Text: Anna Castronovo Foto: imago images/ Design Pics
Eine rätselhafte Weidekrankheit gibt der Forschung seit über 100 Jahren Rätsel auf – und es gibt noch immer keine gesicherten Erkenntnissezum Auslöser der Graskrankheit.
Bereits im Jahr 1909 wurde die Equine Grass Sickness (EGS) zum ersten Mal beschrieben. Damals war die Krankheit an der Ostküste Schottlands unter Armeepferden ausgebrochen. Seitdem wurde sie auf der ganzen Welt immer wieder beobachtet, doch bis heute ist die Ursache unbekannt. Die Graskrankheit gibt der Wissenschaft weiter Rätsel auf.
„Der Auslöser für diese seltene Nervenkrankheit ist auch nach über 100 Jahren noch nicht geklärt“, sagt Dr. Bianca Schwarz, Europäische Spezialistin für die Innere Medizin des Pferdes. „Eine Theorie ist, dass die Erkrankung durch Giftstoffe ausgelöst wird, die vom Bakterium Clostridium botulinum produziert werden.“ Dabei handelt es sich zwar um das gleiche Bakterium, welches auch Botulismus auslöst, doch die Graskrankheit sei nicht mit Botulismus zu verwechseln, so die Tierärztin.
Der Unterschied: Beim klassischen Botulismus wird der Bakteriengiftstoff direkt mit dem Futter aufgenommen, zum Beispiel mit Silage, und führt zu Muskellähmungen bis hin zum Festliegen und zum Versagen der Atemmuskulatur. „Bei der Graskrankheit vermutet man hingegen, dass die betroffenen Pferde unter bestimmten Umweltbedingungen die auslösende Substanz aus dem Boden aufnehmen. Diese zerstört dann unter anderem im Verdauungstrakt Nervenzellen, was zu einem tödlichen Darmstillstand führt“, erklärt Dr. Schwarz. „Dadurch treten Koliksymptome auf. Darüber hinaus werden auch andere Nervenzellen geschädigt, sodass es zu einer hohen Herzfrequenz, Muskelzittern, Schwitzen, Reflux und Schluckstörungen kommt.“
Ebenfalls unter Verdacht stand Klee als Auslöser, genauer: Weißer Klee mit einem erhöhten Zyanidgehalt. Er könnte zum Entstehen der Graskrankheit beitragen, denn Studien wiesen in Kleeproben von Weiden während eines Krankheitsausbruchs viel Zyanid nach – und die Pferde, die dort grasten, hatten in Blut und Urin einen hohen Zyanidanteil. Allerdings erkrankten auch Pferde, auf deren Weiden kein Klee wuchs – also gab es hier auch keine Gewissheit.
… den kompletten Artikel finden Sie in der Ausgabe 10/2020.