Text & Foto: Annett Heibel

Auf einer Ranch in Nordkalifornien erlebte Annett Heibel richtiges Wild-West-Feeling – dabei durften lange Ausritte durch die rauen Berge sowie das Rindertreiben nicht fehlen.

Im Westen der USA gibt es über 200 sogenannte „Dude Ranches“. Das sind Farmen, auf denen man in alter Wild-West-Tradition inmitten von Pferde- und Rinderherden seinen Urlaub verbringen kann. Die Gäste sind in einfachen Holzhütten mitten in der Prärie, im Wald oder den Bergen untergebracht und werden mit Vollpension und einem abwechslungsreichen Aktivitätenprogramm rundum versorgt. Zu den angebotenen Aktivitäten gehören vor allem das Westernreiten mit Ausritten, Barrel Racing, Rodeos oder das Treiben von Rinderherden sowie – je nach Ranch – das Fischen, Wandern, Klettern oder Paddeln. Ich verbrachte meinen achttägigen Urlaub auf der „Greenhorn Guest Ranch“ in Nordkalifornien in unmittelbarer Nähe der Stadt Quincy. Die Ranch liegt idyllisch in einem Tal der Sierra Mountains, etwa vier Autostunden von San Francisco entfernt, und bietet hauptsächlich ein Reitprogramm an. Amerikanische Wrangler – also Pferdeführer – im Cowboy-Outfit leiten jeden Vor- und Nachmittag mehrstündige Ausritte. Dabei mag das Outfit nur Arbeitskleidung sein. Ihr Pferdeverstand ist allerdings echt und umfassend – unter anderem sind Pferdewirte, Distanz- und Rodeoreiter dabei. Als Gast muss man zunächst seine Kenntnisse im Sattel auf dem Reitplatz unter Beweis stellen, erlernt die Grundregeln des Westernreitens und wird dann entsprechend seiner Reiterfahrung in eine Gruppe eingeteilt. Die Anfänger sind beim Ausritt lediglich im Schritt unterwegs, die mittlere Gruppe reitet Schritt und Trab bzw. Jog, und für die Fortgeschrittenen gibt es Strecken mit Galopp bzw. Lope. Die Pferde, bei denen es sich vorrangig um Quarter Horses handelt, werden jeden Abend von der Koppel am Haus auf eine etwas entferntere Wiese gebracht, auf der sie sich satt fressen können. Jeden Morgen um kurz nach acht Uhr kommt die ganze Herde zurück auf die nahe Koppel: Dabei stürmen die ersten Vierbeiner außer Rand und Band auf dem Pfad entlang und hinterlassen dabei Staubwolken, während die letzten Pferde ganz gemächlich hinterhertrotten. Mein erstes Reitpferd bei diesem Urlaub war Minga, ein 18-jähriges ehemaliges Polopony, das zwar insgesamt eher ruhig war, beim Gruppengalopp jedoch auch mit den jüngeren Tieren problemlos mithielt. Später ritt ich dann die zwölfjährige Schimmelstute Longona.Die Auswahl der Reitwege und die Landschaft sind schier unendlich: Jeden Tag führte uns ein Wrangler einen anderen Weg entlang, hoch in die Berge, durch den Wald, über Bäche und Wiesen. Wir galoppierten teilweise steile Hänge hoch, auf denen für mich kein Weg erkennbar war, und ich musste auf zugewachsenen Pfaden mit einer Hand mein Gesicht vor dem Geäst schützen. Wir überquerten Bäche, deren Grund mit Steinen bedeckt ist und deren Wasser den Pferden bis Knie und Ellenbogen reicht. Bei den Ritten gab es den ein oder anderen adrenalingeladenen Augenblick, aber das Vertrauen in die Pferde wuchs stetig, und diese machten keinen falschen Schritt.Da Anfang Mai in der Vorsaison noch nicht allzu viele Gäste auf der Dude Ranch waren, war ich bei manchen Ausritten alleine mit dem Wrangler und durfte mir ab und zu beim Kochen ein Gericht wünschen. Das Mittagessen auf der Ranch wird stets im Kreise der Mitarbeiter und Wrangler eingenommen. Außerdem gibt es auf dem Gelände der Ranch eine Bar, in die abends lokale Anwohner kommen und in der man Billard und Tischtennis spielen kann. Auf der Greenhorn Ranch wird Gastfreundschaft sehr groß geschrieben, und ich habe den Aufenthalt sehr genossen.

Ihre Annett Heibel

www.greenhornranch.com

 

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