinden von Galoppstangen ist es genau andersherum. Der Grund? Viele Pferde erhöhen auf der Geraden ihr Tempo und stehen nicht mehr korrekt an den reiterlichen Hilfen. „Hier können Volten helfen, die vor und nach den Stangen geritten werden, um das Pferd wieder an die Hilfen zu stellen“, sagt Querbach. Sie empfiehlt aber den Einstieg im Dreitakt auf gebogenen Linien. Reiten Sie dabei jeden Galoppsprung so als wäre es der erste.

Wichtig ist, dass die Stangenabstände exakt an die Länge des Galoppsprungs an- gepasst sind. „Viele Pferde strecken sich über der Stange oder dem Bodenrick und hechten regelrecht darüber. Somit passen die Abstände bei den darauffolgenden Stan- gen nicht mehr.“

Für das gesamte Workout, das ein bis drei Mal pro Woche stattfinden kann, ist Augen- maß gefragt. Für gut gymnastizierte, trainierte Vierbeiner gilt nach der Aufwärmphase eine Dauer von drei- bis viermalig fünf Minuten mit kleinen Pausen, bei routinierten Stangenworkout-Profis ca. 15 bis 20 Minuten am Stück als angemessen. Dabei kann der Reiter in allen Gangarten aussitzen. Für junge, unerfahrene oder untrainierte Pferde fällt die Arbeit deutlich kürzer aus. Sie sollten die Bodenricks zudem in Dehnungshaltung und mit einem Reiter im Entlastungssitz überwinden dürfen.

Leistung einschätzen

Der Aufbau sollte so gewählt werden, dass er die Entwicklung des Pferdes weiter fördert. Noch mehr als sonst muss der Reiter die Leistungsfähigkeit seines vierbeinigen Sportpartners richtig einschätzen können. Deshalb rät die Expertin, die Übungen systematisch aufzubauen, sich an die Anzahl und Höhe der Stangen langsam heranzutasten und den Schwierigkeitsgrad nur allmählich zu steigern.

Dann käme es nicht zu Anzeichen von Überforderung oder Müdigkeit, die sich individuell unterschiedlich äußern. „Die einen fangen an zu stolpern, da ihnen die Kraft ausgeht, um das vordere Bewegungszentrum anzuheben. Andere werden schneller, da die Kraft der Muskelketten ausgeht. Wie- der andere werden langsamer und bleiben mit den Hinterbeinen an den Stangen hängen. Jedoch sollten wir als Reiter es niemals soweit kommen lassen“, mahnt sie an.

Der beste Zeitpunkt, um das Training zu beenden, sei immer der Höhepunkt. Habe das Pferd z. B. eine Stangenreihe, ohne anzustoßen und in einer schönen Manier überwunden, sei es Zeit, die Einheit mit einem guten Gefühl zu beenden. Dann werde das Pferd beim nächsten Mal umso motivierter sein, so die Ausbilderin abschließend.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.

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