Text: Alexandra Koch    Foto: A. Schmelzer

Oft schleicht er sich heimtückisch von hinten an, kriecht um uns herum und hat uns mit einem Mal fest im Griff – gemeint ist der Stress. Der Umgang mit Pferden ist dazu geeignet, einen Schritt zurückzugehen und zu hinterfragen, was wirklich wichtig im Leben ist. Die Mentaltrainerinnen Antje Heimsoeth und Evi Lang haben sich diesem Thema gewidmet. Und auch die hoch erfolgreiche Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl hat ihren Weg zur Entspannung gefunden.

Ursprünglich wurde das Wort Stress abgeleitet vom lateinischen Verb „stringere“ für „anspannen“, welches die englische Sprache übernahm. Mit „Druck, Anspannung“ lässt es sich ins Deutsche übersetzen, und es gibt wohl kaum jemanden, der nicht schon den viel genutzten Satz ausgesprochen hat: „Ich bin heute so im Stress.“ Doch muss dies eigentlich sein?Wie kann jeder von uns sein Leben entschleunigen?

Der Spiegel im Stall

Pferde spiegeln das Verhalten von Menschen wie wenige andere Tiere. Sie geben uns eine direkte Antwort, wie wir auf sie zugehen und mit ihnen umgehen. Sie sind praktisch ein Therapeut im eigenen Stall. Und sie können uns zur Ruhe bringen und uns helfen, stressige Situationen zu bewältigen. Evi Lang erklärt: „Was wir von Pferden insbesondere lernen können, ist das Im-Hier-und-Jetzt-Sein. Wenn wir beim Pferd sind, haben wir die Möglichkeit, unsere Sorgen fallen zu lassen und mit uns selbst einen Schritt in Richtung Achtsamkeit zu gehen.“ Jeglicher Stress, den wir zum Pferd tragen, wird entsprechend gespiegelt, und die Reitstunde oder auch das Pflegen wird bei Anspannung niemals zur vollen Zufriedenheit verlaufen.

Das alltägliche kleine Glück

„Das Glück liegt auf der Straße“, heißt es so schön. Es muss nur gefunden und aufgehoben werden. Nichts leichter als das, mag manch einer daraufhin denken. Und doch scheint der Weg zu mehr Glück und Lebensfreude für zahlreiche Menschen nur schwer zu finden zu sein. Gründe dafür können hohe Erwartungen sein, aber auch die Tatsache, dass diese Menschen ihr alltägliches, kleines Glück einfach übersehen.

„Ich würde den Menschen am liebsten immer die Glückslupe in die Hand geben, damit sie all die Glücksmomente sehen, die tagtäglich um sie herum stattfinden. Beim Thema Glück geht es ganz viel um Achtsamkeit, Wahrnehmung, Zufriedenheit und Optimismus“, betont Mentaltrainerin Antje Heimsoeth. „Eine Möglichkeit für mehr Achtsamkeit im Alltag ist ein kleines Dankbarkeitstagebuch. Jeden Abend schreibt die betreffende Person darin mindestens fünf Dinge auf, für die sie dankbar ist. Woran viele Leute nicht denken: Das können auch ganz kleine Dinge sein. Das schöne Wetter, das Vogelgezwitscher, entspannt das Pferd auf der Weide beobachten. Eine nette Geste von jemandem, ein „Danke“, ein Zulächeln, ein neuer Auftrag, eine gut gerittene Lektion. Und damit die Leute wissen, dass das nicht nur leere Phrasen sind: Ich führe ein solches Tagebuch seit 2003 jeden Tag. Ein, zwei Mal im Jahr vergesse ich das, aber dann wird es am nächsten Tag nachgeholt.“

Insbesondere die Entspannung gemeinsam mit dem Pferd – sei es an einem schönen Sommertag auf der Weide oder gemütlich in eine Decke eingekuschelt im winterlichen Stall – kann immer Momente des Glücks zutage fördern. Stress wird durch solche Momente der Achtsamkeit automatisch verringert. Festhalten kann man diese Glücksmomente nicht nur in einem physischen Tagebuch oder einem Notizheft. Auch zahlreiche Apps wie „Daylio“ sorgen heute mit minimalem Aufwand dafür, stressige und glückliche Situationen des Tages zu identifizieren und diese entsprechend häufiger oder weniger häufig einzubauen. Bei den meisten Reitern, welche die Zeit mit ihrem Pferd bewusst als Auszeit wahrnehmen, ist diese Zeit eine echte „Quality Time“.

… lesen Sie den kompletten Artikel in der aktuellen Ausgabe (2/2020).

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