Text: Inga Dora Schwarzer Foto: Getty Images
Viele Reitställe sehen auf den ersten Blick nicht verletzungsträchtig aus. Nur bei genauerem Hinsehen erkennt man hervorstehende Nägel, Stromlitzen ohne Funktion oder scharfe Kanten. Tierarzt Dr. med. vet. Henning Achilles erklärt, wie der Pferdebesitzer drohende Gefahren erkennen kann.
„Bei uns ist noch nie etwas passiert“, so lautet die gängige Aussage, wenn es um die Sicherheit im Pferdestall geht. Stallbetreiber und Pferdebesitzer wähnen sich in Sicherheit; einer trügerischen Sicherheit. Denn Routine macht nachlässig. Mögliche Gefahren werden übersehen. Höchste Zeit, mit offenen Augen und kritischem Blick durch den Reitstall zu gehen.
Denn Verletzungen passieren auf der Weide genauso wie im Stallbereich. „Nageltritte, Schlagverletzungen, Sturzverletzungen auf dem Pflaster, Fleischwunden durch Koppeltore und abgebrochene Tränken – das habe ich dieses Jahr alles schon gehabt. Pferde sind leider Meister im Sich-selbst-Verletzen“, sagt Tierarzt Dr. med. vet. Henning Achilles, der im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg eine Tierarztpraxis betreibt.
Von Instinkten gesteuert
Die Ursache dafür liegt in den natürlichen Verhaltensmustern der Tiere begründet. Trotz Domestikation sind sie immer noch stark von Instinkten und Trieben gesteuert. „Pferde sind Fluchttiere. Bei Panik und Gefahr kennen sie nur eine Lösung: wegrennen, und zwar schnell, egal, was sich ihnen in den Weg stellt. Die wenigsten verhalten sich in Notsituationen ruhig und besonnen. Rinder hingegen bleiben erst einmal stehen und beäugen kritisch die mögliche Gefahr. Esel beäugen die Gefahr noch kritischer und schalten meist den geordneten Rückwärtsgang ein“, so der Experte.
Heikel wird es vor allem dann, wenn die Vierbeiner gemeinschaftlich ausbrechen und im Herdentrieb durchgehen. Laufen Sie auf Straßen, nehmen sie die Gefahr, die durch Autos ausgeht, nicht wahr. Fatal – sowohl für die Tiere als auch für die Autofahrer.
Pferde erkennen von Menschenhand geschaffene Gefahren und damit für sie gefährliche Situationen einfach nicht. Dazu zählen nicht nur Fahrzeuge, sondern auch hervorstehende Nägel, scharfe Kanten, spitze oder abgebrochene Gegenstände, herumstehende Gerätschaften usw., an denen sie sich verletzen oder mit dem Halfter hängen bleiben könnte. „Wenn das Pferd mit seinen Mähnenhaaren an einer kleinen Schraube hängen bleibt, ist bereits Vorsicht geboten“, warnt Dr. Henning Achilles. Er berichtet von einem Pony, das sich an solch einem Gegenstand fast die halbe Unterlippe weggerissen hat. Hier muss der Pferdebesitzer präventiv eingreifen. „Er ist für sein Tier verantwortlich. Er muss sich in das Pferd hineinversetzen, mit den Augen eines Pferdes sehen, denken wie ein Pferd und vorbeugend eine drohende Gefahr in seiner Umgebung erkennen und abwenden. Wir sollten die Intelligenz haben, Verletzungsrisiken von ihm fernzuhalten“, meint der Experte.
… den kompletten Artikel finden Sie in der Special-Ausgabe 13/2020.