Text: Inga Dora Schwarzer          Foto: Diana Wahl

Erfolgreiche Para-Athleten reiten auf höchstem Niveau – und finden das ganz normal. Sie verstehen es, ihre körperlichen Handicaps mit viel Körpergefühl und Know-how auszugleichen. Wie gesunde Reiter vom Blick über den Tellerrand profitieren, erklären zwei Experten aus dem Para-Sport

Pferde kennen keine Behinderung. Sie machen bei uns Reitern keinen Unterschied zwischen gesund, krank oder behindert. Ihnen ist es egal, ob du im Rollstuhl sitzt, nur einen Arm hast oder die Chemotherapie dir sämtliche Haare geraubt hat. Sie sehen nicht nur die Behinderung, die Krankheit, die Sorgen, sie sehen den Menschen dahinter. Als Sportpartner, Therapeuten und Familienmitglieder sind sie an unserer Seite“, schreiben Sarah Naumann und Diana Wahl auf ihrer Homepage www.inklusive-pferd.de (siehe Kasten Seite 17) und treffen damit den Kern des Para-Reitsports.

Leistungssport mit Handicap

Reiter mit körperlichen Einschränkungen haben zwar weniger Einwirkungsmöglichkeiten als gesunde Athleten, präsentieren sich aber dennoch in absoluter Harmonie mit ihren vierbeinigen Partnern. Frei nach dem Motto von Chris Burke, einem amerikanischen Schauspieler und Sänger mit Down-Syndrom, „It’s not our disabilities, it’s our abilities that count“ (zu Deutsch: Es sind nicht unsere Unfähigkeiten, die zählen, sondern unsere Fähigkeiten), zeigen insbesondere die Leistungssportler unter den Para-Reitern schwerste Dressurlektionen, wie Traversalen, ohne Schenkel oder mit nur einem Arm.

Wie machen sie das, wenn eine solche Lektion im Sattel doch schon bei vielen gesunden Reitern hapert? „Vielleicht haben die ein paar Gliedmaßen zu viel“, mutmaßt Steffen Zeibig aus dem sächsischen Arnsdorf augenzwinkernd. Ihm fehlen seit seiner Geburt der rechte Unterarm, der rechte Unterschenkel und der linke Fuß. Das hindert ihn aber keineswegs daran, als Dressurreiter an Prüfungen bis zur Klasse S** im Regel-Sport und parallel an weltweiten Para-Wettkämpfen in Grade III erfolgreich zu sein. Da alle Para-Sportler dieselbe Hilfengebung nutzen wie Nicht-Gehandicapte, können wir uns so einiges von ihnen abschauen. Aber fangen wir von vorne an.

Zunächst muss ein Vorurteil aus dem Weg geräumt werden: Viele glauben, dass Therapeutisches Reiten und Para-Pferdesport ein- und dasselbe sind. Im Therapeutischen Reiten geht es jedoch um die Entwicklungsförderung gehandicapter Menschen. Dazu zählen die pferdgestützte Physio-, Ergo- und Psychotherapie sowie die Trauma- und Heilpädagogik. Hier steht die Behandlung von Patienten, die sich auf dem Pferderücken bewegen, im Vordergrund. Im Para-Pferdesport hingegen geht es um reiterliche Fähigkeiten und sportliche Leistungen.

Seit 2006 ist Para-Equestrian achte Disziplin des Weltreiterverbands FEI. Dort sind bisher die Disziplinen Para-Dressur (zudem paralympische Disziplin) und Para-Fahren vereint. Seit 2013 ist der Leistungssport zudem mit dem „DOKR-Disziplinbeirat Para-Equestrian“ unter dem Dach des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) vertreten.

Den gesamten Artikel finden Sie in unserer aktuellen Mein Pferd-Ausgabe.

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