Text: Nora Dickmann Foto: imago images/Rau
Er galt als einer der besten Springvererber weltweit und machte sich damit „unsterblich“ – der niederländische Hengst Kannan starb letztes Jahr im Alter von 28 Jahren nach einem Herzinfarkt
Einer der besten Springvererber der Welt, der 1992 geborene niederländische Hengst Kannan, lebt nicht mehr. Er verstarb im Alter von 28 Jahren im vergangenen Jahr nach einem Herzinfarkt in Frankreich. Der Voltaire-Nimmerdor-Sohn stammt aus der Zucht von M. G. Kramer van de Meer. Vor seinem Tod führte der KWPN-Hengst ein sehr erfolgreiches Leben – sowohl im Sport als auch in der Zucht konnte er sich mehr als beweisen. Schon als junges Pferd war er weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt. Er beeindruckte die Sportwelt mit seinem Vermögen und seiner Erscheinung. Er begeisterte, wo auch immer er auftrat. Zunächst war er Belgischer Champion, später dann Französischer Meister. Unter dieser Fahne schrieb er auch seine größten Erfolge. Mit dem Franzosen Michel Hécart war er international hoch erfolgreich. Das Paar vertrat die französischen Farben 2005 bei den Europameisterschaften in San Patrignano. 2003 und 2004 zählte das Paar außerdem zur französischen Equipe, die die Samsung Super League gewann.
Der Springreiter und seine Frau kauften das Tier nicht, weil es ein Hengst war, sondern weil es ihnen gefiel. Gegenüber „Grand Prix Replay“ sagte er einst: „Wir haben uns in seine Qualität verliebt. Es gab ihn, und es gab die anderen. Er war außergewöhnlich.“
Nach seiner Sportkarriere wurde Kannan auf der Station Group France Elevage in Frankreich aufgestellt und wirkte dort jahrelang als einer der Top-Vererber. Denn noch beeindruckender als seine eigenen Erfolge sind die seiner Nachkommen. Mehr als 100 seiner Kinder werden in den Erfolgsdaten der Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) mit Erfolgen in der schweren Klasse geführt, 32 seiner Söhne sind gekört, davon werden 17 in Deutschland im Hengstbuch I geführt. Dazu kommen 68 eingetragene Zuchtstuten. Er vererbte sein Vermögen, seine Vorsicht und seine Leistungsbereitschaft und machte sich damit zu einem der großartigsten Hengste der Welt. Kannan war auch der einzige Hengst der Welt, der seit 2010 in der WBFSH-Wertung unter den Top 12 des Sire-Rankings blieb. Zu den wohl bekanntesten und erfolgreichsten Kannan-Nachkommen zählen Nino des Buissonets, der unter Steve Guerdat 2012 in London olympisches Einzel-Gold gewann und 2016 in Rio de Janeiro Vierter wurde. Die Weltcup-Siegerin Paille de la Roque war ebenfalls mit dem Schweizer erfolgreich und zählt zu Kannans Nachkommen. Dann Molly Malone von Bertram Allen. Oder auch Quabri de L’Isle von Pedro Veniss. Und nicht zu vergessen Oh D’Eole, die zunächst mit McLain Ward im Einsatz war, dann Deutsche Meisterin unter Marc Bettinger wurde und später noch mit Michel Robert, Kevin Staut und Gregory Wathelet ging. Diverse Söhne von Kannan tragen sein Erbe weiter. Erst letztes Jahr wurde beim Oldenburger Verband ein Vollbruder zu Nino des Buissonnets gekört.
Die Station Group France Elevage in Frankreich, in der Kannan aufgestellt war, betonte nach dem Tod des Hengstes: „Er hat maßgeblich zur Entwicklung der Group France Elevage beigetragen, wo er seit zehn Jahren als Deckhengst im Einsatz war.“ Für die Menschen, die ihn betreuten und sich viele Jahre mit ihm auseinandergesetzt haben, war sein Tod ein harter Schlag. Ebenso für den Springsport. Nach dem Tod des Ausnahmehengstes warnte die Group France Elevae davor, dass es noch TG-Samen des Hengstes gäbe, sie allerdings von ihrer Seite aus keine Lizenz zum Verkauf dafür habe. Die verfügbaren Portionen seien „sehr wahrscheinlich betrügerischer Herkunft“, so die französische Station. Trotz allem wird der braune Hengst uns immer in Erinnerung bleiben, alleine schon wegen seiner hervorragenden Nachkommen, die noch heute den Springsport begeistern.