Text: Nicole Audrit Foto: www.Slawik.com
Der Begriff „Bascule“ könnte neben Plié und Passè auch eine weitere Übung im Ballett benennen. Tatsächlich ist Bascule die Bezeichnung für eine gute Körperhaltung des Pferdes über dem Sprung. Wir klären, welche Faktoren ausschlaggebend für die Qualität einer Bascule sind und ob – und wie – man diese gegebenenfalls durch spezielle Übungen verbessern kann.
Was ist eine Bascule?
Der Begriff „Bascule“ kommt aus dem Französischen und bedeutet Wippe oder Waage. In Bezug auf das Springreiten bezeichnet er jedoch die Körperhaltung beziehungsweise die Springmanier des Pferdes über dem Sprung. Der Fokus bei der Beurteilung der Bascule liegt dabei auf der Oberlinie – inklusive der Hals- und Kopfhaltung – sowie der Vorderbeintechnik. Ein basculierendes Pferd wirkt rund und harmonisch über dem Sprung: Das Pferd macht den Hals rund, streckt den Kopf leicht vorwärts-abwärts, wölbt den Rücken auf und zieht die Vorderbeine gleichmäßig und eng an den Körper. Der Widerrist sollte mittig über dem Sprung und damit der höchste Punkt des Rückens sein. Anatomisch betrachtet bewegen sich beim Aufwölben des Rückens, also der Bascule, die Dornfortsätze auseinander und der Rücken wird gedehnt.
Warum ist eine gute Bascule so wichtig?
Eine gute Springmanier bedeutet in den meisten Fällen die Optimierung der Fluglinie vom Absprung über die Flugphase bis hin zur Landung. Generell ist der Bewegungsapparat des Pferdes beim Springen hohen Belastungen ausgesetzt – Schäden an eben diesem lassen sich nur durch gutes Training und eine gesunde Körperhaltung langfristig vermeiden. Beim Dressurpferd sagt man, dass es nur dauerhaft gesund und leistungsbereit bleiben kann, wenn es über den Rücken geritten wird. Beim Springpferd verhält es sich ähnlich: Nur ein Springpferd, das über den Rücken springt, also basculiert, kann bei der Landung seine muskulären Stoßdämpfer verwenden und so den Gelenkapparat schonen. Anatomisch gesehen, federt bei der Bascule der Brustkorb des Pferdes nach oben. Es gibt auch im großen Sport Pferde, die hohe Hindernisse mit fehlender Bascule sicher überwinden. Dafür müssen sie jedoch mehr Kraft aufwenden, und eine größere Belastung auf dem gesamten Bewegungsapparat des Pferdes entsteht. Neben der höheren Belastung kann eine fehlende Bascule auch zu Vorhandfehlern im Parcours führen: Anatomisch bedingt, ist es für ein Pferd nur mit aufgewölbtem Rücken überhaupt möglich, die Vorderbeine anzuziehen; bei geradem Rücken ist dies nicht möglich. Generell ist somit beim Springen eine Bascule erwünscht, dabei gibt es jedoch auch einige Ausnahmen. Bei weiten und flachen Hindernissen, beispielsweise einem Wassergraben im Vielseitigkeitsparcours, ist keine Bascule erwünscht. In diesen Fällen ist eine Sprungtechnik ohne Bascule – und somit relativ geradem Rücken, nicht angezogenen Vorderbeinen und einer flachen Sprungkurve – insgesamt schneller und sicherer für die Landung.
Gibt es Übungen, um die Bascule zu verbessern?
Ein Großteil der Bascule ist Veranlagung und abhängig vom Exterieur des Pferdes. Daher lässt sie sich nur in einem gewissen Rahmen der angeborenen Möglichkeiten trainieren und verbessern. Generell hat ein Pferd, das in der Dressur durchlässig und fein an den Hilfen steht und den Rücken aufwölbt, die besten Voraussetzungen auch überm Sprung eine gute Bascule zu zeigen. Aus diesem Grund kann sich die Springmanier durch gute dressurmäßige Arbeit enorm verbessern. Zusätzlich kann Freispringen, besonders für junge Pferde, positive Effekte auf die richtige Körperhaltung über dem Sprung haben. Man sagt, dass Pferde durch Freispringen besonders viel lernen, da sie eigene Entscheidungen (beispielsweise in Bezug auf den Absprung und die Körperhaltung) treffen müssen. Auch spezielle Hindernisarten, wie zum Beispiel eine Tripplebarre, fördern das Aufwölben des Rückens und zugleich das korrekte Anziehen der Vorderbeine. Dabei wird der Unterarm aus der Schulter heraus nach vorne gezogen und die Vorderbeine gleichmäßig angewinkelt. Bei Pferden mit extremer Vorderbeintechnik und/oder Stollen an den Eisen sollte als Schutz ein spezieller Sattelgurt mit Bauchlatz verwendet werden. Auch Spring-Gymnastik-Reihen – insbesondere Reihen mit vielen In-Outs – bieten sich bei Pferden mit verbesserungswürdiger Vorhandtechnik an. Solche Sprungreihen schulen sowohl die Schnelligkeit als auch die Koordination der Vorderbeine des Pferdes.
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