Interview: Nicole Audrit Foto: Bongarts/Getty Images
Die meisten verbinden mit dem Reining spektakuläre Sliding Stops und rasante Spins. Die Disziplin, die auch als Dressur des Westernreitens bezeichnet wird, hat ihren Ursprung in der Arbeit mit dem Rind, wie der erfolgreiche Reiner Grischa Ludwig (www.lqh.de) erklärt. In diesem Jahr sicherte sich die deutsche Mannschaft mit Gina Schumacher, Markus Süchting und Grischa Ludwig den Europameistertitel 2019.
Woher kommt die Disziplin Reining?
Die Disziplin Reining entwickelte sich aus der Arbeit des amerikanischen Rinderhirten – also der Cowboys. Die Pferde müssen bei der Arbeit mit dem Rind punktgenau auf minimale Hilfen des Reiters reagieren – dies ist eine der Besonderheiten des Reinings. Außerdem ist Reining – unter anderem durch Manöver wie Sliding Stops und Spins – eine sehr spektakuläre Disziplin.
Welche Pferde eignen sich für den Reiningsport?
Für jede Disziplin im Reitsport muss das Pferd ein gewisses Talent mitbringen: So muss das Springpferd ein gewisses Talent für das Springen und das Reiningpferd für den Stop haben. Pferde haben unterschiedliche Talente, diese gilt es als Reiter zu fördern und nicht, das Pferd unabhängig von dessen Talent in eine Sparte zu pressen. Grundsätzlich sollte ein Pferd für den Reiningsport sehr athletisch sein und ein angeborenes Talent für den Stop mitbringen. Dieses Talent muss man natürlich auch fördern und den Stop trainieren. Aus dem natürlichen Drang anzuhalten, wird dann der Sliding Stop entwickelt.
Wie läuft eine Reiningprüfung ab?
Jeder Reiter startet mit 70 Punkten in die Prüfung. In dieser wird jedes Manöver anhand der Ausführung bewertet, wobei null der Durchschnitt ist. Außerdem können die Richter noch Pluspunkte für gute Ausführung oder Minuspunkte für Abweichungen von der vorgeschriebenen Aufgabe oder schlechte Ausführung vergeben – die Plus- und Minuspunkte reichen von 0,5 bis 1,5. In der Prüfung wird jedes Manöver beziehungsweise jede Manövergruppe einzeln pro Richter bewertet. Die Anzahl der Richter hängt von der Größe der Klasse ab, und es können bis zu fünf Richter werten.
Es gibt zwölf verschiedene Pattern – also Aufgaben –, die sich aus denselben Manövern in unterschiedlicher Reihenfolge zusammensetzen. Folgende Manöver werden im Reining abgefragt:
•Der Sliding Stop besteht aus unterschiedlichen Bestandteilen: dem Rundown, dem eigentlichen Stop, dem Rollback und dem Backup. Der Rundown ist die Beschleunigungsphase vor dem Sliding Stop, dabei steht der gleichmäßige Aufbau der Geschwindigkeit im Fokus. Beim Sliding Stop wird das Pferd aus dem Galopp angehalten und rutscht mit den Hinterbeinen, die weit unter den Körper gebracht wurden, bis zum Stillstand. Dabei sollte das Pferd auf das Stimmkommando reagieren, und die Zügel lediglich für die Anlehnung, nicht aber zum Stoppen eingesetzt werden. Der Rollback ist eine 180-Grad-Wendung, die nach dem Sliding Stop aus der Vorwärtsbewegung geritten wird und bei der das Pferd auf der Hinterhand um 180 Grad springt. Beim Backup, also dem Rückwärtsrichten, muss das Pferd nach einem Sliding Stop in gerader Linie zügig rückwärts gehen.
•Der Spin sieht für die Zuschauer spektakulär aus und ist ein anspruchsvolles Manöver für den Reiter. Es handelt sich um eine Art Hinterhandwendung, bei der die Vorderbeine gleichmäßig um die Hinterhand laufen und dabei kreuzen. Dabei soll das Pferd keine Galoppsprünge machen und der Takt gleichmäßig sein. Entweder soll die Geschwindigkeit beim Spin dabei gleich bleiben oder zum Ende des Manövers zunehmen. Der Spin sollte am losen Zügel geritten werden.
•Zwei fliegende Galoppwechsel, die punktgenau und synchron mit Vor- und Hinterhand ausgeführt werden sollten.
•Je drei Zirkel im Galopp auf der linken und der rechten Hand, wobei die Zirkel mit möglichst wenig oder keiner sichtbaren Hilfengebung geritten werden sollten. Außerdem sollten sie sowohl von der Form als auch der Geschwindigkeit her gleichmäßig sein.
•Meist am Ende des Patterns wird das Verharren – also das Manöver Hesitate – abgefragt, bei dem das Pferd an vorgeschriebener Stelle stillstehen soll.
Generell steht beim Reining der Aspekt „pleasing to watch“ – also „schön anzuschauen“ – im Vordergrund. Es wird also ein motiviertes und freudig mitarbeitendes Pferd sowie ein Reiter, dessen Hilfengebung möglichst unsichtbar ist, gefordert. Außerdem soll das Pferd im Reining auch in den spektakulärsten Manövern Ruhe ausstrahlen.