Text: Inga Dora Schwarzer        Foto: www.Slawik.com

Bei der diagonalen Hilfengebung treibt der Reiter sein Pferd mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel heran. Aber warum eigentlich? Was bewirkt sie, und warum ist sie ein zentrales Element der Ausbildung? Mein Pferd gibt Antworten

Jedes Pferd ist von Natur aus schief. Diese natürliche Schiefe ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Die meisten Pferde sind nach rechts schief und fußen mit dem rechten Hinterbein außen an der Spur des rechten Vorderbeins vorbei. Mit dem rechten Hinterbein können sie daher weniger Schub entwickeln als mit dem linken. Letzteres muss mehr Arbeit übernehmen, um den Pferdekörper nach vorne zu bringen. Dadurch jedoch wird das linke Vorderbein mehr belastet. Ein Ungleichgewicht im Pferdekörper entsteht.

Hinzu kommt eine muskuläre Dysbalance. Bei nach rechts schiefen Pferden ist die rechtsseitige Muskulatur leicht verkürzt. Sie lassen sich deshalb lieber nach rechts stellen und biegen als nach links. Man spricht von der rechten, biegsameren Seite als „hohle Seite“ und von der linken, weniger biegsameren als „Zwangseite“.

Geraderichtende Biegearbeit

Dieses Ungleichgewicht wird aber erst unter dem Sattel zu einem echten Problem für die Tiere, da beide durch das Reitergewicht verstärkt werden. Eine einseitige Beanspruchung von Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken ist die Folge. Um gesundheitliche Schäden zu verhindern, ist die geraderichtende Biegearbeit und der Einsatz von diagonalen Hilfen in der Ausbildung wichtig.

Durch sie wird das Pferd dazu veranlasst, mit dem Hinterbein der „hohlen Seite“ nicht länger der Last auszuweichen, sondern ebenso gerade vorzutreten wie mit dem anderen. Vor- und Hinterhand befinden sich dann auf einer Spur, sodass die Schubkraft der Hinterhand voll in Richtung des Schwerpunktes wirkt. Das Pferd ist zu beiden Seiten annähernd gleich biegsam, kann sich ausbalanciert bewegen und bleibt gesund.

Die diagonalen Hilfen bestehen – vereinfacht gesagt – aus dem Einwirken des inneren Schenkels in Verbindung mit dem äußeren Zügel. Sie kommen in allen Übungen, in denen Stellung und/oder Biegung verlangt wird, zum Tragen: in jeder Wendung (Durchreiten einer Ecke, Reiten eines Zirkels oder einer Volte, auf Schlangenlinien, in einer Vorhandwendung usw.) und in jedem Seitengang (Schenkelweichen, Viereck verkleinern und vergrößern, Schulterherein, Zick-Zack-Traversalen usw.). Auch auf geraden Linien wirken die diagonalen Hilfen der natürlichen Schiefe entgegen, jedoch in abgeschwächter Form – wie z.B. im Galopp.

Der Reiter bestimmt damit in allen geraderichtenden Lektionen den Grad der Stellung von Kopf und Hals und den Grad der Längsbiegung des gesamten Pferdekörpers. Dabei gilt es, das Gleichgewicht des Vierbeiners durch die Begrenzung der äußeren Körperseite zu stabilisieren.

Drehsitz einnehmen

Um die diagonale Hilfengebung richtig ausführen zu können, ist der Drehsitz erforderlich. Er ergibt sich aus der einseitig belastenden Gewichtshilfe. Hierbei wird der innere Gesäßknochen vermehrt belastet und das Becken leicht nach vorne und innen gerollt. So kommt die innere Hüfte etwas vor, das innere Bein sinkt automatisch in die Tiefe, und der innere Bügel wird vermehrt ausgetreten. Ein gut gerittenes Pferd wird damit aufgefordert, in Richtung unter das Reitergewicht zu treten. Ähnlich wie ein Snowboard- oder Skateboardfahrer sein Sportgerät lenkt, kann der Reiter so allein durch seine Körperhaltung und Beckenstellung die Pferdebewegung beeinflussen.

Den gesamten Artikel finden Sie in der Mein Pferd März-Ausgabe.

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