Text: Anna Castronovo      Foto: www.Slawik.com

Nichts ist so aufregend, wie ein Fohlen aus der eigenen Stute zu ziehen. Umso ärgerlicher ist es, wenn sie trotz detaillierter Planung nicht trächtig wird oder aber resorbiert. Woran kann das liegen?

Pferde liegen in Sachen Fortpflanzungssicherheit und -konstanz deutlich hinter anderen Tierarten zurück. Die Trächtigkeitsrate beim Pferd beträgt nämlich nur zwischen 60 und 65 Prozent. Andere Tierarten sind da weitaus produktiver: Bei Schafen und Rindern liegt sie zum Beispiel bei 90 Prozent, Schweine und Ziegen kommen sogar auf 96 bzw. 97 Prozent. „Studien zeigen, dass die Befruchtungsergebnisse zwar im Durchschnitt bei bis zu 90 Prozent liegen, die Abfohlrate jedoch bei 65 bis 75 Prozent und die Anzahl abgesetzter Jungtiere lediglich bei ca. 65 Prozent liegt“, erklärt Dr. Alexandra Görgens, Tierärztin mit den Fachgebieten Gynäkologie, Neonatologie, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin von der Pferdeklinik Mühlen. Umso wichtiger ist es, eine Trächtigkeit richtig vorzubereiten und von Anfang an optimal zu unterstützen. „Dass eine Stute nicht tragend wird, kann verschiedene Gründe haben“, sagt Dr. Görgens. „Häufig liegt der Schlüssel im Management, was viele Bereiche umfasst – von der artgerechten Haltung bis zur medizinischen Versorgung.“ Fruchtbarkeit ist nämlich eine komplexe Leistung, die durch verschiedenste Faktoren beeinflusst wird. „Grundsätzlich sind alle Faktoren – individuelle wie umweltbedingte – miteinander verkettet. Und nur das perfekte Zusammenspiel bringt ein optimales Fruchtbarkeitsergebnis.“ Einen besonders hohen Einfluss haben unmittelbare Umwelteinflüsse. Diese kann der Züchter zwar oft nur teilweise oder bis zu einem gewissen Maß verändern, er sollte sie aber immer im Auge behalten. Dazu gehören zum Beispiel das Deckjahr, die Deckart, das Alter der Stute und natürlich auch des Hengstes.

Klima, Deckart und Alter entscheidend

„Studien haben nachgewiesen, dass das Deckjahr die Fortpflanzungsleistung beeinflusst“, sagt Dr. Görgens. „Unterschiedliche Klimaverhältnisse wie Temperatur, Tageslichtlänge etc. beeinflussen Rosse und Trächtigkeitsdauer. Auch die Fruchtbarkeit des Hengstes unterliegt natürlichen Schwankungen, weshalb die Befruchtungsrate signifikante Jahreszeitunterschiede aufweisen kann.“ Auch die Deckart spielt eine wichtige Rolle. Heute dominiert die künstliche Besamung das Zuchtgeschehen. Die Vorteile dieser Methode liegen vor allem in hygienischen Aspekten, aber auch in züchterischen. „Bei künstlicher Besamung kann die bestmögliche spermatologische Nutzung und damit für jede Stute eine konstante Befruchtungschance geboten werden – vorausgesetzt, Samenaufbereitung, Spermiendosis, Besamungszeitpunkt, -frequenz und -methode werden optimal gewährleistet“, erklärt die Fachtierärztin. Und: „Ständige Kontrollen sorgen für Qualität und decken eventuelle Mängel wie Infektionen oder Keime sofort auf. Außerdem reduziert die künstliche Besamung eine Überlastung extrem gefragter Hengste, und die Züchter sind standortunabhängig.“ Aber: Trotz des Erfolges der künstlichen Besamung ist der Natursprung immer noch die effektivste Deckart. „Im Durchschnitt sind Befruchtungs- und Abfohlrate etwas höher“, sagt Dr. Görgens. Dabei gibt es allerdings Unterschiede: „Beim Sprung an der Hand ist die Trächtigkeitsrate deutlich niedriger als bei freien Bedeckungen auf der Weide. Die gängige Praxis im Zuchtmanagement limitiert also möglicherweise die Fruchtbarkeitsleistung, weshalb der Gedanke an eine völlig natürliche Bedeckung bei Problemstuten durchaus diskussionswürdig ist“, so die Veterinärin. „Allerdings sind das Verletzungs- und das Infektionsrisiko beim Natursprung höher, weswegen ihn die Mehrheit der Hengsthalter nicht anbietet.“ Lediglich in der Vollblutzucht ist er Pflicht: Durch Besamung gezeugte Vollblüter werden nicht eingetragen und dürfen daher auch nicht bei Rennen starten. Ganz entscheidend ist auch das Stutenalter, denn mit zunehmendem Alter nimmt die Fruchtbarkeitsleistung ab. „Parallel verlängert sich die Tragezeit, und die Resorptionsrate steigt“, erklärt Dr. Görgens. „Grundsätzlich muss bei Stuten über 15 Jahren mit einer Fruchtbarkeitsreduktion gerechnet werden. Das günstigste Abfohlergebnis erzielen sie im Alter von sieben und acht Jahren.“ Das liegt daran, dass sich die Qualität der Gebärmutterschleimhaut mit dem Alter und der Anzahl der Abfohlungen verschlechtert – das ist völlig normal.

…den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 08/19.

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