Text: Inga Dora Meyer Foto: imago stock&people
Ihr Pferd will den Stall nicht verlassen, scheut oder ist im Gelände zu eilig? „Dann sollten Sie an Ihren Führungsqualit.ten arbeiten“, sagt Parelli-Instruktor Ralf Heil. Er erklärt, welche Übungen im Akutfall helfen und woran der Reiter langfristig arbeiten sollte.
Da wünscht sich der Reiter nichts sehnlicher, als mit seinem Pferd die Natur zu genießen, und dann das: Er kommt einfach nicht vom Hof. Der Vierbeiner erstarrt zur Salzsäure und bewegt sich keinen Millimeter mehr vorwärts. Wenn er es dann endlich mühsam vom Hof geschafft hat, hält das Pferd ständig an aus Gründen, die für den Reiter völlig unerklärlich sind, oder es scheut vor den unspektakulärsten Dingen wie einem Baumstamm, obwohl es vor hundert Metern noch an einem ebensolchen ganz entspannt vorbeigegangen ist. Unter Pferdeleuten berühmt ist auch das Einschalten des Turbos auf dem Nachhauseweg, so als hätte das Pferd die Zeit im Nacken sitzen und müsste am Stall noch etwas Dringendes erledigen. „Mit solchen Verhaltensweisen teilt das Pferd mit, dass etwas in der Mensch-Pferd-Beziehung nicht stimmt. Solche Probleme sind aber lediglich Symptome. Die Ursache dafür, warum ein Pferd mit seinem Reiter nicht ohne Probleme ins oder durchs Gelände geht, ist eigentlich immer die gleiche: mangelnde Führungsqualität des Menschen“, sagt Ralf Heil, lizenzierter Parelli-Instruktor und Inhaber des Birkenhofs in Stephanshausen bei Wiesbaden. Langfristig ist dies nur zu lösen, indem der Mensch an sich selbst arbeitet. „Viele wissen trotz langjähriger Erfahrung die Sprache der Pferde nicht zu lesen oder senden körpersprachlich widersprüchliche Signale. Über Bodenarbeit kann aber jeder lernen, wie sein Pferd denkt und fühlt, Probleme deuten meist auf ein Missverständnis in der Mensch-Pferd-Beziehung hin und darüber Leadership-Potenziale entwickeln“, so der Experte weiter. Die Herausforderung dabei? Jedes Pferd hat eine andere Persönlichkeit und braucht einen unterschiedlichen Führungsstil. Einige Tiere sind extrovertiert und bauen Stress am besten über Bewegung ab, andere wiederum sind introvertiert und benötigen viel Vertrauen und Ruhe. Und dann gibt es wieder andere, die so selbstbewusst sind, dass sie selbst das Zepter in die Hand nehmen wollen.
MEIN PFERD IST IM GELÄNDE NERVÖS: Haben Sie einen hibbeligen Vierbeiner im Gelände, dann ist Ihr Pferd wahrscheinlich emotional über seiner Grenze. „Solche Pferde rennen nicht weg, spannen sich aber in der Muskulatur stark an“, erklärt der Ausbilder. Sein Rat: „Machen Sie alles langsamer, streicheln Sie Ihr Pferd beruhigend und warten Sie, bis es sich entspannt. Es braucht sehr viel Zeit“, so der Parelli-Instruktor. Die Nervosität kann ihre Ursache übrigens nicht nur in der fehlenden Führungsposition des Reiters haben. Es kann sein, dass das Pferd eigentlich selbstbewusst und ruhig ist, sein Reiter aber im Gelände nervös. So überträgt der Mensch die Nervosität auf das Tier.
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