Text: Alexandra Koch      Foto: www.Slawik.com

In der Regel ist der häufig bei Jungpferden auftretende Gelenkchip keine große Sache – und doch steht er häufig im Mittelpunkt des Interesses. Sei es auf Körungen oder bei Ankaufuntersuchungen: Der Knochensplitter kann über höchste Geldbeträge entscheiden. Dr. Kai Kreling stand uns bei einem schwierigen Thema Rede und Antwort. Denn häufig ist die Frage nach der Entfernung eines Gelenkchips nicht nur eine nach dem gesundheitlichen Wohlergehen des Pferdes

Im Stallalltag heißt er Chip – und im Grunde kennt ihn jeder. Wer mit Pferden zu tun hat, weiß, dass es sich bei einem Chip weder um Fast Food noch um ein Utensil beim Brettspiel handelt. Der Chip oder genauer der Gelenkchip oder aus medizinischer Sicht OCD ist eine Erkrankung, die bei jungen Pferden entsteht und schon Einfluss auf so manche Kaufentscheidung nahm.

Osteochondrose Dissecans (OCD) ist eine Erkrankung der Knochen, bei der sich kleine Teilchen der Knorpel-Knochengrenze des Gelenkknorpels lösen. „Der Gelenkchip ist eine verkalkte Knorpelschuppe“, beschreibt Dr. Kai Kreling, der in seiner Laufbahn schon unzählige Pferde mit Chips vorgestellt bekommen hat.

Es ist der Weg vom weichen Fohlenskelett, das an vielen Stellen nicht knöchern, sondern knorpelig und damit beweglicher ist, zum verknöcherten ausgewachsenen Skelett, bei dem das Problem auftreten kann.

„Ein OCD-Chip entsteht nicht durch ein Trauma, wie es bei anderen Erkrankungen am Pferdebein häufig der Fall ist, sondern durch eine Stoffwechselstörung während der Entwicklung des Pferdes. Diese wirkt sich auf den Gelenksbereich aus“, erklärt Dr. Kreling. „Bis zu einem Alter von ca. eineinhalb Jahren wächst der Knorpel in seiner Schichtdicke an. Der Knorpel ist nicht durchblutet und ernährt sich nur durch die Diffusion aus Nährstoffen, die sich im Wesentlichen in der Gelenksflüssigkeit, der sogenannten Synovia, befinden. Während des Knorpelwachstums beim jungen Pferd reicht die so ermöglichte Nährstoffsituation nicht immer aus, und es kommt durch Entwicklungsstörungen zu einer Ablösung von Knorpelschuppen aus der Gelenkfläche. Diese Knorpelschuppen können dann im Laufe der Zeit im Gelenk durch eine Verkalkung röntgenologisch als kleine „Knochenstücke“ erkennbar werden. Im Grunde ist ein OCD-Chip eine verkalkte Knorpel- bzw. Knochenschuppe.“

Die Entwicklung des Knochens ist erst dann abgeschlossen, wenn das Pferd vollständig ausgewachsen ist. Dann werden die Wachstumsfugen geschlossen und komplett in Knochen umgewandelt. Gelenkchips können daher zu diesem Zeitpunkt nicht mehr neu entstehen und betreffen ausschließlich jüngere Pferde oder Pferde, bei denen der Chip erst später entdeckt wird. Neu entstanden ist er dann jedoch nicht.

Weitere Informationen über das Thema „Gelenkchip“ finden Sie in der Mein Pferd 04/2021.

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!