Text: Nora Dickmann     Foto: privat

Nebelwerfer war das Ausnahmepferd von Harald Siegl. Sie waren gemeinsam zehn Jahre im Spitzensport zu Hause. Später war der Wallach Lehrpferd für Tochter Lea Siegl

Von 2002 bis 2012 waren Harald Siegl und Nebelwerfer im internationalen Spitzensport aktiv. Die Vielseitigkeit galt dabei als Steckenpferd des Paares. Sie waren bei drei Europameisterschaften am Start und vertraten Österreich 2006 bei den Weltreiterspielen in Aachen. Besonders in Erinnerung bleiben wohl die Klassiker in Pau (2008) und Badminton (2009).

Nebelwerfer gelang es bisher als einzigem Pferd, seinen Reiter dreimal in Folge (2006–2008) zum Österreichischen Staatsmeister zu tragen. Im dritten Jahr gewannen sie nicht nur den ÖSTM-Titel, sondern feierten auch im CIC**-Bewerb einen überlegenen Sieg vor Siegls Landsmann und dem neuen Vizestaatsmeister Richard Mühlböck auf Troongravin. Nachdem das Pferd-Reiter-Paar 2012 die Olympiaqualifikation verpasste, übergab Harald Siegl die Zügel seines langjährigen Sportpartners an seine Tochter Lea. Damit gewann sie einen tollen Lehrmeister, um erste Erfahrungen auf internationalem Parkett zu sammeln. Sie bestritten 2014 und 2015 die Nachwuchs-Europameisterschaften. 2014 konnte Lea Siegl auf Nebelwerfer im englischen Bishop Burton drittbeste Österreicherin werden. Das freute nicht nur sie selbst, sondern auch alle Fans des Wallachs. Denn dieser hatte nach einem Darmverschluss im Dezember eine schwere Operation überstanden und war wieder zurück auf den Turnierplätzen. 
Im Rahmen des Salzburger Messeturniers wurde Nebelwerfer 2015 dann endgültig aus dem Sport verabschiedet und genoss seitdem seine wohlverdiente Rente. Trotz seines hohen Alters wurde der Wallach jedoch noch geritten und genoss die Zeit mit seiner Familie. Er erfreute sich bis zuletzt bester Gesundheit, musste jedoch 2020 nach einem Koppelunfall eingeschläfert werden. 
Charakterlich soll Nebelwer-
fer etwas kompliziert gewesen sein.

Im Umgang mit Fremden war er stets misstrauisch. Seine Zuneigung musste man sich 
erst verdienen. Aber genau das waren seine Stärken: Trotz des eher unscheinbaren Auftretens hatte der Wallach einen ehrlichen Charakter und wollte dem Reiter gefallen. Er wuchs stetig durch seine und mit seinen Aufgaben und ließ sich in kein Ausbildungsschema zwängen. Harald Siegl erkannte dies und förderte ihn individuell.
Er beschrieb seinen langjährigen Sportpartner stets als „unglaublich willensstark“, auch wenn er mit seinem unverkennbaren Senkrücken nicht in das Bild des typischen Spitzenpferdes passte. Auch war anfangs nur Harald Siegl von dem Hannoveraner selbst überzeugt. Aber er ließ Nebelwerfer die Zeit, die er brauchte, auch wenn das bedeutete, dass sie einen Schritt zurück machen mussten. Dieses pferdgerechte Training dankte ihm der Hannoveraner mit 15 verletzungsfreien Saisons im großen Vielseitigkeitssport.

Auch wenn „der Schwarze“, wie er genannt wurde, kein Naturtalent war, konnte er sich mit seiner Willensstärke und seinem talentierten Reiter Harald Siegl gegen die anderen großen Championatspferde durchsetzen und einige Preise gewinnen. Mit Lea Siegl erweiterte er schließlich noch sein Erfolgsportfolio und wird so mit Sicherheit niemals in Vergessenheit geraten – weder bei seinen Reitern noch in der internationalen Vielseitigkeitswelt. 
Mit dem Tod von Nebelwerfer verliert Familie Siegl nicht nur einen langjährigen Sportpartner, sondern auch ein Familienmitglied. Die Familie schreibt: „Unser Dank gilt auch Julia Öhner, die unseren ,Schwarzen‘ seine gesamte Turnierlaufbahn begleitet und liebevoll betreut und bestens versorgt hat.“

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