Bereits als Ingrid Klimkes Vater Dr. Reiner Klimke noch am Leben war, spielte das Training mit den Bodenricks „Cavaletti“ im reiterlichen Alltag eine Hauptrolle. Damals in den 80er- und 90er-Jahren war der italienische Begriff, der einst bereits durch Federico Caprilli (den „Entwickler“ des leichten Sitzes) genutzt wurde, noch wenig verbreitet
Bei Anfängern auf dem Gebiet der Cavaletti empfiehlt Klimke Longieren unter Anleitung. Denn die Krux liegt darin, dass die Longe bei mangelnder Wachsamkeit in den Ständern hängen bleiben kann. Freilaufen lassen ist bei Neulingen also zunächst der leichtere Einstieg in die Cavaletti-Arbeit an der Longe.
Wenn Pferde Cavaletti bereits kennen, kann der Aufbau so aussehen, dass ein mittlerer Kreis für das Longieren ohne Cavaletti dient. „Der rechte Zirkel wird für die Trabarbeit mit einem Abstand zwischen den Cavaletti von etwa 1,4 Metern und der linke Zirkel für die Schrittarbeit mit einem Abstand von etwa 0,9 Metern aufgebaut. Auf beiden Zirkeln können drei bis vier Cavaletti aufgebaut werden. Wichtig ist vor allem, dass die Cavaletti strahlenförmig aufgestellt werden, um dem Bewegungsrhythmus auf der gebogenen Linie angepasst zu sein.“ Zunächst erfolgt das Ablongieren mit einer Dauer von fünf bis zehn Minuten. Beim spätestens nun anstehenden Anlegen der Ausbindezügel muss die gebogene Linie beachtet werden. „Das heißt, dass der innere Ausbindezügel fünf bis zehn Zentimeter kürzer verschnallt werden muss als der äußere.“
Dann beginnt die Longeneinheit über die Cavaletti. „Bei unerfahrenen Pferden beginne ich mit einem Cavaletti und steigere dann auf drei und vier. Ich beginne im Trab und gehe später zum Schritt über, da die Pferde ihr Tempo in der Regel zunächst von sich aus beschleunigen.“
Wenn ein Pferd die Cavaletti-Arbeit bereits kennt, kann nach der Vorbereitung auf dem Mittelzirkel der Übergang zum äußeren Zirkel erfolgen. „Es sollte gleich von vornherein gelingen, das Pferd an die Mitte der Cavaletti heranzuführen, damit es den günstigsten Abstand vorfindet.“ Wenn dies nicht gelingt, können Unsicherheiten entstehen. „Das Vergrößern des Zirkels gelingt, indem man die Longe durchleiten lässt und die Peitsche in Richtung auf die Schulter des Pferdes bewegt“, erläutert Klimke. „Zur Unterstützung kann der Ausbilder zusätzlich einige Schritte in Richtung Pferd gehen, um es so nach außen zu treiben. Es ist empfehlenswert, das Erweitern der Zirkels zunächst einige Male ohne Cavaletti zu üben, um Sicherheit zu gewinnen.“ Fünf bis acht Mal lässt Klimke ihre Pferde in der Regel über die Cavaletti traben, bevor es wieder auf den Mittelkreis zurück geht. Nach einigen Runden dort geht es wieder nach außen, um dann die Cavaletti auf dem Schrittzirkel in Angriff zu nehmen. „Der andauernde Wechsel zwischen dem mittleren Zirkel und dem Überwinden der Cavaletti im Trab und Schritt schult die Muskeln und macht das Pferd geschmeidig.“ Niemals vergessen sollte man den Handwechsel, betont die Reitmeisterin. „Auch wenn es darum geht, eine einseitige Steifheit zu bekämpfen, entspannen die Pferde leichter, wenn der Handwechsel eingebaut ist.“ Als Dauer für die Longeneinheit über Cavaletti empfiehlt Ingrid Klimke etwa 20 Minuten. „Ich gliedere die Stunde in zehn Minuten Schritt, dann fünf bis zehn Minuten Abtraben ohne Ausbinder, danach zehn bis 15 Minuten ausgebunden ohne Cavaletti und schließlich 20 Minuten über Cavaletti. Zum Schluss lasse ich das Pferd nochmals ohne Ausbinder und im Schritt zum Trocknen gehen.“
Unter dem Sattel, gerade und gebogen
Die Vielfalt der Möglichkeiten unter dem Sattel ist natürlich ebenso groß. Etwa einmal pro Woche bis alle 14 Tage lässt sich eine Cavaletti-Einheit unter dem Sattel gut einbauen. Das Gleiche gilt für die Longe. Öfter sollte es nicht sein, sonst wird es zu einseitig.
Die Grundschule unter dem Sattel erfolgt auf der geraden Linie, später kommt die gebogene hinzu. Aufbau und Abstände sind im Schritt und Trab gleich. Allerdings können Fortgeschrittene mit der Zeit Variationen wie etwa Zwischentritte mit einbauen. „Die ersten Cavaletti-Einheiten unter dem Sattel werden im Schritt absolviert“, erklärt Ingrid Klimke. „Das Pferd lässt sich in dieser Gangart einfach am sichersten anreiten. Zunächst bewegt der Reiter sich mit völliger Zügelfreiheit auf nur ein Cavaletti zu. Zwei Bodenricks werden, wie auch an der Longe und beim Freilauf, ausgelassen, da das Pferd sie sonst als Weitsprung wahrnehmen könnte.“ Beim ersten Anreiten sollte der Ausbilder das Pferd zügig und keinesfalls zögerlich vorwärts gehen lassen. Auch die Stimme kann dafür als treibende Hilfe hinzugenommen werden. Langsam werden die Anforderungen und die Anzahl der Cavaletti gesteigert. Diese Steigerung erfolgt später im Trab und schließlich im Galopp. Das Prinzip ist immer das gleiche, und so kann das Vorgehen nachvollzogen werden. „Wichtig ist, dass der Reiter sich stets in sein Pferd einfühlt und sofort bemerkt, wenn er zu viel verlangt. Auch im Trab arbeitet man mit 20 Zentimetern Höhe und geht langsam von einem zu vier Cavaletti nach oben.
Text: Alexandra Koch Foto: Stefan Lafrentz