Text: Aline Müller Foto: imago images/ Frank Sorge
Frust, Enttäuschung, aber auch Wut sind keine gern gesehenen Gäste beim Training mit dem Pferd. Dennoch können solche und andere Gefühle immer wieder auftauchen. Mit einfachen Übungen lernen Sie, besser in Kontakt mit Ihren Emotionen zu kommen und ihnen dadurch die Macht über Sie zu nehmen. So kommen Sie mutig durch den Gefühlsdschungel
Gefühle können wie kleine oder große Schreckgespenster sein: Sie verstecken sich im Dunkeln, um plötzlich hervorzuschießen. Wir fühlen uns dann überrumpelt, und es fällt uns nicht immer leicht, die Situation zu bewältigen. Besonders die negativen Gefühle sind eine Herausforderung für uns. Emotionen und Gefühle können uns dazu bringen, aus der Hitze des Gefechts heraus zu handeln. Wenn wir jedoch lernen, sie zu identifizieren und zu unterscheiden, können wir besser mit ihnen umgehen. Das ist oft gar nicht so leicht. Zum einen, weil die Bandbreite an Emotionen groß ist, zum anderen, weil wir den Umgang mit Gefühlen selten wirklich lernen.
Fühlen mit Tunnelblick
Beim Reiten liegen Freude und Enttäuschung manchmal nah beieinander. Freude empfinden wir als angenehm und schön, und wir wollen mehr davon. Auch Entspannung, Begeisterung oder Ausgeglichenheit fühlen sich gut an. In diesen Momenten sind wir mit uns und unserer Umgebung im Einklang. Wir nehmen wunderbare Dinge um uns herum wahr, fühlen uns unbeschwert und mit anderen Menschen oder unseren Pferden verbunden. Das Training fällt uns leicht. Wir sind kreativ und haben eine Menge Energie. Auch unser Pferd spürt unsere gute Stimmung und bewegt sich plötzlich ganz anders. Wir haben Erfolg mit dem, was wir tun, und wenn mal ein Problem auftaucht, sind wir widerstandsfähiger. Doch es gibt auch die andere Seite des emotionalen Spektrums: Angst, Wut, Frustration, Enttäuschung oder Eifersucht können einem den Tag vermiesen. Wir fühlen uns unwohl und beengt. Eine innere Getriebenheit und rasende Gedanken können uns regelrecht um den Verstand bringen. Negative Emotionen nehmen wir zudem häufig viel intensiver wahr als positive. Auch unser Körper reagiert: mit Herzrasen, hohem Puls beziehungsweise Blutdruck und einer flachen oder schnellen Atmung. Wir nehmen auf einmal nur noch das Negative wahr und versuchen, Probleme hektisch unter Druck zu lösen. Manche Menschen haben dann das Gefühl, sich in einem Tunnel ohne Ausweg zu befinden. Alles, was sie in diesen Situationen probieren, misslingt oder schlägt eine falsche Richtung ein.
Die Krux mit dem Kater
Dazu ein Beispiel: Sie nehmen sich für die heutige Trainingsstunde vor, eine neue Lektion zu üben. Sagen wir einfach das Rückwärtsrichten. Es ist Samstag, sie haben morgens mit der Familie gefrühstückt und machen sich dann auf zum Stall. Sie sind gut gelaunt und spüren, dass heute ein super Tag wird. Das gute Gefühl nehmen Sie mit in den Sattel. Als Ihr Pferd die ersten Tritte rückwärts richtet, freuen Sie sich und loben es überschwänglich. Doch auf einmal saust der Stallkater auf der Bande am Kopf Ihres Pferdes vorbei. Es scheut kurz und kann sich anschließend nicht mehr so gut konzentrieren. Auf keinen Fall möchte Ihr Vierbeiner an dieser Stelle noch einmal rückwärts gehen. Wer weiß, welche Gefahr noch so von hinten lauert? Sie bleiben gelassen und lachen über den Kater, der schon längst neuen Schabernack im Kopf hat. Nach ein paar Runden im Trab und einigen Übergängen zwischen den Gangarten versuchen Sie noch einmal rückwärtszurichten. Ihr Pferd arbeitet wieder mit, und Sie beenden das Training. Stellen Sie sich nun die gleiche Situation an einem anderen Tag vor: Es ist Freitag, hinter Ihnen liegt eine anstrengende Woche, und Sie wollen eigentlich nur noch aufs Sofa und sich ausruhen. Doch Ihre Trainerin hat die Idee, heute am Rückwärtsrichten zu arbeiten.
Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe.