Text: Inga Dora Schwarzer Foto: imago images/ Frank Sorge
Zu viel Gras lässt Pferde nicht nur übergewichtig werden, sondern auch krank. Um die Vierbeiner gesund zu erhalten, greifen daher viele Pferdebesitzer im Sommer zu einer Fressbremse. Doch halten die Fressregulatoren, was sie versprechen? Und welche Nachteile bringen sie mit sich?
Sommerliche Temperaturen und strahlender Sonnenschein, jetzt wächst und gedeiht das Gras prächtig. Saftig und leuchtend grün zieht es die Pferde wie kein anderes Futter fast magisch an. Doch nicht für jedes Pferd sind die schmackhaften Gräser gesund. Insbesondere leichtfuttrige Rassen werden bei freiem Zugang nicht selten ernsthaften Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Häufige Folgen sind ein starkes Übergewicht, Entzündungen der Huflederhaut (Hufrehe) und Stoffwechselerkrankungen (wie z.B. das Equine Metabolische Syndrom, kurz EMS). Was tun? Die Weidezeit des Pferdes beschränken. Das hieße aber, es aus seiner Herde herauszuholen und zu Diätzwecken von seinen Artgenossen zu separieren. Für viele Pferdebesitzer ist das keine geeignete Lösung, denn sie möchten, dass ihr Vierbeiner am sozialen Leben teilnehmen kann.
Eingeschränkte Weidezeit
Hinzu kommt, dass eine gutgemeinte Einschränkung der Weidezeit genau das Gegenteil, nämlich eine erhöhte Grasaufnahme, bewirken kann. US-amerikanische Forscher der North Carolina State University konnten beweisen, dass die Fressgeschwindigkeit und damit die Menge des aufgenommenen Grases pro Stunde steigt, je kürzer die Weideperiode ausfällt. Pferde, die 24 Stunden am Tag Weidegang erhielten, nahmen laut der Studie durchschnittlich 0,35 Kilogramm Gras pro Stunde auf, bei sechs Stunden Weidegang waren es bereits 0,75 Kilogramm und bei nur drei Stunden Weidegang ein Kilogramm – also fast dreimal mehr als bei einem uneingeschränkten Zugang zum Gras.
Wer die Weidezeit aus diesen oder anderen Gründen nicht für sein Pferd begrenzen möchte, nutzt eine Fressbremse. Damit wird die Futteraufnahme auf der Weide reguliert. Durch schmale Schlitze oder Löcher in einer Bodenplatte unterhalb des Mauls kann das Pferd grasen, nimmt die Halme aber nur langsam und in geringen Mengen auf. Das ist nicht nur für dicke, Rehe- und EMS-Pferde sinnvoll, sondern auch für das Anweiden, für kolikanfällige Pferde und hastige Fresser, ergänzt Johanna Budke, Reittherapeutin, Turnierreiterin und Inhaberin des Online-Shops „AS – Das Pferd im Blick“.
Dass eine Fressbremse die Futteraufnahme deutlich limitiert, steht fest. In konkreten Prozentzahlen lässt sich dieser Fakt aber nicht ausdrücken. Experten gehen davon aus, dass der Wert zwischen 30 und 80 Prozent liegt, abhängig vom individuellen Fressverhalten des jeweiligen Tieres mit einem Fressregulator. „Pferde wählen unterschiedliche Techniken, um so viel wie möglich Gras ins Maul zu befördern. Häufig suchen sie Flächen mit mittelhohen Gräsern auf, weil sie diese mit der Fressbremse leichter fressen können als kurze oder hohe Halme. Nicht selten zupfen sie bei längerem Gras nur die Spitzen der Gräser ab. Wieder andere Artgenossen „rühren“ mit dem Fresskorb auf dem Boden herum und reißen dann erst die Gräser mit den Zähnen ab“, weiß Budke.
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