Interview: Nora Dickmann Foto: www.Slawik.com
Probleme im Kreuzdarmbeingelenk (Iliosakralgelenk, kurz ISG) des Pferdes zeigen sich oft durch einen plötzlichen oder schleichenden Leistungsabfall. Lea Volkmann, gelernte Tiermedizinische Fachangestellte, Tierphysiotherapeutin und Tierosteopathin mit dem Schwerpunkt Hund und Pferd, erklärt, was man gegen den schmerzenden Rücken tun kann und woher diese Probleme kommen
Was genau ist das Kreuzdarmbeingelenk?
Das Kreuzdarmbeingelenk, umgangssprachlich auch ISG (Iliosakralgelenk) genannt, ist eine gelenkige Verbindung zwischen dem Kreuzbein (Sacrum) und den Darmbeinen (Os ilium).
Die Darmbeine sind Teil des Beckens, welches sich aus Darmbein (Os ilium), Schambein (Os pubis) und Sitzbein (Os ischii), jeweils paarig angelegt, zusammensetzt.
Welche Anzeichen gibt es bei Problemen mit dem Kreuzdarmbeingelenk?
Das Kreuzdarmbeingelenk sowie auch die hintere Lendenwirbelsäule bilden quasi den „Motor“ des Pferdes. Über das Iliosakralgelenk wird der Bewegungsimpuls der Hinterbeine auf die Wirbelsäule und damit auf den Rumpf nach vorne geleitet. Bei aller Festigkeit muss das Gelenk jedoch leicht nachgeben, damit die Elastizität der Bewegung erhalten bleibt. Nur wenn das Iliosakralgelenk die ideale Balance von Stabilität und gleichzeitiger Federung aufweist, kommt die Schubkraft der Hinterhand effizient und störungsfrei vorne an. Diese Symptome oder Auffälligkeiten können auftreten, aber nicht zwingend:
Keine Lastaufnahme auf der Hinterhand möglich, somit auch keine Versammlung, Schwierigkeiten bei engeren Wendungen unterm Sattel oder aber auch beim Führen. Erschwertes Abspringen beim Springtraining, Schwierigkeiten beim Rückwärtsrichten, bei Seitengängen wie Traversalen, Schulterherein, bei Vor- und Hinterhandwendungen sowie vermehrtes Umspringen im Galopp an der Longe sind denkbar. Typische Symbole sind zudem ein „Wegrennen“ unterm Sattel sowie eine Schweifschiefhaltung. Außerdem zeigt das Pferd Berührungsempfindlichkeiten im Bereich des Kreuzdarmbeingelenkes, vermehrte Wärme, Muskelverspannungen sowie Kotabsatzprobleme. Diese Probleme können in Kombination oder auch einzeln auftreten.
Woher kommen diese Kreuzschmerzen?
Ursachen können eine Blockade, Entzündungen, Verschleißerscheinungen oder Verletzungen des Kreuzdarmbeingelenkes sein. Dieses ist extrem empfindlich, wenn es außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt ist. Hat man Probleme in diesem Bereich, ist hier nicht nur die Mobilität eingeschränkt, sondern auch die Muskulatur drumherum weist einen höheren Muskeltonus (Muskelspannung) auf, was Schmerzen verursachen kann. Ebenso verlaufen im Bereich des Kreuzdarmbeingelenkes wichtige Nerven, die bei einer gestörten Funktion in Mitleidenschaft gezogen werden können.
Wie kann dies diagnostiziert werden und wie sieht die Behandlung aus?
Als Osteopath schaut man sich das Pferd in der Bewegung an, man macht Bewegungstests, um zu überprüfen, ob das Tier eine eingeschränkte Mobilität hat. Liegt eine Einschränkung in der Bewegung vor, so kann man diese mithilfe von osteopathischen direkten oder indirekten Techniken lösen. Anschließend massiert man die umliegende Muskulatur und löst die Faszien. Die Besitzer bekommen nach der Behandlung Übungen gezeigt, die sie ergänzend zur Therapie mit dem Pferd machen können. Treten immer wieder gleiche Symptome im Bereich des Kreuzdarmbeingelenkes auf, müssen Traumata von beispielsweise Festliegen in der Box oder Stürzen ausgeschlossen werden. Dies wird mithilfe der Röntgendiagnostik oder Ähnlichem durchgeführt und fällt in den Aufgabenbereich des Tierarztes.
Kann man diesen Problemen vorbeugen?
Wichtig ist ein gutes, muskuläres Grundgerüst, welches man durch abwechslungsreiches Training erlangen kann. Abwechslungsreiches Training beinhaltet leichte Dressurarbeit, Stangenarbeit, Springtraining, Geländetraining und auch Bodenarbeit, jeweils dem Ausbildungsstand von Pferd und Reiter angepasst. Zusätzlich kann der Muskelaufbau und somit die Muskelstabilität durch verschiedene Hilfsmittel wie zum Beispiel durch Stabilitäts-Pads unterstützt werden.