England kann auf eine lange und erfolgreiche Pferdezucht zurückblicken. Noch heute leben viele Ponys mehr oder weniger wild in verschiedenen Naturschutzgebieten. In der Region Exmoor im Südwesten leben zwischen Rothirschen, Ottern und unzähligen Vögeln die Exmoor-Ponys
Als Wildpferde werden Pferde beschrieben, die nicht vom Menschen domestiziert wurden, gleichzeitig aber mit den heutigen Hauspferden verwandt sind. Zumeist handelt es sich hier um sehr kleine Pferderassen, die sich farblich häufig ähneln. So tritt das Fell in grau-braunen Tönen auf, die Gliedmaßen sind dunkler, der Bauch ist häufig heller. Auch der Aalstrich auf dem Rücken ist typisch für Wildpferde. Des Weiteren sind die kleinen Pferde häufig sehr robust und kommen mit unterschiedlichen Witterungen zurecht.
Entwicklung
Als ursprünglichste Ponyrasse Europas gilt noch heute das englische Exmoor-Pony, welches 1086 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde. Es scheint sicher, dass es sich hierbei um die einzig weitgehend unverkreuzte Population des Wildpferdetypus handelt, der einst in ganz Großbritannien verbreitet war. Dass es sich um keine komplett wilde Rasse handelt, zeigen genetische Befunde, aus denen deutlich wurde, dass sie sich die DNA mit anderen Hauspferderassen teilen. Während die Ponys im Laufe der Zeit, vor allem im 19. und 20. Jahrhundert, gezähmt und mit anderen Rassen gekreuzt wurde, blieb die Vermischung im Exmoor selbst sehr klein. Während im Norden Englands vor allem um 1900 Welsh-Ponys, Dartmoor-Ponys, Exmoor-Ponys und andere kaum noch zu unterscheiden waren, wurden im Süden eher englische Vollblüter eingekreuzt. Da diese vor allem die kalten, rauen Winter nicht gut überstanden, wurde dieser Weg nicht weiter fortgeführt, und das Exmoor-Pony konnte seine Ursprünglichkeit beibehalten.
Bedrohte Rasse
Da das Pony aus einer sehr kargen Region stammt, kommt es mit einem geringen Futterangebot und einer anspruchslosen Unterbringung aus. Aufgrund dessen und seiner immensen Stärke – Exmoor-Ponys trugen früher häufig Erwachsene Menschen über weite Strecken – handelte es sich schon immer um eine beliebte Rasse. Um den Fortbestand und die Ursprünglichkeit zu sichern, gründete sich 1921 die Exmoor Pony Society um die Pferde in einem Zuchtbuch zu registrieren. Dies sollte vor allem die Einkreuzung anderer Rassen ausschließen.
Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurde das Exmoor-Pony dann jedoch nahezu ausgerottet. Am Ende des Krieges wurde von lediglich 50 überlebenden Ponys berichtet, darunter neun Hengste. Der immense Rückgang der Population ist darauf zurückzuführen, dass viele Tiere wegen ihres Fleisches gejagt wurden oder Soldaten als Zielscheiben zum Opfer fielen.
Nach dem Krieg wurde ausschließlich mit den letzten überlebenden Ponys weitergezüchtet. Diese Entscheidung ist auch dafür verantwortlich, dass das Exmoor-Pony heute nur noch in zwei Farben vorkommt. Während es früher auch schwarze und weiß-gräuliche Exemplare gab, sind die Exmoor-Ponys heutzutage ausschließlich Falben und Braune. Auch heute gibt es lediglich knapp 1.000 Exemplare der Rasse.
Das Pony
Optisch fällt das Exmoor-Pony vor allem durch sein charakteristisches Mehlmaul und die helle Augenumrandung auf. Aufgrund seiner Herkunft – dem rauen Moor und dem Heideland in der Region Exmoor – verfügt es zudem über eine üppige Mähne und Fellbeschaffenheit. Das Stockmaß der beliebten Kinderponys wird mit 115 bis 130 Zentimetern angegeben. Ihr ausgeglichenes Gemüt und ihr freundliches Wesen sorgen dafür, dass sie sich sowohl als Reitponys als auch für die Arbeit vor der Kutsche eignen. Da die Tiere auch als sehr pflegeleicht und genügsam gelten, werden sie heute häufig in Tierparks gehalten, in denen eine natürliche Lebensweise geboten wird. Zudem werden die kleinen Pferdchen im Bereich der Landschaftspflege verwendet, da hier immer häufiger auf natürliche Beweidung von Flächen und Biotopen gesetzt wird. In diesem Rahmen wird auch zur ökologischen Bedeutung von Pferden auf Naturlandschaften und zu ihrem Sozialverhalten geforscht. Der Einsatz der Exmoor-Ponys reicht also vom Freizeitvergnügen bis zur Wissenschaft.
Exmoor-Ponys in Deutschland
Erst seit Beginn der 90er Jahre wird das britische Pony auch in Deutschland gezüchtet. Heute hat sich diese Zucht aber zur größten Nachzuchtregion der Rasse entwickelt.
Nach wie vor ist die Exmoor Pony Society für die Führung des Zuchtbuchs und die Einhaltung der Zuchtziele verantwortlich. In Deutschland gibt es die Deutsche-Exmoor-Pony-Gesellschaft, ein Tochterverband der englischen Society. Um das Exmoor-Pony zu erhalten und den Genpool zu stabilisieren, lassen auch die deutschen Züchter ihre Fohlen von einer englischen Kommission beurteilen und ins Stutbuch eintragen. Besonders wichtig ist hierbei, dass die Fohlen nur in das Stutbuch aufgenommen werden, wenn beide Elternteile eingetragen sind. Denn nur so sehen die Kommissionen eine Chance, dass die Rasse ihrem ursprünglichen Typ erhalten bleibt und in ihrem natürlichen Lebensumfeld, dem Exmoor, überleben kann.
Text: Sophia Arnold Foto: imago images/ imagebroker