Text: Nicole Audrit | Foto: slawik.com

Besondere Momente behält man ein Leben lang im Herzen. Mit etwas Können gelingt es Ihnen diese wundervollen Augenblicke auch in Form eines Bildes auf ewig festzuhalten. Bei der Fotografie kommt es unabhängig vom Motiv – seien es Landschaften, Menschen oder ­Tiere – auf viele unterschiedliche Dinge an: die richtige Location, das ideale Licht und ­natürlich die Fertigkeiten des Fotografen.

Anders als bei der Fotografie von Menschen kann man Pferde allerdings nur begrenzt in eine bestimmte Pose bringen. Erfahrene Pferdekenner können in einem gewissen Rahmen anhand der Körpersprache des Pferdes das Verhalten voraussagen, beispielsweise in welche Richtung das Pferd im Freilauf über die Koppel galoppieren wird. Da Pferde bewegungsfreudige Tiere sind, ist es allerdings gar nicht so einfach, das perfekte Bild hinzubekommen – mit etwas Übung aber absolut im Bereich der Möglichkeit. Christiane Slawik ist eine der weltweit erfolgreichsten Pferdefotografinnen. Ihre Bilder zieren viele Wandkalender, sowie ­Titelseiten von Magazinen und Büchern. Ihr erster Tipp: „Hören Sie auf zu knipsen und fangen Sie an zu fotografieren.“

Ähnlich wie ein Pferd auf vier Beinen steht, gibt es vier Säulen bei der Pferdefotografie, erklärt Christiane Slawik: „Die erste Säule ist die Technik: Es ist wichtig, sich mit der eigenen Ausrüstung auszukennen und die verschiedenen Einstellungen und Funktionen bedienen zu können.“ Zusätzlich werden Kenntnisse im Umgang mit Pferden benötigt, um die Sicherheit aller beteiligter Personen und Tiere während eines Shootings zu gewährleisten. „Kein Bild der Welt ist es Wert, dass dafür Verletzungen von Mensch oder Tier in Kauf genommen werden“, mahnt Christiane Slawik.

Als dritten Punkt wird ein gutes Auge benötigt: Das bedeutet, für ein gutes Foto braucht man ein gewisses Gefühl für die richtige Perspektive, das richtige Licht und das Gesamtkonzept des Bildes. Als letztes gehört zum perfekten Foto natürlich auch noch ein Quäntchen Glück. Für ein tieferes Verständnis der Technik empfiehlt sich ein Blick in die Gebrauchsanweisung der Kamera, für bessere Pferdekenntnisse ist sowohl praktischer Umgang als auch die Lektüre von Fachliteratur empfehlenswert und um den fotografischen Blick zu schulen, eignen sich Bildbände von professionellen Fotografen.

Viele werden sich fragen: Braucht man überhaupt noch eine richtige Kamera oder reicht nicht auch die Kamera des Smartphones? Viele moderne Handykameras machen zwar tolle, hochauflösende Fotos, trotzdem sind ihnen die Kameras überlegen. Schon allein durch die Variationsmöglichkeiten des Objektivs lässt sich eine deutlich größere Bandbreite an Motiven abdecken. Außerdem kann es aufgrund der geringen Brennweite einer Handykamera schnell zu Verzerrungen kommen, sodass das Pferd unproportional aussieht.

Technische Raffinessen

Ist man auf der Suche nach einer Kamera, sollte man viel Wert auf einen schnellen Autofokus legen. Für den Anfang ist ein Zoom-Obkjektiv zwischen 80-200 mm Brennweite ideal. Die modernen Kameras haben einen sehr guten Automatikmodus, daher kann dieser zu Beginn auf jeden Fall genutzt werden. Nach und nach sollte man jedoch dazu übergehen, eine der Halbautomatiken oder den manuellen Modus zu wählen. Für diese ist ein Grundverständnis der drei wichtigsten, technischen Faktoren der Kamera unumgänglich: dem ISO-Wert, der Blende und der Verschlusszeit.

Der ISO-Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit: Je höher dieser Wert, desto heller ist das Bild. Allerdings sinkt mit steigendem ISO-Wert die Qualität des Bildes: Bei einem hohen ISO-Wert lässt das sogenannte Bildrauschen ein Foto verpixelt aussehen. Aus diesem Grund gilt bei dem ISO-Wert die Grundregel: So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig. Bei schönem Wetter und Sonnenschein reicht meist ein ISO-Wert zwischen 100-400; bei Dämmerung und in einer schwach beleuchteten Reithalle ist ein deutlich höherer ISO-Wert nötig und die Gefahr von grobkörnigen Bildern besteht.

Die Blende ist für die Menge des einfallenden Lichtes auf den Sensor verantwortlich. Zusätzlich spielt sie eine wichtige Rolle für die Schärfentiefe: Darunter versteht man den Unterschied der Schärfe zwischen dem Hauptmotiv und dem Hintergrund, beispielsweise in Form eines unscharfen Hintergrunds und eines scharfen Pferdekopfes. Eine hohe Blendenzahl von 16 verursacht eine geringe Linsenöffnung und somit wenig Lichteinfall. Gleichzeitig ist bei einer solchen Blendengröße ein sehr großer Bereich scharf, und es bestehen nur wenige Unschärfen – dies ist beispielsweise bei der Aufnahme einer Herde praktisch. Eine kleine Blendenzahl und somit eine große Linsenöffnung, beispielsweise bei 2,8, bedeutet, dass nur noch ein kleiner Bereich des Bildes scharf ist. Dies eignet sich besonders für Porträts, da durch den geringen Schärfebereich automatisch der Blick auf das Pferd gerichtet wird.

Der letzte Faktor ist die Verschlusszeit, die eng mit der Blende zusammenhängt. Durch sie wird geregelt, wie lange die Blende geöffnet ist, und wie viel Licht auf den Sensor fällt. Je mehr Bewegung im Spiel ist, desto niedriger sollte die Verschlusszeit sein – ansonsten entsteht eine Bewegungsunschärfe. Wird diese gezielt eingesetzt, kann dadurch viel Dynamik im Bild entstehen. Bei diesem Stilmittel ist jedoch Vorsicht geboten, da die Bilder schnell einfach nur unscharf aussehen können. Bei einem galoppierende Pferd sollte die Verschlusszeit 1/1.000 Sekunden oder kürzer sein. Grundsätzlich gilt: Je schneller die Bewegung, desto kürzer die Verschlusszeit. Der ISO-Wert, die Blende und Verschlusszeit sind in Kombination dafür verantwortlich, wie hell oder dunkel ein Bild ist.

Ohne Planung geht es nicht

Jedes Bild hat eine individuelle Bildsprache: Diese setzt sich sowohl aus dem Motiv selbst, dem Hintergrund, der Farbgestaltung sowie der Perspektive zusammen. Daher ist für ein besonderes Foto auch ein gewisses Maß an Planung vonnöten. Zuallererst sollte man sich darüber Gedanken machen, was für ein Bild man sich eigentlich von seinem Pferd wünscht: Ein dynamisches Galoppbild im Freilauf, ein träumerisches Bild inmitten einer Frühlingswiese oder ein klassisches, ausdrucksstarkes Porträt? Hat man sich für ein Konzept entschieden, geht es an die Vorbereitung: An welchem Tag möchte man die Fotos machen? Ist gutes Wetter vorhergesagt? Außerdem ist es empfehlenswert, sich mindestens einen Helfer zu organisieren – gleichzeitig die Kamera zu bedienen, das Pferd in Position zu stellen und die Aufmerksamkeit des Pferdes zu erhalten ist nicht möglich.

Die Bildbearbeitung mit verschiedenen Programmen wie beispielsweise Photoshop oder Lightroom gehört mittlerweile für viele untrennbar zum Fotografieren dazu. Christiane Slawik versucht jedoch, bereits ein perfektes Bild in der Kamera und nicht erst später am Computer entstehen zu lassen: „Umso besser das Bild technisch und planerisch gemacht wird, umso mehr Zeit spare ich mir bei der anschließenden Bearbeitung. Habe ich beispielsweise einen unschönen Zaun im Hintergrund, macht es meiner Meinung nach wenig Sinn diesen anschließend zu retuschieren. Sinnvoller ist es, aus einer anderen Perspektive zu fotografieren, sodass der Zaun verdeckt ist.“

Lassen Sie sich von folgenden Vorschlägen inspirieren und schießen Sie tolle Fotos von ­Ihrem geliebten Vierbeiner.

…mit den Tipps in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe – unter anderem zur Farbgestaltung, Perspektive und vielem mehr – werden Ihre Fotos wunderschön.

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