Text: Nora Dickmann Foto: imago images/ Bildbryan
Schon zu Lebzeiten war Big Star legendär und galt als eines der besten Springpferde der Welt. Der KWPN ging mit Nick Skelton gemeinsam in Rente
Der braune KWPN-Hengst wird 2003 geboren und wurde, seitdem er fünf Jahre alt war, vom britischen Springreiter Nick Skelton trainiert. Von ihm wurde er auch bereits neunjährig bei den Olympischen Spielen in London vorgestellt. Das Ergebnis: Mannschaftsgold für Großbritannien und der Beginn der ganz großen Karriere des Paares.
Ein Jahr nach Olympia in London gewannen sie den Großen Preis von Aachen. Auch hier jubelte die Menge dem jungen Hengst zu. Doch damit sollte nach diesem Sieg erst einmal Schluss sein. Big Star verletzte sich an der Sehne und fiel über drei Jahre immer mal wieder aus. Er ging einige Turniere, aber war öfter lahm, als es allen lieb war.
Auch wenn Nick Skelton viele tolle Pferde hatte, war Big Star immer etwas Besonderes. Der Hengst wieherte, sobald er Hindernisse sah, und war das Pferd, für das Nick Skelton ein Kaufangebot von 15 Millionen Euro ausgeschlagen hat. Aber Nick Skelton wollte ihn für Rio. Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, im Jahr 2016, setzte sein Reiter das Ausnahmetalent dosiert ein, damit die Sehne für Brasilien hielt. Und das tat sie. Der größte Triumph der Karriere war die Goldmedaille in Rio – und dieses Mal Einzelgold. Dass die beiden dort siegreich waren, habe sie nicht nur ihren jeweiligen Ärzten zu verdanken. Denn nicht nur Big Star hatte eine ausgedehnte Krankheitsgeschichte hinter sich, sondern auch der britische Springreiter. Der schlimmste Unfall war der, bei dem er sich einen Genickbruch zuzog und der beinahe sein Karriereende bedeutete. Eine Rückkehr in den Sport war eigentlich ausgeschlossen. Aber Nick Skelton kämpfte sich zurück in den großen Sport und verlor nie den Glauben an sich und sein Pferd. Einst sagte er: „Wenn Big Star geht, gehe ich auch.“
Und das tat er. Bei der Royal Windsor Horse Show verabschiedeten sich beide im Jahr 2017 aus dem großen Sport. Simon Brooks-Ward, der Turnierleiter von Windsor, erklärte: „Nick Skelton ist nicht nur eine Legende des Pferdesports, sondern der gesamten Sportwelt. Was er in seiner Karriere erreicht hat, ist bemerkenswert, und wir fühlen uns geehrt, dass er sich die Royal Windsor Horse Show für seine Verabschiedung und die von Big Star ausgesucht hat.“
Dass die beiden nicht noch an den Olympischen Spielen in Tokio teilnehmen würden, war aber vorher schon klar. Das schloss der Reiter bereits im Vorfeld aus. Big Star sei dort 17 Jahre alt, und er sei dann auch schon zu alt. Aber auch wenn die beiden gemeinsam die große Bühne des Springsports im Jahr 2017 verließen, genießen sie nun ihre gemeinsame Freizeit. Denn Big Star ist noch fit, und solange das so bleibt, will der britische Superreiter mit seinem Pferd, das eigentlich dem Ehepaar Widdowson zusammen mit Oliver Robertson gehört, weiterreiten.
Nach dem gemeinsamen Mannschaftsgold in London, dem Einzelgold in Rio de Janeiro und vielen internationalen Siegen wie dem Sieg des Großen Preis von Aachen, Antwerpen, Hamburg, Wellington und Rom haben sich die beiden Superstars ihre gemeinsame Rente mehr als verdient. Auch wenn sie bei großen Turnieren oftmals vermisst werden und viele Menschen gerne an das Ausnahmepaar zurückdenken. Vor allem an die beeindruckende Krankheitsgeschichte der beiden und an ihren Kampfgeist, wieder zurück in den großen Sport zu kommen.