Text: Nora Dickmann     Foto: imago images/ Rau

Gekört, französischer Champion und nun Top-Vererber: Diamant de Semilly kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Mehr als 100 gekörte und anerkannte Hengste stammen bisher von ihm ab

Diamant de Semilly wurde 1991 im Westen Frankreichs, in der Normandie, in der Nähe von Jules Mesnildrey geboren. Dort wuchs das ehemalige Top-Springpferd auch auf. Bereits sein Vater, Le Tot de Semilly, wurde von Eric Levallois erfolgreich im Springsport vorgestellt – und ist Vater 
von mehr als 1.000 im Springsport erfolgreichen Pferden. Auch mütterlicherseits geht Diamant de Semilly auf den wohl erfolgreichsten französischen Stutenstamm zurück. Leider verstarb Mutterstute Venise des Cresles bei der Geburt ihres ersten 
und einzigen Fohlens.

2002 gewann Diamant de Semilly im spanischen Jerez de la Frontera Gold bei den World Equestrian Games – und beendete damit die Durststrecke der Rasse Selle Francais. Gemeinsam mit den drei ande-ren Hengsten Tlaloc M, Crocus Graverie und Dollar du Murier siegte Diamand de Semilly in der härtesten Leistungsprüfung: dem WM-Parcours. Dies blieb in seiner Karriere auch der größte Erfolg. Das Besondere damals war, dass keine andere Equipe nur mit Pferden ihres eigenen Zuchtgebietes antrat. Im Einzel bei den World Equestrian Games konnte der Hengst sich unter Eric Levallois den neunten Platz sichern. 
Mit acht Jahren war der gekörte Hengst bereits französischer Champion, 2000 schaffte er es auf die Longlist für die Olympischen Spiele. Es folgten Siege in Nationenpreisen, wobei er elf von zwölf Runden in Rom, Aachen und Donaueschingen fehlerfrei absolvierte. 2003 kam Silber mit der Mannschaft bei der EM in Donaueschingen hinzu. Ein Jahr später schaffte er es noch mal auf die Longlist, konnte aber aufgrund einer Sehnenverletzung nicht an den Spielen teilnehmen. 2008 überlebte er zwar drei schwere Kolik-Operationen, doch die Tierärzte gaben ihm kaum eine Überlebenschance, dann kam ein Jahr später sein Reiter Eric Levallois beinahe bei einem schweren Autounfall ums Leben. Nach diesen Tiefschlägen wurde es erst mal still um das Top-Springpferd.

Mit nur 15 Jahren wurde Diamant de Semilly 2006 nach dem Sieg des Großen Preises von Liège aus dem Spitzensport verabschiedet und vererbt seitdem sein Können und seine Marnier an seine Nachkommen weiter. Sein Springtalent wurde für die hohen Leistungsklassen gezüchtet. Nicht umsonst ist Diamant de Semilly eine der Vererbergrößen der aktuellen Zeit: Der Hengst verkörpert geradezu exemplarisch das Erscheinungsbild des ganz auf Springpferdezucht eingestellten Selle Francais: ein großrahmiges, muskulöses Pferd, mit bedeutender Schulter und Kruppe, gut bemuskeltem Rücken, nicht zu langem Hals und derbem, aber edlem Gesicht. 2012 stand er erstmals in den Top Ten der World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH) und führte das Ranking 2015 und 2016 an. Seit 2017 ist er hier Zweiter. Mittlerweile hat er über Hundert gekörte und anerkannte Hengste unter seinen Nachkommen. Zu den bekanntesten gehören Emerald und Don VHP Z, die beide sehr erfolgreich im Springsport unterwegs sind. Auch Quickly de Kreisker, Batman d‘Aiguilly und Virtuoso Semilly sind siegreiche Pferde. Der wohl vermögendste Nachkomme ist aber Diarado. 2007 wurde dieser wie kaum ein Hengst zuvor 
bei der Holsteiner Körung in Neumünster mehr als deutlich zum Siegerhengst gekürt. Beim Freispringen konnte der Hengst damals eine 10,0 erreichen und stellte alle anderen Mitstreiter damit in seinen Schatten. Seine Nachkommen bestimmen zunehmend das Parcoursgeschehen in der heutigen Zeit. Allen voran Maurice Tebbels Don Diarado, der 2019 Dritter im Großen Preis von Mannheim und Vierter in Brüssel wurde. Diamant de Semilly lässt auf viele weitere Top-Nachkommen hoffen und wird in den nächsten Jahren weiterhin mit Sicherheit im Springsport präsent sein.

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