Selfie : Ungeschminkte Wahrheit
Was kostet die Welt
Ich öffne die Tür der Box meines Wallachs und merke direkt – hier stimmt irgendwas nicht. Er hat ein Schmerzgesicht und macht keinen fitten Eindruck. Beim Rausholen sehe ich das Übel dann: Er tritt mit dem rechten Hinterhuf nicht richtig auf und scheint starke Schmerzen zu haben. Ich schaue mir das Bein an und kann zum Glück keine Schwellungen an den Knochen oder Sehnen erkennen. Trotzdem bleibt ein übles Gefühl, und ich habe den Tierarzt schon am Telefon, während ich das Bein noch abtaste. Dieser Monat war ein echt mieser „Pferdemonat“ – ständig stand irgendetwas neues an: Wir hatten Herpes am Stall, was natürlich zu großen Ängsten führte und unglaubliche Disziplin aller erforderte. Die Sättel wollten nicht mehr so wirklich passen, und zusätzlich kosteten mich die Pferde durch ihr ungestümes Verhalten so einige Nerven. Was ich jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, war eine Weideverletzung. Der Tierarzt untersuchte den Oldenburger ein paar Sekunden, bis er zu dem Schluss kam, „das ist ein Hufgeschwür“. „Puuuuh“, seufzte ich erleichtert. Noch nie hat mich ein Hufgeschwür so beruhigt wie in diesem Moment. Einen Schnitt ins Horn und einen darauf folgenden Verband später, düste der Tierarzt dann auch schon wieder ab.
Ein paar Tage später klage ich meinen Stallfreunden mein „Kostenleid“. „Zu den ganzen Sorgen sind jetzt auch die Rechnungen da: Impfen, Hufschmied, Klinik und das Hufgeschwür“, jammere ich, während mein Wallach wieder voll in Saft am Anbindeplatz rumzappelt. „Fast 400 Euro hat allein die Behandlung des Hufgeschwürs gekostet. Gibt’s das denn?!“ Mein Schmied, der nebenan ein Pferd beschlägt, lacht laut auf: „Für ein Hufgeschwür komm ich auch vorbei und würde dir 50 Euro abnehmen.“
Na super … Jetzt trauere ich meinem Geld noch mehr hinterher. Vermutlich würde ich aber auch beim nächsten Mal wieder den Tierarzt rufen, wenn mein Pferd auf drei Beinen steht, denn komplett ausschließen kann man eine wirklich ernste Sache ja als Laie nie. Und so grummle ich nur vor mich hin und komme zu dem Schluss, dass ein Pferd eben leider teuer ist und bleibt, auch wenn es nur mal hier und da eine Kleinigkeit hat. Und eine schnelle tierärztliche Behandlung, die sind wir unseren Goldeseln (oder wohl eher dem genauen Gegenteil) allemal schuldig – so viel unbezahlbares Glück, wie sie uns zurückgeben.
Ich wünsche Ihnen einen rechnungsarmen Sommer und viel Freude mit Ihrem Pferd!
Lara Wassermann
Leitende Redakteurin Mein Pferd
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