Rittigkeitsprobleme lösen
Erste Liebe
Für einen Reiter bleibt es im Laufe des Lebens häufig nicht bei einem Pferd. Wer als Kind das Reiten begonnen hat und das Glück hatte von seinen Eltern ein Pony zu bekommen, war schon prädestiniert dafür, in ein paar Jahren ein weiteres Pferd zu besitzen, da man schlicht und ergreifend aus dem Pony herausgewachsen war. Genauso war es auch bei mir. Mein Deutsches Reitpony Elvis bekam ich, als er drei Jahre alt war und ich etwa neun. Er war alles andere als ein Kinderpony, aber das war mir ganz recht – völlig angstfrei und ohne Zweifel beschritt ich den Weg, dieses wilde, gerade gelegte Pferdchen zu meinem zu machen. Viele Stürze, blaue Flecken und schmerzende Hintern führten trotzdem oder gerade deshalb dazu, dass wir zwei unzertrennlich wurden. Fliegende Wechsel, Spanischer Schritt, natürlich alle Seitengänge und ein blindes Vertrauen in allen Situationen beiderseits waren das Resultat unserer vielen gemeinsamen Jahre. Als ich immer größer wurde und ihn deshalb immer seltener ritt, holte ich ihn aus der Boxenhaltung zu mir nach Hause in einen Offenstall. Hier hatte er zumindest die Möglichkeit, sich immer frei zu bewegen. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, ich würde ihm nicht mehr gerecht werden. Bodenarbeit und Spaziergänge waren einfach nicht das, was ihn ausfüllten. Der Gedanke, ihn nach den ganzen Jahren abzugeben, war für mich schrecklich, doch ich musste mir nach einem weiteren halben Jahr eingestehen, dass es doch das Beste für ihn wäre. Die Zeit verging, in der ich nach geeigneten Menschen suchte: Der eine war mir zu dick, der andere zu dünn, bei dem dritten stimmte die Nase nicht. Ich war gefangen in meiner Trauer um den nahenden Verlust meiner ersten großen Liebe. Irgendwann kam dann doch eine Familie zum Ausprobieren, die anders war. Nach dem zweiten Besuch und einer Begutachtung seines neuen Zuhauses konnte ich mich dann, wenn auch schweren Herzens, lösen.
Die Jahre vergingen, und die Telefonate mit den neuen Besitzern wurden immer seltener. Und mittlerweile gab es natürlich viele weitere Pferde, die ich in mein Herz geschlossen hatte und denen ich gerecht werden musste. Trotzdem schwirrten in meinem Kopf immer wieder die Gedanken an mein altes Pony: Lebt er wohl noch? Geht es ihm gut? Wie sind seine letzten Jahre verlaufen? Immer wieder auch das schlechte Gefühl, dass man keine Macht mehr über das hat, was mit ihm passiert. Ein Tag wie jeder andere in der Redaktion: Ich saß gerade an einem Artikel für dieses Heft und recherchierte im Internet. Dabei warf ich einen kurzen Blick auf unseren neuen Instagram-Account der Mein Pferd. In den Neuigkeiten wurde mir angezeigt, dass wir neue Abonnenten haben. Während ich diese grob überflog, fiel mein Blick auf eines der kleinen Bilder, die zu den jeweiligen Personen angezeigt werden. Das Bild zeigte ein braunes Pony, welches mit einem Mädchen über den Platz läuft. Mein Herz blieb für eine Sekunde stehen. Ich klickte auf das Profil, und sofort wurden mir eine ganze Seite Bilder angezeigt. Das Pony sah glücklich aus und wurde in allen Lebenslagen fotografiert: Auf dem Turnier, der Weide, wälzend auf dem Paddock, spielend mit Pferde-Kumpels und mit seiner Besitzerin galoppierend auf dem Stoppelfeld. „Elvis, meine große Liebe“, steht unter einem der Bilder. Ich konnte es nicht glauben, dass ich vor mir meinen Elvis sah, der es anscheinend nicht besser hätte treffen können und in der neuen Besitzerin das Gleiche auslöst wie damals bei mir. Ich durfte ihn direkt ein paar Tage später besuchen kommen. Das Gefühl, welches ich immer hatte, wenn er in meiner Nähe war, empfand ich nun wieder, und ich sah meinen nun alt gewordenen Freund mit den gleichen Augen wie im Alter von neun Jahren. Er ist und bleibt meine große Pferde-Liebe.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe und hoffe, dass Sie Ihre erste Pferde-Liebe nie aus den Augen verlieren.
Lara Wassermann
Leitende Redakteurin Mein Pferd
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