Die Hufschmiede-Arbeit ist im digitalen Zeitalter angekommen. Zeigt ein Pferd Probleme im Bewegungsablauf, können sich Hufexperten heute von modernster Technik unterstützen lassen. Das Gang-Analyse-System Werkman Black macht es möglich
Hufbeschlagschmiede verlassen sich auf ihre persönliche Erfahrung. Sie erfassen die Stellung der Hufe und den Gang eines Pferdes, insbesondere das Auf- und Abfußen sowie die Stand- und Schwungphase, mit den Augen. Haben sie sich ein Urteil gebildet, beschneiden und beschlagen sie die Hufe – und zwar so, wie sie es aufgrund ihres aktuellen Wissensstandes für richtig halten. Das geschieht rein subjektiv. Das Problem? Ein Huf bewegt sich um ein Vielfaches schneller, als der Mensch ihn mit dem bloßem Auge wahrnehmen kann. Die visuelle Einschätzung kann daher nie den gesamten Bewegungsablauf erfassen.
Bewegungsablauf messen
Und genau hier kommt das neue Ganganalysesystem Werkman Black von Christel und Reian Werkman ins Spiel. Die Hufexperten aus dem niederländischen Groningen bieten nicht nur eine breite und hochwertige Produktpalette für Hufpfleger und -beschlagschmiede an, sondern entwickeln innovative Lösungen, um das Wohlbefinden und die Leistung von Pferden zu steigern. Ihr weltweit erstes und derzeit einziges mobiles Ganganalysesystem macht das bisher Ungesehene sichtbar.
Dafür werden 60 Gramm leichte, hochpräzise Beschleunigungs- und Gleichgewichtssensoren mit Klettband an zwei oder allen vier Hufen der Tiere befestigt. Diese nehmen kleinste Bewegungen in alle Richtungen wahr und sammeln mit 1.140 Messungen pro Sekunde signifikante Daten über das Auf- und Abfußen sowie die Stand- und Schwungphase.
Für die Messung wird das Pferd im Schritt und im Trab auf einer geraden Strecke (etwa 20 Schritte und 20 Tritte) auf einem möglichst gleichmäßig harten oder weichen Untergrund geführt. Wenn nicht genug Platz vorhanden ist, kann das Pferd auch mehrere Male gewendet werden. Nach nur wenigen Minuten werden die gewonnenen Daten an ein Tablet gesendet, auf dem der dokumentierte Bewegungsablauf via App bis ins letzte Detail nachverfolgt und analysiert werden kann.
Dabei stehen dem Benutzer zahlreiche Funktionen, Darstellungs- und Auswertungsmöglichkeiten zur Verfügung. Grafiken visualisieren die Werte und zeigen beispielsweise den Zeitablauf des Gangs, den ersten Bodenkontakt, die Bewegungen während der Stützbeinphase und das Anheben des Hufes bzw. die Abrollphase als 3D-Animation.
Präventives Handeln
Da Geschwindigkeit und Timing des Gangs präzise ermittelt werden, wird ein abweichendes Verhalten sofort sichtbar. Durch das frühzeitige Erkennen von Bewegungsunterschieden zwischen den linken und rechten Beinen sowie zwischen den Vorder- und Hinterbeinen ermöglichen die Hufsensoren dem Benutzer, präventiv zu handeln.
Befindet sich ein Pferd in einer Rehabilitationsphase, können Fortschritte mit dem Ganganalysesystem während der Genesung genauestens verfolgt werden. Wird ein Pferd über einen längeren Zeitraum immer wieder vermessen, lässt sich die Wirkung der Schmiedearbeit bzw. der Korrekturverlauf konkret verfolgen und analysieren. Durch das objektive Feedback der Hufsensoren entstehen daher vor allem mögliche Verbesserungen für die korrekte Hufstellung und den optimalen Beschlag. Das Gerät lehrt den Benutzer, noch genauer hinzuschauen als bisher und sein Handeln kritisch zu hinterfragen.
Text: Inga Dora Schwarzer Foto: Werkman Black