Text: Alexandra Koch Foto: Birte Ostwald
„Beim Reiten geht es darum, auf beiden Seiten stets positive Erlebnisse zu erzeugen“, erklärt Uta Gräf. „Fair zum Pferd zu sein und ihm Freude am Gerittenwerden zu vermitteln sind enorm wichtig.“ Als erfolgreiche Dressurreiterin und absolute Frohnatur ist die Ausbilderin aus Kirchheimbolanden in Rheinland-Pfalz landauf landab bekannt. Bei einem ihrer beliebtenLehrgänge haben wir einen Blick über ihre Schulter gewagt.
Zu Beginn einer Einheit lasse ich den Reiter das Pferd lösen, wie er es gewohnt ist, damit ich mir ein Bild machen kann, wie der Reiter vorgeht. So kann ich beide beobachten und besser kennenlernen, um mit ihnen im Anschluss daran gewinnbringend weiterzuarbeiten zu können“, beschreibt Uta Gräf. So verfährt sie bei allen Lehrgängen und auch, wenn sie neue Reiter besucht und Unterricht gibt. Wichtig ist Uta Gräf stets die persönliche Kommunikation. In aller Ruhe geht es in die Bahn, und man bereitet sich erst einmal im Lehrgang unter ihrer Anleitung vor. Dies ist für Uta Gräf ein elementarer Teil jeder Trainingseinheit. „Beim Lösen ist es mir wichtig, mit dem Reiter im ständigen Dialog zu stehen, um einerseits selbst zu fragen und dem Reiter andererseits auch die Möglichkeit zu geben, nachfragen zu können. Der Reiter soll später selbstständig fähig sein, zu reflektieren und so seine Reiterei zu verbessern. Denn darum geht es ständig: Über seine eigene Reiterei nachdenken und erkennen, ob man dem Pferd gegenüber fair handelt.“
„Am Anfang der Trainingseinheit ist es zudem wichtig, dass beim Vorwärts-Abwärts-Reiten bereits ein guter Schenkelgehorsam vorhanden ist und das Pferd sensibel auf die Hilfen des Reiters reagiert“, beschreibt Gräf, während sie die Reiter im Auge behält. „Das ist die Basis, auf der im weiteren Verlauf der Einheit aufgebaut werden kann. Kommt ein neues Pferd-Reiter-Paar zu mir in den Unterricht, würde ich am ersten Tag nichts umstellen, den zweiten Tag jedoch aktiv dazu nutzen, um auszuprobieren, was für beide sinnvoll ist und sie langfristig weiterbringt. Genauso empfehle ich es auch anderen Leuten, die bei mir Unterricht nehmen. Ich habe immer wieder Trainer oder Reitlehrer in meinen Lehrgängen, und sie danken mir oft für die neuen Erkenntnisse, die sie gewonnen haben, wie man bestimmte Probleme angeht und dennoch immer pro Pferd handelt.“
Anlehnung als Schlüssel zur Leichtigkeit
Immer wieder erklärt Uta Gräf ihren Schülern, wie wichtig es ist, in guter Anlehnung zu reiten. „Eine Grundvoraussetzung ist, dass das Pferd jederzeit vor dem Schenkel ist. Der Reiter muss es für seine Hilfen sensibel machen, damit jene zusammenspielen können. Dabei kommt es auch viel auf die Fähigkeiten des Reiters an! Um eine feine Anlehnung zu erarbeiten, muss der Schenkel locker sein“, erläutert Gräf. „Der Reiter muss lernen, die treibende Hilfe nur impulsartig einzusetzen und immer wieder auszusetzen. Außerdem sollte er verstehen, mit der Wade zu treiben und den Schwung des Pferdes bis in den federnden Absatz umzuleiten. In jedem Fall ist es wichtig, das Pferd auf diese feinen Hilfen zu erziehen und konsequent zu sein. Das Pferd sollte jederzeit die Bereitschaft zeigen zuzulegen, und dies sollte der Reiter auch immer wieder überprüfen. Minimale Hilfen, aus denen eine feine, vertrauensvolle Anlehnung resultiert, brauchen Zeit – bei Pferd und Reiter.“
Motivation aufbauen und erhalten
Elementar wichtig ist es, betont Gräf, dass das jeweilige Pferd immer motiviert bleibt. Der Weg dorthin kann unterschiedlich ausfallen. „Es ist Aufgabe des Reiters, die Stärken seines Pferdes zu kennen und immer wieder neu zu entdecken. Jene gilt es im Training zu nutzen und sie geschickt einzubauen. Natürlich kann ich in Kursen Tipps dazu geben, aber letztendlich liegt es am Ende am Reiter, immer aufs Neue auch an sich zu arbeiten. Die Reiter-Pferd-Beziehung ist kein starres Element, es geht immer weiter und beide entwickeln sich. Was bei einem Pferd als Jungpferd gut geklappt hat, kann später vielleicht für das Pferd eher langweilig sein, oder aber es fühlt sich mit zunehmendem Alter irgendwann überfordert. Dann muss der Reiter darauf eingehen. Fällt dem Pferd beispielsweise eine Traversale schwer, leite ich sie aus einer Lektion ein, die dem Pferd leichter fällt. So kann ich es in seinem Selbstbewusstsein gestärkt in die schwierigere Lektion entlassen. Lernen mit Spaß und Freude fällt nämlich auch den Pferden leichter. Hier ist es ganz wichtig, die kleinen Fortschritte zu sehen und sie anzuerkennen. Dafür muss der Reiter sensibel werden. Wenn die Lektion auch nur ansatzweise geklappt hat, kann das manchmal schon ein großer Fortschritt in die richtige Richtung sein.“
…den kompletten Artikel finden Sie in der Januar-Ausgabe der Mein Pferd.